Sebastian Vettel erhält beim Großen Preis von Großbritannien 2022 ein neues Formel-1-Auto, zumindest für ein paar Runden. Oder besser gesagt: Ein relativ altes, dafür aber unheimlich prestigeträchtiges Formel-1-Auto, das gemeinhin als das fortschrittlichste in der Geschichte des Sports gilt. Der Aston-Martin-Pilot führt am Sonntagvormittag vor dem Rennen das WM-Auto von Nigel Mansell aus dem Jahr 1992, den Williams FW14B, auf dem Traditionskurs in Silverstone aus.

Das Auto wird dabei, anders als zu seiner aktiven Rennzeit, von kohlenstoffneutralen Kraftstoffen angetrieben. In Vettels Augen mache das Benzin keinen Unterschied dabei, wie sich das Auto fahre. Vielmehr sei es ein umweltfreundlicherer Weg, um historische Rennwagen wie diesen noch heute zu fahren. Nur so könne man diese Autos und die Geschichte am Leben erhalten.

"Man kann Kultur auf viele verschiedene Weg zum Ausdruck bringen", sagt Vettel. "Etwa mit Musik oder Kunst, aber unsere Art, uns auszudrücken, ist das Autofahren, das Rennfahren, und es wäre schade, wenn das alles verschwinden würde."

Vettels Williams-Ausfahrt: Bloß nicht crashen!

Eine große Herausforderung war es, das kohlenstoffneutrale Benzin zu finden. "Danach war es jedoch sehr einfach, wir haben nur einen Shakedown gebraucht, um es zum Laufen zu bringen", verriet Vettel in Silverstone. Das Auto werde dennoch genauso klingen wie vor 30 Jahren. "Es wird sich genauso fahren und ich werde nicht versuchen, binnen weniger Runden ans absolute Limit zu gehen. Aber ich werde versuchen, Spaß zu haben, also so schnell zu fahren, wie ich mich wohl fühle."

Vettels ehemaliger Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc kennt das Gefühl, mit einem historischen Fahrzeugs abzufliegen - er crashte vor dem Monaco GP mit einem alten Ferrari von Niki Lauda (mehr dazu lesen: Leclerc crasht Lauda-Ferrari in Monaco). Das möchte Vettel nicht wiederholen, schon gleich gar nicht, weil der Williams FW14B ihm selbst gehört!

Vettel kaufte das Auto mit der Chassis-Nummer 08 im Rahmen des Goodwood Festival of Speed im Jahr 2019 bei einer Versteigerung des renommierten Auktionshauses Bonhams. Kostenpunkt: 2,7 Millionen Pfund.

Vettel im Williams: Natürlich mit der roten Nummer 5

Vettel hatte selbst die Idee, damit Demorunden in Silverstone zu drehen - und das genau 30 Jahre nachdem das Auto beide WM-Titel sowie den Großbritannien GP gewonnen hat. Dieses spezielle Chassis kam damals in 13 von 16 Rennen zum Einsatz, zunächst bei Mansell, danach auch bei seinem Teamkollegen Riccardo Patrese. Vettels Exemplar trägt aber die berühmte rote Startnummer 5 von Nigel Mansell.

"Natürlich habe ich die Nummer 5 auf meinem Auto", sagt er. "Ich habe meinen ersten WM-Titel mit einer roten Fünf gewonnen, obwohl sie auf unserem Auto damals etwas kleiner war. Aber es war dennoch die Nummer 5." Auch im Kartsport sei er schon mit dieser Startnummer angetreten. "Und jetzt habe ich sie auch, es gibt also eine Verbindung." Den ganzen Trainings-Freitag der Formel 1 heute in Silverstone gibt es hier im Live-Ticker.