Normalerweise ist Alexander Albon für die Highlights bei Williams zuständig. Der Thailänder holte im vermutlich langsamsten Auto des Feldes bereits drei WM-Punkte. Beim Heimrennen des Teams wollte Williams ihm mit einem großen Updatepaket nach vorne verhelfen, doch im Regen-Qualifying von Silverstone war es Nicholas Latifi im zweiten Williams, der zu glänzen wusste. Besonders brisant dabei: Latifi fuhr mit dem alten Paket auf Rang 10, Alex Albon kam mit den neuen Teilen nur auf Platz 16.

Latifi zeigte sich sehr zufrieden nach seinem mit Abstand besten Qualifying der Saison: "Das war natürlich eine sehr positive Qualifying-Session. Ins Q2 zu kommen war schon großartig, aber Q3 war sicher mehr als erwartet. Der Regen war unsere Chance, denn wir sahen im Trockenen nicht sehr konkurrenzfähig aus. Es fühlte sich sofort gut an." Im richtigen Gefühl sah er auch den Unterschied zu den letzten Zeittrainings, die er zwischen Platz 18 und 20 beendete: "Wenn du ein gutes Gefühl hast, dann wird meistens auch die Rundenzeit gut. In den letzten Rennen war das leider nicht der Fall, deswegen ist heute so positiv."

Obwohl Q3 für einen Williams-Piloten bereits eine kleine Sensation ist, war Latifi mit dem letzten Qualifyingabschnitt selbst nicht zufrieden. "Es gab wohl einen Schaden am Auto, denn es war viel instabiler als zuvor. Es machte keinen Sinn, eine Rundenzeit zu setzen, denn mehr als Platz 10 wäre ehrlicherweise nicht dabei herausgekommen", gab der Kanadier zu Protokoll. Seinen Ausritt in Kurve 1, bei dem er sich die Beschädigung vermutlich zuzog, erwähnte er nicht direkt. Stattdessen gab es Lob für seine Mannschaft: "Wir müssen trotzdem sehr zufrieden sein. Der Schlüssel war, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Das Team hat fantastische Arbeit mit der Positionierung auf der Strecke geleistet"

Reifen bei Albon zu kalt, Update trotzdem mit Potential

Teamkollege Alexander Albon konnte mit seinem Arbeitstag weit weniger glücklich sein, denn seine Ansprüche waren wesentlich höher. "Ich bin mehr frustriert als wütend. Wir hätten es ins Q2 schaffen müssen, vielleicht sogar ins Q3. Normalerweise sind wir gut in diesen Bedingungen. Jedes Mal, als wir draußen waren, haben wir um die Top-10 gekämpft", gab der Ex-Red-Bull-Pilot seiner Enttäuschung Ausdruck.

Der Thailänder hatte jedoch eine Erklärung dafür, warum es nur zu Platz 16 reichte. "Wir haben vor der letzten Runde eine Abkühlrunde ausprobiert, um alle Temperaturen bestmöglich ins Fenster zu bekommen. Die Strecke war aber zu kalt und zu nass, um so etwas zu tun. Auf meiner letzten Runde hatte ich daher weniger Grip als vorher, obwohl die Strecke trockener war. Es war einfach zu viel Temperaturverlust. Es war frustrierend, weil ich die ganze Runde damit gekämpft habe. Die Reifen waren nicht da, aber du willst dich trotzdem qualifizieren. Wenn wir uns das Leben selbst leichter gemacht hätten, dann wären wir auch ins Q2 gekommen", trauerte er der verpassten Chance hinterher.

Das Update des Williams sieht Albon trotz der Quali-Pleite positiv: "Es verbessert die Balance des Autos. Es fährt sich definitiv anders. Wir haben einen guten Fortschritt seit gestern gemacht, vor allem in FP3 war alles gut im Fenster. Es geht in die richtige Richtung, aber da ist immer noch etwas Potential. Wir hoffen in das Mittelfeld zu kommen." Wie viel die neuen Teile wirklich bringen, wird sich laut dem Thailänder erst in einer Woche in Spielberg zeigen, falls es dort trocken bleibt.

Silverstone: Albon will nach vorne, Latifi erwartet Rückschritt

Für das Rennen hat sich Albon trotz seiner mäßigen Startposition einiges vorgenommen. "Es gibt viel Reifenverschleiß und überholen geht hier leichter als auf anderen Strecken, also ist durchaus etwas möglich. Platz 16 ist nicht unbedingt von dem weg, wo wir sonst sind. Ich denke, wir können von diesem Platz immer noch etwas bewirken. Wir haben zwar kaum Daten aus Long Runs, aber ich glaube es wird gut", gab sich der 26-Jährige optimistisch.

Sein kanadischer Teamkollege hat für Sonntag eine andere Erwartungshaltung: "Erneuter Regen könnte wieder alles ändern, denn eigentlich ist mein Auto nicht das zehntschnellste in der Startaufstellung. Das Team hat daher einen guten Job gemacht, uns da dorthin zu bringen. Wenn es morgen trocken bleibt, werden viele schnellere Autos von hinten kommen." Daher gibt sich Latifi keinerlei Träumereien hin: "Ich werde mich auf mein Rennen konzentrieren, egal wie das Resultat am Ende aussehen wird." Alle News zur Formel 1 heute in Silverstone gibt es im Liveticker.