Das Qualifying am Samstag in Silverstone hätte kaum aufregender sein können. Kurz vor der Session kam es nämlich zu einem starken Regenguss, der zwischenzeitlich zwar immer mal wieder nachließ, letzten Endes aber doch das gesamte Qualifying über andauerte. So wurde jede Runde zu einem neuen Abenteuer für die Piloten, da sich die Bedingungen auf der Strecke bei keinem Umlauf glichen.

Charles Leclerc sucht keine Ausreden - im Gegenteil

Eigentlich hatte das Qualifying in Silverstone für Leclerc ausgesprochen gut begonnen. Wie schon so häufig in dieser Saison, bot er sich in allen drei Phasen einen unerbittlichen Kampf mit Max Verstappen um die beste Rundenzeit. Die Führung wechselte mehrfach zwischen den beiden hin und her. Doch dann kam die allerletzte Runde und plötzlich standen weder er noch Verstappen ganz vorne, sondern Carlos Sainz.

Was war passiert? "An sich habe ich mich ausgesprochen wohl gefühlt. Doch dann habe ich im Q3 leider einen Fehler gemacht. Genau in der Runde, in der eigentlich alles hätte passen müssen. Ich habe den Job einfach nicht gut genug gemacht. Ich habe das Auto in Kurve 14, in der eine Menge Wasser stand, verloren."

Am Ende konnte er dem Ganzen aber trotzdem noch etwas Positives abringen: "Davon abgesehen, war das Auto unter diesen Bedingungen aber wirklich konkurrenzfähig, was ausgesprochen wichtig ist. In den vergangenen Jahren war es unter solchen Bedingungen häufig nicht einfach. Wir haben also etwas an Konstanz zugelegt, was das betrifft." Und auch im Trockenen war Leclerc alles andere als unzufrieden mit dem F1-75. "Die Pace in FP3 war ziemlich stark. Max war schnell, aber wir hatten noch ein paar Reserven. Ich bin zwar recht sicher, dass das auch für Red Bull gilt, zuversichtlich bin ich aber trotzdem. [...] Ich war heute auf jeden Fall wesentlich glücklicher mit dem Auto als gestern. Da war es wirklich ausgesprochen schwer, eine gute Runde zusammenzubekommen."

Carlos Sainz und Charles Leclerc nach dem Qualifying in Silverstone, Foto: LAT Images
Carlos Sainz und Charles Leclerc nach dem Qualifying in Silverstone, Foto: LAT Images

Ferrari schielt auf Doppelsieg - Steigbügelhalter Leclerc?

Carlos Sainz bietet sich beim morgigen Rennen in Silverstone also eine gute Gelegenheit, endlich zum GP-Sieger aufzusteigen, wird ihm sein Teamkollege dabei helfen? "Ich wäre natürlich sehr glücklich darüber, wenn Carlos das Rennen morgen gewinnen würde, aber ich werde auch nicht verheimlichen, dass ich gerne auch selbst siegen möchte. Was aber am wichtigsten ist, ist, dass wir morgen auf P1 und P2 ins Ziel fahren. Und falls es die Möglichkeit für Strategiespielchen gibt, werden wir diese natürlich auch nutzen." Allzu viel Schützenhilfe sollte sich der Spanier vom Monegassen im Rennen also offenbar nicht erwarten, da Leclerc bei aller Sympathie für seinen Teamkollegen natürlich trotzdem keine Chance ungenützt lassen kann, die Punkte-Lücke, die sich mittlerweile zwischen ihm und Verstappen aufgetan hat, zu verkleinern (Formel 1 WM-Stand 2022).

Mit Blick auf den anvisierten Ferrari-Doppelsieg sieht Teamchef Mattia Binotto allerdings auch einen nicht zu vernachlässigenden Haken - nämlich die beiden "Sandwiches", die sich in Startreihe eins und zwei ergeben haben. "Max ist im Ferrari-Sandwich, aber Charles ist natürlich auch im Red-Bull-Sandwich. Perez steht ja gleich hinter ihm." Bleibt also abzuwarten, welches der beiden Teams diese Ausgangsposition morgen besser für sich nutzen kann.