Schon wieder nur Platz 2! Carlos Sainz wartet nach dem Formel-1-GP in Kanada weiter auf seinen ersten Rennsieg in der Königsklasse. In Montreal hatte ihn eigentlich kaum jemand auf der Rechnung, da Max Verstappen als klarer Favorit ins Rennen ging. Doch die Rennpace des Ferrari-Piloten war stärker als erwartet. Hätte es ohne das Safety Car etwas werden können mit dem Sieg?

Sainz hatte nach dem finalen Restart zwar eine etwas bessere Pace als Verstappen, aber der Vorteil reichte nicht aus, um den Red-Bull-Piloten nachhaltig zu attackieren. "Es war ein intensiver Kampf mit Max. Ich wusste, dass ich das ganze Rennen über ein kleines Pace-Delta gegenüber ihm hatte und ich hatte auch einen fünf oder sechs Runden frischeren Reifen, aber um zu Überholen benötigt man hier ein bisschen mehr als diese zwei bis drei Zehntel Vorteil." Die Track Position machte also am Ende den Unterschied.

Safety Car: Fluch oder Chance?

Dabei hatte Sainz bis 22 Runden vor Schluss genau diesen Trumpf in der Hand. Zu diesem Zeitpunkt führte er mit 7,7 Sekunden Vorsprung vor dem Weltmeister. Der Red-Bull-Pilot schloss allerdings mit frischen Reifen und einem Vorteil von acht Zehnteln pro Runde zur Spitze auf. Ohne dem Safety Car wäre die große Frage gewesen, ob das Reifendelta von Verstappen nachdem er den Rückstand aufgeholt hätte, noch ausreichend gewesen wäre um den Madrilenen zu Überholen.

Durch die SC-Phase war aber Ferrari gezwungen, ebenfalls noch einen zweiten Stopp einzulegen und es ergab sich die Konstellation der letzten Runden: Verstappen vorne und Sainz mit sechs Runden frischeren Reifen dahinter nach.

Sainz hinterfragt Strategie: Wieso nicht auf Soft?

Da Sainz keine Mediums mehr zur Verfügung hatte, musste Ferrari den WM-Fünften beim letzten Stopp mit der Hard-Mischung auf die Strecke entlassen. Sainz grübelte, ob das nicht eine Fehlentscheidung war. "Wenn ich jetzt darüber nachdenke, dass das Safety Car ein bisschen länger draußen geblieben ist, hatten wir nur 16 Runden oder so grüne Flaggen. Das wäre genau die Anzahl an Runden gewesen, um vielleicht einen Soft aufzuziehen", grübelte er.

"Dadurch hätten wir versuchen können, Verstappen in der Aufwärm-Phase seiner Reifen (nach dem SC) zu Überholen", glaubt Sainz. Wie realistisch diese Option tatsächlich war, darf bezweifelt werden. Denn im gesamten Rennen wurde die C5-Mischung nicht ein einziges Mal zum Einsatz gebracht und der Reifenverschleiß war allgemein höher als vor dem GP prognostiziert. Selbst wenn Sainz in diesem hypothethischen Szenario an Verstappen vorbeigekommen wäre, ist es fraglich ob seine Pneus dann bis zur karierten Flagge durchgehalten hätten.

Sainz "jagt" Heidfeld-Rekord

Doch so wartet Sainz immer noch auf seinen ersten Formel-1-Erfolg und das obwohl er inzwischen bereits 11 mal auf dem Podium stand. Einen Rekord hat er damit noch nicht, aber langsam nähert er sich der Marke von Nick Heidfeld an, der bei 13 GPs in den Top 3 landete, ohne einmal einen Sieg zu holen. Auch der ehemalige McLaren und Ferrari-Pilot Stefan Johansson liegt mit zwölf Podien noch vor Sainz.