Seinen 26. Karriere-Erfolg hätte sich Max Verstappen etwas einfacher vorgestellt. "Es war ein hartes Rennen, ich hatte erwartet, etwas mehr Pace zu haben", gestand selbst der Weltmeister selbst nach seinem ersten Sieg in Kanada. 70 Runden lang musste Verstappen pushen, um Carlos Sainz hinter sich zu halten. Am Ende war es weniger als eine Sekunde, die Verstappen von seinem ehemaligen Teamkollegen trennte.

Schon im ersten Stint fiel auf, dass sich Verstappen nicht sonderlich absetzen konnte. Als der Ausfall von Teamkollege Sergio Perez früh im Rennen eine VSC-Phase bescherte, nutzte Red Bull die Gelegenheit und holte den Führenden in Runde neun zum Reifenwechsel.

"In dieser Phase hatten wir etwas Graining", verriet Teamchef Christian Horner. Das VSC war eine willkommene Gelegenheit. Durch den frühen Stopp hatte sich Red Bull auf eine Zwei-Stopp-Strategie festgelegt.

Dass Carlos Sainz in Runde 20 ebenfalls eine VSC-Phase für seinen Reifenwechsel nutzen konnte, schmeckte Red Bull nicht. Mit deutlich frischeren Reifen lag der Spanier nur zehn Sekunden hinter Verstappen.

Safety Car ärgert Red Bull

Langsam konnte Sainz die Lücke verkleinern, ehe Verstappen in Runde 43 zum zweiten Mal stoppte. Nun war Verstappen der Jäger und hatte rund zehn Sekunden auf Sainz Rückstand. Eine Safety-Car-Phase drehte den Spieß aber noch einmal um: In Runde 49 tauschte Sainz die Führung gegen frische Reifen.

"Mit dem Safety Car war ich nicht ganz glücklich, weil er dann frischere Reifen hinter mir hatte", ärgerte sich Verstappen. Auch am Kommandostand hat man sich nicht über das Safety Car gefreut. "Unsere Berechnungen haben gesagt, dass wir Sainz zehn Runden vor dem Ende überholt hätten", erklärt Horner.

16 Runden lang musste Horner nach dem Restart noch leiden. "Und ich hatte noch das Rennen hier vor zehn Jahren im Kopf", erinnert er. Damals machte Sebastian Vettel in der letzten Runde einen Fehler und verlor den Sieg an Jenson Button.

Verstappen musste 16 Runden nicht nur fehlerlos bleiben, sondern richtig pushen. Jede einzelne Runde war Sainz im DRS-Fenster. Erschwerend kam hinzu, dass der Funk nicht mehr richtig funktionierte. "Aber ich habe alles gehört, das ist das wichtigste. Vielleicht ist es für die Jungs sogar gut, wenn sie mich nicht hören", scherzte Verstappen nach dem Rennen.

Verstappen: Aus 46 Punkten Rückstand werden 46 Punkte Vorsprung

Der Weltmeister genoss den unerwarteten Zweikampf: "Ich musste immer sicherstellen, dass ich am Kurvenausgang stark war, wenn er DRS hatte. Das war richtiges Racing, ich musste richtig pushen. Immer wenn ich mal etwas Übersteuern hatte, sah ich im Spiegel, dass es Carlos genauso ging. Es war wirklich am Limit und das war schön zu sehen."

Obwohl er mit seinem sechsten Saisonsieg den Vorsprung in der Weltmeisterschaft um satte 25 Punkte ausbaute, will der Niederländer noch nicht von einer Vorentscheidung sprechen. "Das wäre dumm. Der Vorsprung ist groß, aber die Saison ist noch lang und dass es schnell anders sein kann, habe ich selbst erlebt. Nach drei Rennen lag ich noch 46 Punkte zurück." Nun führt Verstappen selbst mit 46 Punkten Vorsprung auf Sergio Perez.