Nach einem vielversprechenden Start in die Formel-1-Saison 2022 scheinen Ferrari nun die Probleme einzuholen. Der Doppel-DNF beim Grand Prix in Baku sorgt für Sorgenfalten bei der Scuderia. Wird der Ferrari-Motor abermals zum Problemkind?

Das Formel-1-Rennen in Aserbaidschan entpuppte sich für Ferrari als komplettes Desaster. Beide Boliden des Teams erlagen technischen Defekten. Bei Carlos Sainz war die Hydraulik betroffen. Dem führenden Charles Leclerc ging der Motor in Rauch auf. Auch die Kundenteams Alfa Romeo und Haas kämpften mit ihren Autos. Sowohl Guanyu Zhou als auch Kevin Magnussen mussten den Baku-GP frühzeitig beenden.

"Es besteht kein Zweifel, dass so viele Zuverlässigkeitsprobleme besorgniserregend sind", gibt Ferrari-Teamchef Mattia Binotto zu. "Zuverlässigkeit ist immer eine Challenge, vor allem was die Power Unit betrifft. Man sucht immer nach mehr Leistung und dabei Zuverlässigkeit zu garantieren ist nie einfach. Unsere PU-Abteilung hat bezüglich Performance einen fantastischen Job gemacht. Das hat die Zuverlässigkeit sicherlich beeinflusst."

Binotto über Ferrari-Motor: Lieber Performance als Zuverlässigkeit

Während bei Sainz und Zhou die Hydraulik versagte, sind die Defekte bei Leclerc und Magnussen auf den Ferrari-Motor zurückzuführen. Beim Monegasse weist das auf einen gefährlichen Trend hin. Leclerc bekam beim Formel-1-Debüt in Miami einen neue Power Unit eingesetzt. Seitdem litt er bereits unter zwei Motorversagen (Barcelona und Baku). Ob dem Ferrari-Pilot in Kanada eine Strafversetzung droht, oder alte Komponenten verwendet werden können, ist noch unklar. Den ganzen Trainings-Freitag der Formel 1 heute in Kanada gibt es hier im Live-Ticker.

"Ja, die PU bereitet Sorgen", verrät Binotto. "Charles wird bald einen neuen Motor brauchen und es ist noch sehr früh in der Saison. Manchmal gibt es für solche Probleme eben keine schnelle Lösung. Wir hoffen jedoch auf eine defektfreies Wochenende in Kanada."

Generell zeigt sich der Ferrari-Chef mit der Arbeit seines Teams aber zufrieden. "Ich bevorzuge es, eine gute Performance mit Zuverlässigkeitsproblemen zu haben, als umgekehrt", so Binotto. "Wir wissen, dass wir betreffend PU noch Arbeit vor uns haben, aber wir sind ein starkes Team und werden es schaffen."

Leclerc-Sieg in Kanada kein Muss

Leclerc musste aufgrund von Defekten und strategischen Fehlgriffen seine WM-Führung an den amtierenden Weltmeister Max Verstappen abgeben. Er rutschte gar hinter Sergio Perez auf Rang drei zurück. Dennoch sei ein Rennsieg in Kanada laut Binotto kein Muss, um noch im Rennen um den Titel zu bleiben.

"Wir müssen in Kanada nicht unbedingt gewinnen", sagt der Ferrari-Chef. "Der Fokus liegt derzeit auf uns selbst, nicht auf dem Kampf mit der Konkurrenz. Wir werden versuchen unser Potential Rennen für Rennen zu optimieren. In Baku ist etwas schiefgelaufen, wir müssen daraus lernen und die Fehler verstehen, um unser Auto stärker zu machen."

Außer Frage steht jedoch, dass die Scuderia an ihrer Zuverlässigkeit arbeiten muss. Viele Desaster-Wochenenden wie in Baku kann sich das Team mit Titelambitionen nicht leisten. "Die Zuverlässigkeit ist ein Grundelement der Gesamtperformance", ist sich auch Ferrari-Chef Binotto bewusst. Ob dem Rennstall samt Problem-Motor beim Formel 1 Grand Prix in Kanada ein fehlerfreies Wochenende gelingt, bleibt abzuwarten.