Es war die große Nachricht im diesjährigen Formel-1-Winter: Rekordweltmeister Lewis Hamilton wird zum Ende der Saison 2024 nach zwölf Jahren das Mercedes-Werksteam verlassen und zu Ferrari wechseln. Erwartungsgemäß wurde am Rande der Präsentation des SF24 auch Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur auf die Transfermarkt-Sensation angesprochen, obwohl sich die Scuderia sichtlich darum bemühte, das Gesprächsthema hin zur eigentlichen Fahrzeugpräsentation zu lenken.

Wenig überraschend war der Franzose voll des Lobes für Hamilton: "Es ist sicherlich eine riesige Gelegenheit für das Team. Wir sind sicher, dass er uns in Zukunft einen ordentlichen Schritt weiterbringen wird." Der Schritt hin zur Verpflichtung sei natürlich geschehen. "Wir haben seit über 20 Jahren eine gute Beziehung. Ich weiß nicht, was letztlich den Ausschlag gegeben hat oder nicht, aber es kam Schritt für Schritt", erklärte Vasseur.

Lewis Hamilton und Frederic Vasseur während der GP2-Saison 2006 in Monaco.
Fred Vasseur und Lewis Hamilton werden nicht das erste Mal zusammenarbeiten, Foto: LAT Images

Frederic Vasseur: Langjährige Beziehung mit Lewis Hamilton

Worauf der ehemalige Sauber-Teamchef anspielte, ist die langjährige Verbundenheit zwischen ihm und dem siebenfachen Formel-1-Weltmeister. Schon 2005 gewann Hamilton mit dem von Vasseur gegründeten ASM-Team die Formel-3-Euro-Serie. Ein Jahr später ging Vasseurs Rennstall in das heutige Topteam ART auf (übrigens in Zusammenarbeit mit Nicholas Todt, dem heutigen Manager von Charles Leclerc). Mit diesem gewann Hamilton gemeinsam mit dem heutigen Ferrari-Teamchef die GP2, die Vorgängerserie der Formel 2.

In Folge des Hamilton-Wechsels muss Carlos Sainz Ende 2024 Ferrari nach vier Jahren verlassen. Vasseur, der Ende 2022 Mattia Binotto als Teamchef ablöste, sah die Trennung jedoch nicht als Entscheidung gegen den Spanier an, sondern stellte beim Launch die Besonderheit des Transfers hervor: "Ich weiß nicht, ob unfair (Sainz-Rauswurf; d. Red.) das richtige Wort ist, denn für das Team ist die Gelegenheit, Lewis zu bekommen, etwas, worüber du in jedem Fall nachdenken musst."

Carlos Sainz und Lewis Hamilton bei der Siegerehrung in Großbritannien
Lewis Hamilton löst 2025 Carlos Sainz ab, Foto: LAT Images

Vasseur: Wechsel hat nichts mit Sainz zu tun

Sainz habe im vergangenen Jahr gute Leistungen gezeigt und sich stets professionell verhalten. Deshalb kam Vasseur zu dem Schluss: "Es (der Wechsel; d. Red.) hat nichts mit Carlos zu tun!" Dennoch gestand der Ferrari-Boss, dass ihm das Telefonat mit dem zweifachen GP-Sieger nicht leichtgefallen sei: "Es war einer der schwierigsten Anrufe meines Lebens." Vasseur schob im Anschluss lachend hinterher: "Zusammen mit dem mit Toto (Wolff; d. Red.)."

An Sainz' Motivation für 2024 hegte Vasseur unterdessen keinen Zweifel. Auch versprach er, dass es trotz des Sainz-Abschieds keine Ungleichbehandlung zwischen den beiden Fahrern geben werde, obwohl er sich die Möglichkeit von Stallregie im Verlauf des Jahres offenhielt.

Vasseur: 2024 keine Übergangssaison

Klar ist, dass, trotz der mit Spannung erwarteten Saison 2025, das kommende Jahr nicht zu einer Übergangssaison verkommen soll. "Wir sind fokussiert auf 2024, wir wollen das Beste erreichen, Rennen gewinnen und den Weg von 2023 weiter bestreiten. Und wir werden überhaupt nicht an 2025 denken", stellte Vasseur klar und betonte, dass Ferrari auch deswegen den Wechsel so früh im Jahr kommuniziert habe, um Ablenkungen während der Saison zu vermeiden.

Präsentation Ferrari SF-24 mit Charles Leclerc, Frederic Vasseur und Carlos Sainz Jr.
Ferrari will 2024 Red Bull näher kommen, Foto: Ferrari

Gelingen soll der Schritt hin zu mehr Rennsiegen auch durch ein besser ausbalanciertes Auto. Im vergangenen Jahr klagten die Fahrer des Öfteren über den schwierig zu bändigenden und inkonstanten SF23. "Die Fahrbarkeit des Autos war ein Problem. Von Beginn an des 2024er-Projekts waren wir darauf fokussiert", erklärte Vasseur und zeigte sich optimistisch für den SF24: "Zumindest bisher im Hinblick auf das, was wir im Simulator gesehen haben, haben wir den größten Teil des Problems gelöst."

Nachdem Ferrari am Launch-Tag des neuen Boliden bereits einen Demo-Run und tags darauf einen Filmtag absolvierte, stehen als nächstes die Testfahrten für den SF24 in Bahrain vom 21. bis zum 23. Februar an. Der Saisonstart erfolgt in der darauffolgenden Woche am 02. März (Rennen schon am Samstag!).

Neben der Wechsel-Posse gab es im Winter auch eine weitere Vertragsbekanntgabe bei der Scuderia. Charles Leclerc verlängerte seinen ursprünglich Ende 2024 auslaufenden Ferrari-Vertrag langjährig. Ob der Monegasse im Voraus schon vom Hamilton-Wechsel zu Ferrari wusste, lest Ihr in diesem Artikel: