Traditionell gilt der Europaauftakt als das erste Rennen größerer Upgrades jeder Formel-1-Saison. Nicht selten war das beim Spanien Grand Prix der Fall. 2022 allerdings stieg das erste Rennen auf europäischem Boden bereits vor vier Wochen in Imola. Nicht zuletzt Red Bull sorgte dort mit seinem bis dato größten Update des RB18 für einen Performance-Sprung. Wegen der langen Zeitspanne und dem zwischenzeitlichen Abstecher nach Miami sind nun allerdings auch am kommenden Wochenenden in Barcelona wieder diverse Neuerungen zu erwarten.

Insbesondere Ferrari hat für den Spanien-GP eine Gegenoffensive angekündigt. Erstmals soll der F1-75 einen umfangreicheren Facelift erfahren, um auf das zuletzt deutlich verbesserte Red Bull zu reagieren. Auch auf Mercedes werden besonders viele Augen ruhen. Gelingt dem Team bei der Rückkehr auf die Strecke der ersten Formel-1-Testfahrten in diesem Winter endlich ein Durchbruch mit dem offensichtlich so knifflig zu optimierenden Konzept des Mercedes F1 W13? Auch McLaren hat umfangreiche Neuerungen für den MCL36 angekündigt während Red Bull zumindest weiter etwas abspecken will.

Formel 1 Upgrades in Spanien: Haas passt freiwillig

Generell bietet Barcelona - die Teststrecke der Formel 1 schlechthin - den Teams eine sehr gute Location für Neuerungen und Vergleichstests gegenüber der in der Regel noch deutlich weniger entwickelten Spezifikation lange vor dem Saisonstart. Mindestens ein Team verzichtet beim Großen Preis von Spanien 2022 dennoch auf sämtliche Neuerungen für seinen Boliden. Bei Haas und dem VF-22 bleibt am kommenden Wochenende alles wie gehabt.

"Spanien ist der übliche Ort für Upgrades und ich denke, dass einige Teams welche planen. Ich weiß natürlich nicht, welchen Unterschied sie an welchem Auto machen und was sie bringen werden. Aber wir haben uns entscheiden, mit Upgrades noch etwas länger zu warten", berichtet Teamchef Günther Steiner im Vorfeld des sechsten Wochenendes im Formel-1-Kalender 2022.

Haas will 2022er Formel-1-Auto erst richtig verstehen

Den Grund für keine Beteilung an der Formel 1 Upgrade-Flut nannte der Südtiroler bereits vor einigen Wochen. Haas will 2022 zunächst die Basis seines Autos möglichst perfekt verstehen und optimieren. Genau das ist nach fünf Grands Prix nun noch nicht im gewünschten Ausmaß umgesetzt, womöglich auch, weil durch Zwischenfälle wie Mick Schumachers Unfall im Qualifying in Saudi-Arabien wertvolle Zeit auf der Strecke verloren ging.

"Ich denke, dass wir ohne sie [Upgrades] noch immer Performance im Auto haben, was wir auf die Strecke bekommen müssen. Manchmal schaffen wir das, manchmal aber auch nicht", erklärt Steiner. Ein nachvollziehbares Argument angesichts deutlicher Höhen wie dem Saisonstart in Bahrain auf der einen Seite und klarer Tiefen wie einer schwachen Performance in Australien auf der anderen.

Upgrades in der Formel 1: Haas mit böser Vorgeschichte

Doch wären Upgrades nicht die einfachere Lösung, um sofort schneller zu werden? Möglich, aber gefährlich, so Teamchef Steiner schon vor Wochen. Immerhin bestehe dabei die Gefahr, sich zu verzetteln. Das habe Haas in der Saison 2019 schmerzhaft am eigenen Leib erfahren, erinnerte Steiner. "Da haben wir auch Upgrades gebracht und sind im letzten Rennen dann wieder beim Paket des ersten Rennens gewesen. Das waren keine guten Upgrades. Da es einmal so danebengegangen ist, will ich diesen Fehler nicht wiederholen", sagte der Teamchef.

Völlig d'accord mit diesem Ansatz geht Mick Schumacher. Dem Deutschen erschienen sogar die bislang minimalen Upgrades bei Haas - Diffusor in Melbourne, Unterbodenkante in Imola und ein für Miami angepasster Heckflügel als zu viel, um sich gänzlich in seinen neuen Dienstwagen zu fuchsen. "Ich denke, wir verstehen das Auto noch nicht zu 100 Prozent - niemand tut das", sagt Schumacher.

Mick Schumacher: Upgrades erschweren Verständnis für Auto

"Einfach, weil wir noch versuchen Gründe herauszufinden, warum das Auto sich verhält wie es sich verhält und das zu verstehen. Außerdem kommen Updates rein und die können es schwer machen, es besser zu verstehen, weil du auch weiterentwickelst. Wenn das Auto gleich geblieben wäre, dann würdest du es nach fünf Rennen vielleicht etwas besser kennen, einfach, weil es dasselbe ist. Aber wir ändern durchweg etwas, um zu versuchen, es schneller zu machen", erklärt Schumacher.

Sorgen, dass Haas in Barcelona ohne Upgrades noch weiter zurückfallen könnte - nach dem fulminanten Saisonstart in Bahrain mit Platz fünf für Kevin Magnussen rangiert das Team derzeit nur noch auf dem achten Gesamtrang in der Formel-1-Tabelle 2022 -, macht sich die US-Truppe vor dem Spanien-GP jedenfalls nicht. "Das Auto ist gut. Wir müssen nur das Setup richtig hinbekommen und die Reifen ordentlich zum Arbeiten bekommen, dann ist das Auto da", versichert Steiner. In anderen Worten: Diesmal müsse Haas schlicht die Punkte, die möglich seien auch holen, so Steiner.

Kevin Magnussen: Verpasster Test ist kein Nachteil

Bei den Testfahrten habe Haas jedenfalls ein gutes Setup für den Circuit de Barcelona-Catalunya gefunden, so Steiner. "So fahren wir zumindest zuversichtlich dort hin", sagt der Teamchef. "Wenn wir auf dem richtigen Fuß beginnen, bringen wir uns normalerweise auch in eine gute Position für Qualifying und Rennen." Zumindest etwas mahnender gibt sich Schumacher. "Die Streckenbedingungen werden ganz anders sein, vielleicht 20 Grad anders als beim Test", sagt der Deutsche. "Als wird auch der Reifen ganz anders arbeiten."

Nicht nur deshalb erwartet Teamkollege Magnussen - stieß erst zum Bahrain-Test zurück zu Haas - keinen Nachteil in Barcelona. "Das ist vielleicht die Formel-1-Strecke, die ich am besten von allen kenne. Deshalb wird es kein so großer Nachteil sein, bei den Testfahrten dort nicht gefahren zu sein", sagt der Däne. Auch von seinem Arbeitsgerät erwartet Magnussen keine Rückentwicklung gegenüber der Konkurrenz. "Das Auto war auf vier von fünf Strecke gut, also denke ich, dass auch dort gut sein wird", sagt der WM-Zehnte.

Christian Danner: Mick Schumacher hat schon viel geschrottet (10:53 Min.)

Formel 1, Haas kündigt an: Upgrades in vier oder fünf Rennen

Mittelfristig sollen dann auch bei Haas größere Upgrades diese Performance in Relation zur Konkurrenz konservieren. "In vier oder fünf Rennen haben wir auch ein gutes Paket von Upgrades", verspricht Steiner. "Und damit bin ich dann zuversichtlich." Ein geringfügiges Auf und Ab im Kräfteverhältnis sei 2022 ohnehin permanent zu erwarten, ergänzt Magnussen mit Blick auf die neuen Regeln.