Seit der Absage des Russland-GPs für die Formel-1-Saison 2022 aufgrund des russischen Einmarsches in die Ukraine im Februar wartete die Königsklasse auf ein Ersatzrennen für diesen Grand Prix. F1-Boss Stefano Domenicali betonte mehrmals, dass man noch immer mit dem Rekord-Kalender von 23 Rennen plane. In der Verlosung waren die Strecken in Portugal, der Türkei oder sogar ein zweiter GP auf dem Stadtkurs von Singapur.

Doch diese Pläne haben sich offenbar geändert. Am Mittwoch gab die Königsklasse bekannt, dass der Rennkalender bei 22 Rennen bleiben wird. Der Russland-GP wird dementsprechend nicht ersetzt werden. "Diese Saison 2022 wird aus 22 Rennen bestehen", wurde in einer Mitteilung der FIA unmissverständlich klargestellt.

Formel 1: Kosten für Russland-Ersatz zu hoch

Als Begründung für die Absage liefert die Formel 1 die anhaltende Inflation und die drastisch gestiegenen Frachtkosten, mit welchen der Sport seit Monaten zu kämpfen hat. Zahlreiche Teamchefs beklagten seit März die hohen Transport-Kosten, die vor allem durch den Ukraine-Krieg hervorgerufen wurden. 20 Prozent des Luftfrachtverkehrs werden über russische Unternehmen abgewickelt. Seit dem russischen Angriffskrieg im Nachbarland fallen diese natürlich weg.

In der Mitteilung der Formel 1 heißt es: "Wir hatten gutes Interesse von Ersatz-Veranstaltern, aber wir mussten abwägen, ob es sich für die Teams und jeden im Sport lohnt. Es hat keinen Sinn, einen Ersatz hinzuzufügen, wenn sich die Kosten für Fracht, Reisen, Hotels und so weiter für alle nicht lohnen."

Als problematisch erweist sich dabei die Kostenobergrenze in der Königsklasse. Da das Budget aller Teams auf 140 Millionen Dollar (mit Ausnahme einzelner Kostenfaktoren) gedeckelt ist, sind sämtliche ungeplanten Kostenanstiege eine große Herausforderung für die zehn Rennställe. "Es ging nicht darum, keine Optionen zu haben - aber das Gesamtbild war wichtiger als der kommerzielle Wert des Rennens im Vergleich zu den allgemeinen Kosten und Belastungen", wird in der Aussendung klargestellt.

EU-Gesetze stehen Europa-Ersatz im Weg

Ein logischer Ersatz-GP in Europa, sei aufgrund von EU-Gesetzen keine sinnvolle Variante gewesen. "Optionen in Europa waren aufgrund der EU-Frachtbestimmungen für nicht flugbezogene Varianten nicht realisierbar", begründet die Formel 1. Konkret bedeutet dies, dass die Teams zwischen den GPs wieder in ihr Werk zurückkehren hätten müssen, um dort zu entpacken und anschließend wieder für den nächsten GP einzupacken. "Ein logistischer Albtraum", beschwert sich die Königsklasse.

"Daher wurde die allgemeine Entscheidung getroffen, das Vernünftigste und Effizienteste für alle zu tun und keine zusätzlichen Belastungen und so weiter in einer Zeit zu verursachen, in der die externen Kosten und Zeitpläne bereits knapp sind", unterstrich die Formel 1 in der Aussendung noch einmal.

Der vakante Platz des Russland-GPs war im Rennkalender auf das Wochenende zwischen dem 23. und dem 25. September terminiert gewesen. Durch die endgültige Absage eines Rennens an jenem Datum, klafft im Formel-1-Kalender nun zwischen dem Italien-GP am 11. September und dem Großen Preis von Singapur am 2. Oktober eine dreiwöchige Lücke.

Die Formel 1 begründete die Absage des Sotschi-Rennens noch einmal: "Wir haben die richtige Entscheidung für das russische Rennen getroffen, und zwar schnell. Der Grund für die 22 Rennen ist die Situation, in der wir uns befanden, und es gab keine Möglichkeit, in Russland zu fahren." Neben der Absage für dieses Jahr wurde der Vertrag mit dem Russland-GP, der ab 2023 auf dem Igora Drive Circuit nahe St. Petersburg hätte stattfinden sollen, ebenfalls bereits Anfang März außer Kraft gesetzt.