Wir schreiben den 25. September 2022. Eigentlich sollte heute laut dem ursprünglichen Formel-1-Kalender der Saison der Große Preis von Russland über die Bühne gehen. Aber auf der Rennstrecke in Sotschi wird es nach 15 Uhr still und leer bleiben, genauso wie rund um den Globus vor zahlreichen Fernseh-Bildschirmen. Warum findet heute kein Rennen statt?

Zunächst einmal liegt das natürlich an dem Thema, das seit über einem halben Jahr die Welt in Atem hält: Die russische Invasion in der Ukraine. Genauso wie zahlreiche andere Sportserien ächtete auch die FIA den Angriffskrieg Russlands in seinem Nachbarstaat. Am 25. Februar wurde das Abschieds-Rennen in Sotschi (2024 war eine Verlegung auf den Igora Drive Circuit geplant) abgesagt.

Formel 1 verbannt Russland aus dem Kalender

Etwa eine Woche später löste die Formel 1 auch den Vertrag mit dem Russland-GP vollkommen auf. Damit gibt es bis auf weiteres keine F1-Rennen im größten Land der Welt mehr. Für die Königsklasse ist das langfristig kein großer Verlust, aufgrund des immer größer werdenden Kalenders muss man sowieso für andere Austragungsorte Platz schaffen. Mit Katar, Las Vegas und China kehren alleine 2023 drei GPs in den Rennkalender zurück.

Aber das ist nur die erste Hälfte der Geschichte. Denn eigentlich war ursprünglich nicht geplant, den Russland-GP ersatzlos zu streichen, sondern ein Ersatzrennen dafür in den Kalender zu schieben. Interessenten für ein Formel-1-Rennen gibt es ja genug, wie F1-Oberhaupt Stefano Domenicali mehrmals betonte. Im März unterstrich er noch: "Wir haben das Potenzial, auf 30 (Rennen) zu kommen!"

Formel 1 2022: Deshalb gibt es kein Ersatzrennen

Es dominierte also lange die Frage das Geschehen, nicht ob sondern wo ein Ersatz für den Großen Preis von Russland stattfinden würde. Im Gespräch waren der Istanbul Park Circuit, Portugal, Katar oder sogar ein zweites Rennen in Singapur.

Doch letztendlich wurde keine dieser Ideen umgesetzt. Am 18. Mai kam die offizielle Mitteilung von der Formel 1, dass es kein Ersatzrennen für den GP in Sotchi geben werde. Damit war klar: In der Saison 2022 wird es nicht mehr als 22 Rennen geben. Als Begründung wurden vor allem wirtschaftliche Bedenken angeführt. Die grassierende Inflation in Europa, die nun im September immer noch ein akutes Thema ist, war einer davon.

"Wir hatten gutes Interesse von Ersatz-Veranstaltern, aber wir mussten abwägen, ob es sich für die Teams und jeden im Sport lohnt. Es hat keinen Sinn, einen Ersatz hinzuzufügen, wenn sich die Kosten für Fracht, Reisen, Hotels und so weiter für alle nicht lohnen", begründete die Königsklasse die endgültige Absage.

Dazu kamen noch die Frachtkosten, die - ebenfalls aufgrund des Ukraine-Krieges - in exorbitante Summen gestiegen sind. Allein 20 Prozent des weltweiten Luftfrachtverkehrt wurden vor dem Krieg über Russland abgewickelt. Innerhalb das Budget Caps war es also im Interesse aller Teams kein zusätzliches Rennen an diesem Wochenende abzuhalten. Ein Ersatzrennen in Europa, was die Frachtkosten entlastet hätte, erwies sich aus gesetzlichen und organisatorischen Gründen ebenfalls nicht als plausible Alternative.

So entfiel der erste Grand Prix des geplanten Tripleheaders von Russland, Singapur und Japan. In einer Woche geht der Grand-Prix-Zirkus aber wie geplant mit dem Nachtrennen auf dem Marina Bay Street Circuit weiter, ehe die Königsklasse nach drei Jahren Pause wieder den Suzuka International Racing Course ansteuert.