Sebastian Vettel sorgte beim letzten Formel-1-Wochenende in Miami für eine äußerst kuriose Protestaktion. Der Aston-Martin-Pilot erschien im Fahrerlage bekleidet mit einer Unterhose über seinem Renn-Overall. Hintergrund der Aktion war eine Vorgabe der FIA, dass man unter der Rennkleidung ausschließlich feuerfeste Unterwäsche tragen darf. Vettel übte sich im Protest gegen diese Maßregelung.

Er begründete diese Ablehnung gegen die striktere Regelauslegung mit persönlichen Freiheiten. "Wir sind alt genug, um unsere Entscheidungen außerhalb des Autos zu treffen, dann sind wir auch alt genug um unsere Entscheidungen im Auto zu treffen", so der vierfache Formel-1-Weltmeister.

Danner: Als Teamchef würde ich ihn nicht fahren lassen

Formel-1-Experte Christian Danner kritisierte im Exklusiv-Interview gegenüber Motorsport-Magazin.com die Haltung von Vettel hingegen scharf. "Er hat eine eigenartige Art, die ich persönlich nicht nachvollziehen kann. Wenn er sich über diese Unterwäsche-Vorgaben der FIA lustig macht und dann mit der Unterhose in der Boxengasse herumspringt, dann muss ich ehrlich sagen, ist das Kindergarten", so der ehemalige F1-Pilot

Danner geht sogar noch einen Schritt weiter und legt Aston Martin bei einer ähnlichen Protest-Aktion eine Suspendierung des Heppenheimers nahe. "Wenn ich Teamchef gewesen wäre, hätte ich ihm gesagt er soll zwei Wochen Pause machen und dorthin gehen, wo er im Moment hingehört, und zwar in den Kindergarten. Wenn er dann da fertig ist, kann er auch gerne wieder Auto fahren", erklärte der 64-Jährige.

Danner über Vettel: Kindergarten! Gefällt mir gar nicht (12:53 Min.)

Formel 1 ist ein Privileg

Danner, der zwischen 1985 und 1989 an insgesamt 36 F1-GPs an den Start ging, vermisst im Zuge solcher Aktionen die Seriosität, welche er sich von einem hochdekorierten Rennpiloten wie Vettel erwarten würde. "Ich habe nichts dagegen, wenn er sich umweltpolitisch engagiert (...), das ist alles in Ordnung. Aber irgendwo ist die Ernsthaftigkeit für einen Formel-1-Rennfahrer schon darin begründet, dass es ein Privileg ist, sein Auto zu fahren und das vergessen viele", sagt er.

Das umweltpolitische Engagement sei bei Vettel nicht das Problem. Aber: Nachdem ein Sportler wie Vettel Zig-Millionen im Sport verdient habe, sei es nicht angemessen die Königsklasse als Zeitvertreib zu sehen und "Späßchen und Quatsch zu machen", kritisiert Danner.

Dass Vettel ausgerechnet bei einem sicherheitsrelevanten Thema wie der feuerfesten Unterwäsche so auf die Barrikaden geht, stößt bei dem früheren DTM-Piloten auf zusätzliches Unverständnis. Auch die mangelnde Pace des Aston Martin AMR22 sei keine Ausrede.

Zu wenig Ehrgeiz bei Aston Martin?

"Ich kenne viele Fahrer, die in ihrer Karriere schlechte Autos gefahren sind. Sind die deswegen in der Unterhose durch die Boxengasse gelaufen? Nein! Die waren froh, wenn die FIA sich um etwas gekümmert hat und das in die Regularien aufgenommen hat", so der ehemalige Arrows-, Rial- und Osella-Pilot.

Danner fordert deshalb, dass Vettel trotz der sportlichen Misere seines Teams wieder seinen Fokus auf die Formel 1 legt: "Ich glaube der Seb ist nach wie vor ein guter F1-Fahrer. Er hat sich aber in den letzten Jahren ein bisschen verändert und gibt sich nicht mehr so fokussiert, wie er einmal war, sondern es gibt tausend Sachen, die in mehr interessieren."