Alpine befindet sich in einer ziemlichen Zwickmühle. Fernando Alonso ist noch hungrig. Der 41-Jährige gab im Zuge des Australien Grand Prix bekannt, dass er noch lange nicht über ein endgültiges Formel-1-Ende nachdenkt. Zwei bis drei Jahre. So lange möchte der Spanier noch in der Königsklasse an den Start gehen. Gleichzeitig drängt der Alpine-Nachwuchsstar Oscar Piastri aber bereits darauf nachzurücken. Eine knifflige Situation, in der jede mögliche Option einen Verlust bedeutet. Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer zeigt sich derweil noch gelassen.

"Es ist großartig, dass Fernando weitermachen möchte und wir gleichzeitig Oscar in unseren Reihen haben. Oscar ist ein wundervoller junger Mann. Er ist gut vorbereitet und sehr, sehr ehrgeizig", sagt Szafnauer.

Piastri eroberte die Nachwuchsserien im Sturm. Auf Anhieb gewann er sowohl die Formel 3 als auch die Formel 2. Obwohl der junge Australier nach seinem F2-Meistertitel im Vorjahr am liebsten sofort ins Formel-1-Auto gesprungen wäre, ließ er sich zunächst mit der Rolle als Alpines Test- und Ersatzfahrer besänftigen.

"Wir arbeiten hart mit Oscar zusammen, falls sich die Möglichkeit ergibt, ihn in ein Formel-1-Auto zu stecken. Wir werden ihm später in diesem Jahr bereits diese Möglichkeit geben, da er ein paar Freie Trainings für uns absolvieren wird. Zusätzlich macht er für uns auch viel Arbeit am Simulator. Er ist ein aufstrebendes Talent, das man beobachten muss", so der Alpine-Teamchef über die Zusammenarbeit mit Piastri. Ein weiteres Jahr ohne einen Sitz in der Königsklasse wird das Jungtalent aber kaum dulden. Auch, wenn das einen Teamwechsel bedeuten würde.

Oscar Piastri wird nicht ewig auf einen Sitz in der Formel 1 warten, Foto: LAT Images
Oscar Piastri wird nicht ewig auf einen Sitz in der Formel 1 warten, Foto: LAT Images

Alpine: Druck wegen Piastri-Alonso-Situation kommt erst

Das große Dilemma: Möchte Alpine den Nachwuchsstar Piastri behalten, so muss der Rennstall auf Alonso verzichten und umgekehrt. Da Esteban Ocon seinen Platz bei Alpine bereits bis einschließlich 2024 gesichert hat, bleibt nur der Sitz des zweifachen Weltmeisters übrig. Alonsos Vertrag läuft zwar mit Ende 2022 aus, er macht aber keine Anstalten die Formel 1 verlassen zu wollen. Der Umstand, dass es derzeit kein zweites Team in der Königsklasse mit Renault-Motor gibt, macht die Situation noch kniffliger.

"Es gibt keinen Druck, ihm [Piastri] einen Sitz zu finden, da es erst April ist. Im Juli wird der Druck aber sicherlich vorhanden sein", gibt Teamchef Szafnauer zu. Dass die sogenannte 'Silly Season' der Formel 1 im Sommer 2022 eine durchaus spannende Zeit sein wird, bestätigt auch Alonso: "Ich werde noch ein paar Jahre länger fahren. Noch zwei oder drei Jahre. Wenn mit Alpine, dann gut. Wenn mit einem anderen Team, dann auch gut. Das werde ich noch herausfinden, die Diskussionen werde ich wahrscheinlich im Sommer beginnen."

Aston Martin möglicherweise Alternative für Alonso

Spekulationen zufolge könnte Aston Martin eine alternative für Alonso darstellen, sollte sich Alpine gegen ihn entscheiden. Der Vertrag von Sebastian Vettel beim Rennstall in Grün läuft mit der Formel-1-Saison 2022 aus. Ob ein Weitermachen in Frage kommt, ist unklar. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass ein Weltmeister den anderen ablöst.

Ohne Piastri in den Startlöchern, gäbe es wohl kaum einen Grund, warum Alpine nicht mit Alonso verlängern sollte. Der 41-jährige Spanier fühlt sich weiterhin konkurrenzfähig und liefert noch ab. Beim Rennwochenende in Australien hätte Alonso - laut eigenen Angaben - sogar die Pole Position und ein Top-3-Ergebniss holen können. Im Vorjahr besiegte der Formel-1-Rückkehrer seinen Teamkollegen Ocon in der Fahrerwertung, wenn auch nur knapp. Trotzdem wäre es vergeudetes Talent, Piastri keine Chance zu geben, sich in der Königsklasse zu beweisen. Ob sich Alpine wohl einen solchen Nachwuchsstar, zu Gunsten eines 'alten Hasen', durch die Finger gehen lässt?