Unglücksrabe Fernando Alonso. In genau dieser Rolle sieht sich der spanische Doppelweltmeister nach dem großen Formel-1-Comeback in Australien. Schon in den Trainings auf dem umgebauten Albert Park Circuit von Melbourne bestach in der Alpine A522 insbesondere Alonso mit herausragender Pace, Teamkollege Esteban Ocon tat sich deutlich schwerer. Doch bereits im Qualifying stoppte den Spanier im Q3 ein Ölleck durch einen beschädigten Dichtungsring. Sonst wären die Top-3 drin gewesen, betonte Alonso am Samstag. Mindestens.

Im Rennen fuhr dem Spanier - nun lediglich von P10 gestartet - dann auch noch ein für ihn schlecht getimtes Safety Car in die Comeback-Parade. So ging alles nach hinten los: P17, letzter Platz! Dabei hätte es doch eigentlich ein Podium werden müssen - und das leicht, so Alonso trotz P17 im Endergebnis.

Alonso überzeugt: Hätte Russell im Mercedes geschlagen!

"Das macht mich sprachlos, ehrlich gesagt", kommentiert der Asturier in Diensten Alpines seine zweite Nullnummer in Folge. Schon vor zwei Wochen in Saudi-Arabien war Alonso durch eine defekte Wasserpumpe um Big Points gebracht worden und ausgeschieden. Nun der nächste Nuller. "Es ist schwer zu akzeptieren, dass gerade alles in die falsche Richtung geht", klagt Alonso. "In Saudi haben wir gerade erst einen garantierten sechsten Platz verloren und hier sah es nach P6 oder P7 aus - bis das Safety Car kam!"

Insgesamt habe er sogar noch sehr viel mehr verloren. "Wenn wir [den Defekt] gestern einbeziehen, dann wäre mit Max' Ausfall das Podium heute sehr leicht gewesen", meint Alonso. "George [Russell] hätten wir im Kampf um das Podium geschlagen. Ich denke, wir waren sehr schnell, auf dieser Strecke viel schneller als Mercedes. Also haben wir eine Chance liegengelassen."

Otmar Szafnauer bewertet das nicht sehr viel anders. "Hätten wir uns da qualifiziert, wo wir uns hätten qualifizieren können, wäre es für Fernando ein ganz anderes Rennen gewesen. Er wäre wie alle anderen auf den Mediums gewesen, wäre nicht vom Safety Car erwischt worden und hätte eine gute Chance gehabt, mit den Top-4 zu kämpfen", sagt der neue Alpine-Teamchef.

Harter Alonso im Pech: Safety Car kommt zu früh für Wechsel

Das erwähnte Safety Car kam für Alonso tatsächlich im ungünstigsten Moment. Als einer von nur sechs Fahrern hatte Alonso das Rennen wegen der schlechten Ausgangslage eben nicht auf Mediums, sondern auf harten Reifen begonnen und lag im ersten Stint in aussichtsreichster Position all dieser antizyklischen Starter, auf P10. Von dort rückte Alonso Platz um Platz nach vorne, als die Medium-Pneus seiner Vorderleute eingingen und diese zum Reifenwechsel auf Hard an die Box kamen. Doch dann geschah es.

In Runde 23 crashte Sebastian Vettel und beförderte ein Safety Car auf die Strecke - für Alonso viel zu früh, um bereits jetzt von Hard auf Medium umzustecken. Mehr als 30 Runden waren noch zu fahren. Das hätte den mittleren Pneu überfordert. "Das hat er vielleicht gemacht, weil ich jetzt hier bin", scherzt Teamchef Szafnauer in Richtung Vettel. Im Vorjahr hatten der Deutsche und Szafnauer noch bei Aston Martin zusammengearbeitet, sich aber stets gut vertragen.

Durch das Safety Car rückte das gesamte Feld zum Restart wieder zusammen. Alonso hatte seinen wertvollen Vorsprung auf alle, die schon gewechselt hatten, eingebüßt. "Wir hatten extremes Pech mit dem Safety Car. Als es in Runde 22 oder so kam, sah es für uns nach P6 oder P7 aus, was ein tolles Comeback war. Aber mit dem Safety Car war dann alles neu angeordnet und unser Rennen hinüber", klagt Alonso.

Alonso bricht im Schlussspurt völlig ein: DRS-Zug ruiniert Reifen

Eine kleine Chance sollte Alonso allerdings noch bekommen als Max Verstappens Ausfall in Runde 39 für ein kurzzeitiges virtuelles Safety Car sorgte. Das nutze Alonso nun für einem zumindest zeitsparenden Wechsel auf die Medium-Reifen. Auf P13 zurückgefallen blieben ihm 18 Runden für eine Aufholjagd - und das mit jetzt weicheren und frischeren Reifen als alle Gegner vor ihm.

Für Alonso war das dennoch eine Spur zu früh. "Beim virtuellen Safety Car waren wir nur für den verpflichtenden Reifenwechsel an der Box. Das war aber leider zu früh, um das Rennen auf den Gelben zu beenden", klagt Alonso - und gesteht: "Da haben wir gezockt, ja. Aber der Killer war schon das erste Safety Car."

Damit nicht genug. Nach seinem Stopp fuhr der Spanier ganz am Ende der dichten Kampfgruppe Stroll, Gasly, Bottas und Schumacher. "Nach dem Stopp waren vier Autos in einem DRS-Zug direkt vor uns. Wenn die alle allein sind, überholst du die einfach, aber wenn sie alle zusammen sind, haben alle DRS und es ist unmöglich", erklärt Alonso den folgenden Stillstand trotz eigentlich besserer Pace. Darauf folgte letztlich sogar der vollständige Absturz. "So haben wir unsere Reifen getötet", erklärt Alonso jene Phase, in der er plötzlich nur noch weiter durchgerecht wurde und vier Runden vor Schluss nochmals auf neue Mediums wechseln musste.

Alonso macht Pech fassungslos: Immer wenn wir schnell sind, passiert etwas

Alonso konnte es kaum fassen. "Ich bin etwas sprachlos, denn wir hatten schon in Saudi ein mega Wochenende. Und hier ganz besonders. Aber wir haben null Punkte aus diesen beiden Rennen geholt. Das ist schwer zu erklären", hadert Alonso."

Bitter seien die verlorenen Big Points dennoch. "Es ist nicht garantiert, dass wir an einem Wochenende schnell sind. Und wenn wir es schnell sind, dann passiert an unserem Auto oder auf unserer Seite etwas. Das ist echt verrückt", klagt Alonso. "Drei Rennen gefahren, super viel Unglück gehabt." Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Alonso: "Ich gehe davon aus, dass wir die nächsten 20 jetzt sehr viel Glück haben!"

Mit Platz sieben erzielte immerhin Esteban Ocon in einem unauffälligen Rennen sechs WM-Punkte für Alpine. Für Imola kündigte Teamchef Szafnauer größere Upgrades an. Auch Alonsos Motor aus Bahrain ist nach Checks auf dem Prüfstand weiterhin verfügbar. Anders sieht es bei dem Aggregat aus Jeddah aus. Die defekte Wasserpumpe führte zu einer Überhitzung und zerstörte den ICE.