Beinahe wäre es hinter dem Safety Car im Formel-1-Rennen von Australien zu einem großen Crash gekommen. Haarscharf rutschte Mick Schumacher mit stehenden Rädern bei hoher Geschwindigkeit am Heck des AlphaTauri von Yuki Tsunoda vorbei.

"Jesus, wieso fahren die so erratisch? Holy Cow, das war knapp!", entfuhr es Schumacher am Funk danach in Richtung Tsunoda und dessen Teamkollege Pierre Gasly vor ihm. Wie konnte so eine gefährliche Situation hinter dem Safety Car passieren? Erst recht, da es nicht um einen Neustart ging, sondern einfach um eine ganz normale Safety-Car-Runde? Die Stewards boten alle drei beteiligten Fahrer nach dem Rennen zum Gespräch, und sprachen zwar keine Strafen, aber eine eindringliche Warnung aus.

In der Untersuchung wurde der ganze Zwischenfall aufgerollt. Das Problem: Hinter dem Safety Car fahren die Fahrer nie brav hintereinander her, sondern sind ständig dazu gezwungen, Temperatur in den Reifen und den Bremsen zu halten. Daher lassen sie oft auf den Geraden Lücken, um dann kurz und extrem zu beschleunigen und stark abzubremsen. So bekommen sie Hitze in die Bremsen, und gleichzeitig auch in die Reifen.

"Wenn dann die Führenden irgendwo abbremsen, gibt es diesen Ziehharmonika-Effekt", meint Schumacher danach. "Hinten wird dann extremer abgebremst, und dann kommen solche gefährlichen Situationen zustande."

Wie eine Welle lief das Bremsmanöver durch das Feld. Gasly beschleunigte, Tsunoda beschleunigte, und Schumacher - der nur Tsunodas Heck sah - beschleunigte ebenfalls. Nur bremste Gasly relativ abrupt wieder. Worauf Tsunoda ebenfalls reagierte. Aber die Reaktionsverzögerungen bedeuteten, dass Schumacher gerade erst aufs Gas gestiegen war. Gerade noch zog er nach links und verpasste Tsunodas Hinterrad mit stehenden Rädern nur knapp.

Stewards mahnen vor Potential für "unglücklichen Zwischenfall"

Das Fazit der Stewards: Die Temperatur-Anforderungen erzeugen gepaart mit dem Sportlichen Reglement hier Potential für einen Unfall. Die Fahrer dürfen laut dem Reglement hinter dem Safety Car nämlich nicht mehr als zehn Wagenlängen Abstand zum Vordermann lassen. Das soll sicherstellen, dass die Safety-Car-Schlange auch zusammenbleibt, heißt aber auch, dass man immer relativ nah am Vordermann dran ist, wenn man beschleunigt.

Die Regeln haben alle Fahrer eingehalten. Nie wurden die zehn Wagenlängen überschritten, und Schumacher überholte Tsunoda nur kurz und unabsichtlich, das gilt als entschuldbar. Das ändert natürlich nichts an der Gefährlichkeit der Situation. Daher mahnen die Stewards: "Das muss in zukünftigen Fahrerbriefings hervorgehoben werden, um sicherzustellen, dass die Fahrer vollkommen übereinstimmen, wie man diese Herausforderung bewältigt, bevor ein unglücklicher Zwischenfall passiert."

Aston Martin als Safety Car langsamer

Denn der Geschwindigkeits-Unterschied kann in diesen Situationen enorm sein, wenn das Auto vorne verzögert und das dahinter noch beschleunigt. Schumacher selbst tut sich allerdings schwer, eine Lösung für das Problem zu finden: "Im Endeffekt ist es glaube ich schwierig, da was zu verbessern."

Das Safety Car war in Australien allerdings generell Ziel von Kritik. Es gab Kritik an seinem Tempo, und das Halten der Temperaturen sei ein großes Problem gewesen. "Aber dann habe ich gesehen, wie sehr das Safety Car durch die Kurven gerutscht ist, und ich glaube nicht, dass er mehr geben hätte können, also wollte ich nicht zu viel Druck machen", hält Sieger Charles Leclerc fest.

George Russell brachte es danach auf dem Punkt - nachdem er erst noch in der Pressekonferenz scherzte, dass das Mercedes-Safety Car schneller sei als die Aston-Martin-Variante: "Im Ernst, der Mercedes ist so fünf Sekunden, jedenfalls deutlich schneller als der Aston Martin. Das ist ordentlich."