Der bereits Ende 2021 angekündigte personelle Umbau des Alpine F1 Teams durch CEO Laurent Rossi geht weiter. Nach der jüngst verkündeten Trennung von Marcin Budkowski, bis zuletzt geschäftsführender Direktor bei Alpine, ist es nun niemand geringeres als Formel-1-Legende Alain Prost, die ihren Hut als Sonderberater und nicht-geschäftsführender Direktor im Vorstand des Teams nimmt.

Das berichteten am Montag zunächst verschiedene Medien, darunter die stets gut informierte französische Sportzeitschrift L'Equipe und die offizielle Website der Formel 1. Ein Statement des Teams lag auch am Dienstag nicht vor. Einzig Prost selbst meldete sich zunächst via Instagram zu Wort und bestätigte sein Ausscheiden - mit deutlichen Worten, die alles andere als eine Trennung im Guten nahelegen.

Alain Prost: Kein Respekt, sorry!

"Ich bin sehr enttäuscht, wie die Nachricht heute veröffentlicht wurde. Eigentlich hatten wir vereinbart, dass wir es gemeinsam mit dem Alpine F1 Team bekanntgeben werden. Kein Respekt, sorry!", polterte Prost. Die Entscheidung, einen neuen Einjahresvertrag abzulehnen, ging offenbar von dem viermaligen Formel-1-Weltmeister selbst aus: "Ich habe das Angebot, das mir in Abu Dhabi für die Saison 2022 gemacht wurde, wegen einer persönlichen Beziehung zurückgewiesen und ich sollte recht behalten! An das Team in Enstone und Viry: Ich werde euch vermissen."

Wen der 66-Jährige mit der persönlichen Beziehung meint, machte Prost dann im Interview mit der 'L'Equipe' unmissverständlich klar. Es geht um Alpine-CEO Laurent Rossi. "Laurent Rossi wünscht sich, allein zu sein und nicht von anderen gestört werden. Er hat mir gesagt, dass er keinen Rat mehr braucht. Das war in Katar. In Abu Dhabi hat er mir trotzdem einen Vertrag angeboten, den ich aber abgelehnt habe", berichtet Prost, der seit dem Werkscomeback Renaults 2016 als Markenbotschafter und Berater, seit 2019 zusätzlich als nicht-geschäftsführender Direktor für die Franzosen tätig war.

Prost attackiert Alpine-CEO Rossi: Seit 2021 alles kompliziert

Seit der Neuausrichtung des Teams vor der Saison 2021 rund um die Umbenennung in Alpine fühlte sich Prost allerdings nicht mehr wohl in Enstone und Viry. Prost spricht von einer einschneidenden Saison. "Ich hatte das Gefühl, dass die Alten gehen mussten. Ich akzeptiere den Wandel, denn wir müssen die F1 nicht immer auf gleiche Weise machen. Wir können es anders machen und das wurde im letzten Jahr gemacht. Aber für mich wurde es zu kompliziert. Ich war plötzlich nicht mehr in die Entscheidungen involviert, manchmal habe ich mich sogar gegen sie gestellt, aber nach außen musste ich die offizielle Linie vertreten", schildert Frankreichs erfolgreichster Formel-1-Fahrer der Geschichte.

Selbst im Aufsichtsrat sei er erst in letzter Minute über manche Entscheidungen informiert worden. "Man mag nicht auf einen hören, aber wenigstens sollte man rechtzeitig vorgewarnt werden", klagt Prost und ärgert sich: "Das ist eine Frage des Respekts. Die Beziehungen wurden immer komplizierter. Ich hatte das Gefühl, dass da sehr viel Neid im Spiel war."

Prost: Eifersüchtiger Rossi will Scheinwerferlicht für sich allein

Auch damit zielt Prost wieder auf Rossi. "Wenn der Teamboss nicht einmal mehr Hallo sagt, wenn du an der Strecke ankommst, dann macht es keinen Spaß mehr. Dann gibt es nicht einmal mehr Respekt. Und dann kann es einfach nicht funktionieren", kritisiert Prost den Führungsstil Rossis.

Prost weiter: "Ich glaube immer noch an das Projekt. [...] Aber jetzt gibt es den Wunsch, einige Leute an die Seitenlinie zu stellen. Laurent Rossi will das ganze Scheinwerferlicht für sich selbst." Schon ein Jahr vor Budkowski hatte Anfang 2021 der langjährige Teamchef Cyril Abiteboul seinen Hut nehmen müssen. Der Franzose wurde durch eine Doppelspitze aus dem inzwischen nun seinerseits freigestellten Budkowski und Davide Brivio ersetzt. Der formale Rennleiter des Teams wird allerdings immer wieder mit einer Rückkehr in die MotoGP in Verbindung gebracht.

Alpine im Personalchaos: Kommt jetzt Otmar Szafnauer?

Als Nachfolger wurde bereits 2021 Aston Martins Otmar Szafnauer gehandelt, worauf ein Dementi folgte. Anfang Januar gab Aston Martin allerdings die Trennung von dem gebürtigen Rumänen bekannt. Das wärmt nun die Gerüchte über eine Zukunft in Enstone wieder auf.

Gleich mitbringen soll Szafnauer anderen Gerüchten zufolge den ehemaligen Titelsponsor des Vorgängerteams Force India/Racing Point, BWT. Deren Partnerlogo taucht auf der Website Aston Martins derzeit nicht mehr auf. Noch 2021 zählte BWT nach dem neuen Titelsponsor Cognizant zu den prominentesten Sponsoren des Teams. Selbst auf dem neuen grünen Design waren noch pinke Akzente zu finden. Dennoch wünschte sich der Wasseraufbereiter aus Österreich mehr Präsenz - am besten wie in den Vorjahren mit vollständige pinker Lackierung.

Prost erinnert Rossi: Die harte Arbeit machen die Leute im Werk

Für Prost wäre Szafnauer in jedem Fall eine gute Wahl. "Das Team wird mit neuen Gesichtern antreten, warum nicht. Ich mag Otmar, sollte er kommen", sagt Prost. Was allerdings gar nicht gehe, sei der gegenwärtige Stil im Hause seines ehemaligen Arbeitsgebers. Von 1981 bis 1983 startete Prost einst selbst für Renault und gewann 1993 im Williams-Renault seinen vierten und letzten WM-Titel. Auch angesichts dieser Historie nimmt Prost der neuen Führung um Rossi offenbar so einiges übel. Prost: "Wir dürfen nicht vergessen, dass die ganze harte Arbeit von den Leuten in Viry und Enstone erledigt wird. Ich habe nichts gegen Veränderung, aber was ich nicht mag, ist der mangelnde Respekt gegenüber den Leuten."

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Eine Stellungnahme Alpines oder gar eine Wortmeldung Rossis nicht nur zur Trennung von Alain Prost und den Gründen, sondern auch zu den Äußerungen des viermaligen Weltmeisters lagen nach Nachfrage von Motorsport-Magazin.com bis Dienstagabend nicht vor.