Die Formel-1-Saison 2021 ist verrückt. Beim Türkei GP gab es bereits den fünften Führungswechsel an der Spitze des WM-Tableaus. Max Verstappen reist als Führender zum US-Comeback in Austin. Im vergangenen Jahr machte die Formel 1 aufgrund der Pandemie nicht Station im Lone Star State Texas.

Zuvor gastierte die Königsklasse seit 2012 jährlich auf dem Circuit of the Americas, der bislang einzigen permanenten Rennstrecke in den USA, die speziell für die Formel 1 errichtet wurde. Bei den Fahrern ist der 5,513 Kilometer lange Kurs extrem beliebt. Die 20 Kurven vereinen gleich mehrere Rennstrecken in einer.

Der erste Sektor erinnert mit seinen schnellen Kurven an Silverstone oder Suzuka. Der Komplex zu Beginn von Sektor drei ist die amerikanische Version des Motodroms. Und aus der Arena heraus geht es in eine gespiegelte Version von Turn 8 in Istanbul. Highspeed-Passagen, Geraden und technische Abschnitte wechseln sich auf dem CotA ab wie auf keiner anderen Strecke.

Entsprechend schwer ist es, einen Favoriten auszumachen. Red Bull stand zuletzt mit zwei Piloten auf dem Podium, Verstappen holte die WM-Führung zurück, doch bei der reinen Performance zeigte sich Mercedes stärker.

"Es war ermutigend anzusehen, dass wir den Aufschwung bei unserer Performance am vergangenen Rennwochenende in der Türkei fortsetzen konnten. Es war schon eine Weile her, dass wir zwei aufeinanderfolgende Rennen gewinnen konnten", freut sich Toto Wolff. Verstappen sind die jüngsten Ergebnisse eher egal: "Ich glaube nicht wirklich an das Momentum."

Mercedes vs. Red Bull: Keine Strafen in Austin

Tatsächlich ist es auch nicht ratsam, die letzten Ergebnisse als Referenz zu nehmen. Bei den letzten vier Rennen zog jeweils mindestens ein Pilot der Top-Teams eine Motorenstrafe. In Russland und der Türkei erwischte es sogar die beiden WM-Kontrahenten Max Verstappen und Lewis Hamilton.

Auch wenn noch nicht klar ist, ob Mercedes den Rest der Saison ohne weitere Strafen durchsteht, in Austin sollte es an keinem der vier Top-Boliden einen unplanmäßigen Motorwechsel geben. Somit könnte es zum ersten Mal seit der Monza-Kollision wieder zum Aufeinandertreffen zwischen Hamilton und Verstappen kommen.

Zuletzt trafen Lewis Hamilton und Max Verstappen in Monza aufeinander..., Foto: LAT Images
Zuletzt trafen Lewis Hamilton und Max Verstappen in Monza aufeinander..., Foto: LAT Images

Historisch betrachtet ist Austin Hamilton-Land. Fünf der acht bisherigen Rennen auf dem Circuit of the Americas konnte der 100-fache GP-Sieger für sich entscheiden. Max Verstappen durfte sich in Austin noch nie über den Siegerpokal freuen. Trotzdem zeigt sich der Niederländer selbstbewusst: "Wir waren in den USA immer konkurrenzfähig und waren nah an guten Ergebnissen dran. Jetzt müssen wir das in einen Sieg ummünzen. Wir kommen in dieser Saison zu jeder Strecke und wissen, dass wir mindestens um ein Podium mitfahren können, aber auch um einen Sieg - und das ist der Unterschied zu den vergangenen Jahren."

Auch wenn die vergangenen Rennwochenenden stark von Regen und Strafen beeinflusst waren, Mercedes schien bei der reinen Performance zuletzt dennoch deutlich stärker als Red Bull, das in Amerika mit Acura- statt Honda-Branding auf den Autos antreten wird.

"Mercedes war die letzten vier oder fünf Rennen sehr stark und wir konnten ihren Speed nicht mitgehen", gesteht Sergio Perez, schickt aber hinterher: "Ich glaube, dass Austin und Mexiko gute Strecken für uns sein werden - man wird wieder eine stärkere Performance von uns sehen."

Verstappen: Bodenwellen machen Reiz aus

Möglicherweise wird auch der Zustand der Strecke eine entscheidende Rolle beim Kräfteverhältnis spielen. Schon beim Gastspiel der MotoGP vor wenigen Wochen waren Bodenwellen das Gesprächsthema schlechthin. Bei der Flut 2015 wurde die gesamte Strecke unterschwemmt. Seither sinkt der CotA an manchen Stellen stark ab.

Schon 2019 waren die Bodenwellen extrem: Lewis Hamilton klagte über Kopfschmerzen, bei Ferrari gab es technische Probleme mit dem Gaspedal. Seither wurden rund 40 Prozent der Strecke neu asphaltiert. Start und Ziel, der Ausgang von Kurve eins, der Ausgang von Kurve neun bis hin zu Kurve zehn, der Ausgang von Kurve elf bis Kurve zwölf, sowie der Abschnitt von Kurve 15 bis 19 wurden komplett neu gemacht.

In den Kurven zwei, drei, vier, sechs, zehn und 14 wurde der Asphalt im Rahmen des Möglichen leicht abgetragen, um Bodenwellen auszubügeln. Die Maßnahmen an der Strecke sind Unbekannte. Aufgrund der Reisebeschränkungen konnte Pirelli den neuen Asphalt nicht vorab messen. Die Italiener haben trotzdem die gleichen Reifenmischungen wie beim Gastspiel 2019 im Gepäck: Die mittleren Mischungen C2, C3 und C4.

Trotz der Maßnahmen erwarten die Piloten extreme Bodenwellen. Die MotoGP-Kollegen forderten bereits eine komplette Sanierung. Die Formel 1 muss diesmal noch ohne auskommen. Für Verstappen kein Problem: "Das macht den Reiz des Rennens nur größer."

McLaren vs. Ferrari geht in die nächste Runde

Auch hinter dem Duell zwischen Mercedes und Red Bull wird es in Austin zur Sache gehen. McLaren und Ferrari mussten bei den Rennen nach der Sommerpause ebenfalls Strafversetzungen aufgrund neuer Antriebseinheiten hinnehmen. Bei Ferrari geplant, bei McLaren nicht. Die Scuderia brachte neue Power Units, um ein komplett überarbeitetes Hybridsystem einzusetzen. Die Performance gab Ferrari recht.

McLaren hingegen strauchelte bei den schwierigen Bedingungen in der Türkei. Daniel Ricciardo war im Qualifying so schlecht, dass man den Motorwechsel vorzog. Bei Lando Norris ist noch unklar, ob eine Strafe nötig sein wird.

Nach dem schwierigen Türkei-Auftritt baut Daniel Ricciardo auf den Circuit of the Americas: "Ich denke, dass uns einige Passagen der Strecke liegen werden. Wir sollten am Sonntag mit in der Verlosung für ein paar Punkte sein." McLaren liegt in der Konstrukteurs-WM nur noch 7,5 Punkte vor Ferrari.

Sebastian Vettel will Punktlos-Serie beenden

Für Sebastian Vettel und Aston Martin wären das Luxusprobleme. Der britische Rennstall liegt mit 61 Punkten nur auf Rang sieben. Vettel fuhr die letzten vier Rennen nicht einen Punkt ein. "Wir wollen in Austin zurückschlagen", so der vierfache Formel-1-Weltmeister. "Wir haben in den vergangenen Rennen gesehen, dass wir die Pace haben, um im Mittelfeld zu kämpfen. Aber es ist so ein enger Kampf, da ist es einfach, die Punkte zu verpassen."

Immerhin: Das Wetter müssen Vettel und McLaren nicht mehr fürchten. In Texas ist es derzeit außergewöhnlich heiß. Rund 30 Grad Celsius werden am Wochenende erwartet. Nach zwei verregneten Rennwochenenden in Folge soll es trocken bleiben.

Formel 1 USA GP 2021: TV-Programm und Austin-Zeitplan

Donnerstag:
19:30 Uhr: Fahrer-Pressekonferenz

Freitag:
18:30 Uhr - 19:30 Uhr: 1. Freies Training (LIVE: Sky, F1 TV Pro, ORF1)
20:00 Uhr: Teamchef-Pressekonferenz (LIVE: Sky)
22:00 Uhr - 23:00 Uhr: 2. Freies Training (LIVE: Sky, F1 TV Pro, Highlights ORF1: 23:50 Uhr)

Samstag:
20:00 Uhr - 21:00 Uhr: 3. Freies Training (LIVE: Sky, F1 TV Pro)
23:00 Uhr: Qualifying (LIVE: Sky, F1 TV Pro, ORF1, SRFinfo)

Sonntag:
21:00 Uhr: Rennen (LIVE: Sky, F1 TV Pro, ORF1, SRF2)