Für Alpine war der Große Preis von Italien ein Erfolg. Wider die eigenen Erwartungen feierte das ehemalige Renault-Team beim Formel-1-Rennen in Monza einen Punktsieg über AlphaTauri. Während der härteste Gegner im Kampf um WM-Rang fünf bei seinem Heimrennen aus technischen Gründen schon nach drei Runden aufgeben musste, fuhren Fernando Alonso und Esteban Ocon mit den Rängen acht und zehn in doppeltes Ergebnis in den Punkterängen ein. Der Spanier zeigt sich deshalb hochzufrieden, der Franzose mitnichten. Ocon hielt ein besseres Resultat für möglich, wären da nicht zwei aus seiner Sicht ungerechtfertigte Entscheidungen der Offiziellen gewesen.

Die erste Szene ist schnell aufgearbeitet. Am Start verlor Ocon nach der ersten Schikane eine Position an Nicholas Latifi. In der Curva Grande zog der Williams außen vorbei an der Alpine. Doch im Getümmel der folgenden Variante Della Roggia profitierte der Franzose. Ocon erwischte die Schikane nicht, kürzte gerade durch die Auslaufzone ab. Der schnellere Weg gegenüber Latifi innerhalb der Streckenbegrenzung, Ocon war wieder vorbei. Fünf Runden später teilte ihm sein Team nach einem Hinweis der Rennleitung mit, er müsse den Platz zurückgeben.

Formel 1 Monza: Ocon wehrt sich zu hart gegen Vettel

Ocon kam dem vor der Parabolica ohne großen Widerspruch nah, erst nach dem Rennen äußerte der sein Franzose sein Unverständnis der eigentlich nachvollziehbaren Entscheidung. "Das hat uns Zeit gekostet", klagt der Franzose. "Dass ich Nicholas die Position zurückgeben musste, fühlt sich nicht korrekt an, weil ich da nicht wirklich einen Vorteil hatte", meint Ocon.

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Szene Nummer zwei führte zu einer härteren Sanktion. In Runde 16 musste sich Ocon, nun nicht mehr vor Latifi, sondern vor Sebastian Vettel, gegen den Aston Martin verteidigen. Vettel versuchte es innen in der Curva Grande. Kurz vor dem Anbremsen der Variante della Roggia ging dem Duo auf der rechten Seite der Platz aus, Vettel rumpelte nach einer leichten Berührung durch die Wiese, Ocon hielt seine Position. Sofort ermittelten die Stewards, schnell folgte das Urteil: Fünf Sekunden Zeitstrafe gegen Ocon.

Präzedenzfall? Ocon fühlt sich ungerecht bestraft

Damit ist der Franzose noch weniger einverstanden als mit der ersten Entscheidung. Immerhin gebe es einen Präzedenzfall, der ohne Strafe sanktioniert worden sei. "2019 ist mit Charles und Lewis genau dasselbe passiert und dort wurde nichts unternommen. Bei diesem Vorfall gab es keine Strafen oder sowas, deshalb sollte es das in meinem Fall auch nicht geben, denn das war dieselbe Sache", erinnert Ocon.

"Wir waren Seite an Seite. Etwas zu nah, aber im Grunde wird die Strecke da einfach enger, sobald du in die Bremszone gelangst. Ich habe nicht einmal das Lenkrad richtig bewegt. Es liegt einfach daran, dass die Strecke enger wird", verteidigt sich der Franzose weiter. Noch dazu sei kein Auto beschädigt worden. Ocon: "Da ist nicht einmal wirklich was passiert."

FIA erklärt: Änderung nach Hamilton vs. Leclerc 2019

Vettel sieht das anders. "Esteban hat mir einfach keinen Platz gelassen. Ich denke, er war sich einfach nicht im Klaren, dass ich da war, und so haben wir uns berührt. Da waren wir sehr nah dran, uns einander rauszuschieben", sagt der Deutsche. Auch sein AMR21 habe Schaden gekommen. "Das hat das Auto etwas beschädigt, ja. Aber zu diesem Zeitpunkt waren wir sowieso schon weit weg", sagt Vettel. Auch Teamchef Otmar Safnauer poltert: "Der Unfallschaden hat sich bis zum Rennende ausgewirkt, was es schwieriger gemacht hat, zu kämpfen und zu überholen."

Die Folgen eines Vorfalls spielen für die Stewards allerdings keine Rolle bei der Urteilsfindung, nur die Szene selbst ist relevant. Doch wieso kam Leclerc vor zwei Jahren mit einer Warnung per schwarz-weißer Flagge davon, Ocon diesmal nicht? Weil die FIA solche Szenen nach großen Diskussionen in Folge des genannten Falls um Hamilton und Leclerc inzwischen anders bewertet. "Wir haben eine Diskussion mit allen Fahrern, Teamchefs und Sportdirektoren geführt", erklärt Rennleiter Michael Masi. "Da kamen wir zu dem Schluss, dass in einer solchen Situation eine Strafe von fünf Sekunden besser wäre als die schwarz-weiße Flagge."

Ocon schiebt Frust: Strafe hat drei Plätze gekostet!

Hätte Ocon es also besser wissen müssen? Nicht unbedingt. 2019 fuhr der Alpine-Fahrer nicht in der Formel 1. "Ich kann also nicht sagen, was beim Fahrermeeting gesagt wurde", erklärt der Franzose.

Der Frust bleibt dennoch. Immerhin habe ihn die Strafe jede Menge gekostet. "Gut drei Plätze würde ich sagen", behauptet Ocon. "Deshalb ist es etwas frustrierend." Diese Einschätzung stimmt tatsächlich. Ocon musste seine Strafe bei seinem Boxenstopp absitzen - vollzogen in der Safety-Car-Phase nach dem Unfall von Lewis Hamilton und Max Verstappen. "Das hat uns richtig was gekostet. Es sah so aus, dass wir einen großen Vorteil daraus hätten ziehen können", sagt Ocon. George Russell, Fernando Alonso und Latifi hätte Ocon ohne die zusätzlichen fünf Sekunden Standzeit überholt. Letzteren schnappte sich der Franzose daraufhin kurz nach dem fliegenden Restart - entscheidend für den letzten WM-Zähler.

Fernando Alonso hochzufrieden: Ergebnis besser als da Auto

Drei mehr hätten es nach Ansicht Ocons dennoch sein müssen. "Ich bin mit beiden Entscheidungen nicht einverstanden", sagt der Franzose. "Aber so ist es eben manchmal. Der eine Punkt spiegelt nicht die Arbeit des Teams an diesem Wochenende, denn es gab mehr Potential."

Dieses schöpfte stattdessen Fernando Alonso aus. "Ich denke, dass wir heute unser Potential maximiert haben, wenn man bedenkt, dass wir dieses Wochenende nicht konkurrenzfähig waren uns am Freitag nur auf P13 und P14 qualifiziert haben", sagt der Achtplatzierte. "Für mich war es ein einsames Rennen, aber beide Autos sind in die Punkte gekommen. Das ist ein gutes Ergebnis für das Team. Wir wussten, dass Monza ein Rennen sein könnte, in dem wir nicht super-konkurrenzfähig sind und leider hat sich das bestätigt. P13 und P14 bedeutet, dass wir dieses Wochenende das siebtschnellste Auto hatten und wir haben trotzdem mit beiden Autos gepunktet. Also hat das Team fantastisch gearbeitet."

Formel 1 WM-Tabelle: Alpine setzt sich von AlphaTauri ab

Dank der fünf WM-Punkte für P8 und P10 in Monza baute Alpine den WM-Vorsprung auf AlphaTauri auf elf Zähler aus. "Wenn man unsere Startplätze bedenkt, ist das kein schlechter Arbeitstag gewesen, gerade, weil unsere schärfsten Rivalen in der WM nicht gepunktet haben", sagt Alpine-Direktor Marcin Budkowski. "Wir haben unseren fünften Platz in der WM auf einer Strecke, die unserem Auto nicht sehr liegt, konsolidiert."