Sebastian Vettel will nach Platz zwölf beim Großen Preis von Italien 2021 nicht von einer verpassten Gelegenheit auf ein gutes Ergebnis in den Punkterängen sprechen. Obwohl ein Viertel des Starterfeldes beim Formel-1-Rennen in Monza vorzeitig ausschied, sei für ihn einfach nicht mehr drin gewesen, so Vettel. Ursprünglich wäre es das vielleicht. Doch insbesondere ein Zwischenfall ausgerechnet mit Teamkollege Lance Stroll warf Vettel bereits kurz nach dem Start in eine alles andere als ideale Ausgangsposition zurück.

"Mit Sicherheit hat die erste Runde heute mein Rennen kaputt gemacht. Ich habe die Schikane [Della Roggia] erwischt, dann musste ich [Giovinazzi] ausweichen und dann habe ich eigentlich alle Plätze wieder verloren", berichtet Vettel von den bitteren ersten Kilometern seines Rennens. "Ich wurde in der ersten Runde fast von der Strecke gedrückt und habe alle Positionen verloren, die ich am Start gewonnen hatte. Danach war mein Rennen erledigt."

Formel 1 Monza: Stroll drückt Vettel in erster Lesmo raus

Von P11 gestartet hatte Vettel in der Rettifilo-Schikane seine Position gehalten, sich in der Curva Grande allerdings über die Außenbahn an Fernando Alonso und Lance Stroll vorbeigeschoben und lag nun auf P9. Den von Carlos Sainz umgedrehten Giovinazzi umkurvte Vettel vor der ersten Lesmo knapp, lag nun bereits auf P8. Doch dann kam Stroll.

Der Kanadier hatte die Della Roggia verpasst, kam nun allerdings mit mehr Momentum von der rechten Seite, leicht über die Wiese, zurück und stach in der ersten Lesmo innen rein. Das drückte Vettel derart weit nach außen, dass sein AMR21 strauchelte. Nicht nur Teamkollege Stroll, auch Alonso, Esteban Ocon und Nicholas Latifi rutschten durch. "Ich wurde in Kurve sechs rausgedrückt. Weil Leute die Schikane verpasst haben", fluchte Vettel am Boxenfunk.

Vettel wird nach Stroll-Manöver durchgereicht

"Ich hatte einen tollen Start. In Kurve eins ist es auf der ersten Runde hier immer ein Chaos. Aber dann habe ich ein paar Plätze gewonnen und bin in Kurve vier und fünf auf der Strecke geblieben, wurde dann aber rausgedrückt. Von da an war mein Rennen hinüber", klagt Vettel. "Es war eine verrückte ersten Runde. Es ist schwer, hier zu überholen. Da versucht jeder alles am Start. Ich hatte in Kurve sechs etwas Untersteuern und hatte glaube ich etwas Kontakt mit Seb", verteidigt sich Stroll. "Rad-an-Rad-Racing. Ich weiß gar nicht, was danach mit ihm passiert ist. Das müssen wir noch besprechen."

Ganz genau müsse er sich die - von den Stewards ungeahndete - Aktion seines Teamkollegen ebenfalls erst noch ansehen, so Vettel. "Aber ich habe viele Plätze verloren und sobald ich das hatte, war mir klar, dass mein Rennen verloren war", sagt Vettel. Grund dafür war eine klare Schwäche seines Boliden. "Denn heute waren wir nicht in der Lage, auf der Geraden zu überholen", erklärt Vettel. "Es war klar, dass es mit unserem Topspeed sehr schwer wird, zu überholen. Und so habe ich mich das ganze Rennen schwergetan."

Ocon rempelt Vettel an: Aston Martin nimmt Schaden

Zumindest einen Versuch wagte der Deutsche - in Runde 16 innen in Curva Grande gegen Ocon. Doch der Franzose ließ Vettel zu wenig Platz und drückte den Deutschen mit einer leichten Berührung in die Wiese. "Esteban hat mir einfach keinen Platz gelassen. Ich denke, er war sich einfach nicht im Klaren, dass ich da war uns so haben wir uns berührt. Da waren wir sehr nah dran, uns einander rauszuschieben", berichtet Vettel. Ocon erhielt für die Aktion eine Zeitstrafe von fünf Sekunden.

Vettel brachte diese Sanktion wenig. Dennoch beendete er das Rennen hinter dem Franzosen. Erstens, weil sein AMR21 nach dem Vorfall leicht beschädigt war. "Das hat das Auto etwas beschädigt, ja. Aber zu diesem Zeitpunkt waren wir sowieso schon weit weg", sagt Vettel. Zweitens, weil dann auch noch das Safety Car wegen des Unfalls von Max Verstappen und Lewis Hamilton genau im falschen Moment auf die Strecke kam. "Wir waren langsam auf der Geraden und haben dann auch noch vor dem Safety Car gestoppt. Das war nicht unser Tag, nicht mein Tag", hadert Vettel.

Schumacher und Vettel kollidieren bei Restart

Damit nicht genug. Beim Restart setzte es dann auch noch eine leichte Berührung mit Mick Schumacher - immerhin diesmal ohne folgen für beide Parteien. "Mick habe ich nicht gesehen. Da habe ich mich gerade selbst für die nächste Gerade in Position gebracht. Das war vielleicht überrascht für ihn." Vorwürfe gab es hier keine, auch nicht von Schumacher.

Der Rest des Rennens verlief für Vettel ereignisloser. Einzig Robert Kubica im Alfa Romeo kämpfte Vettel noch nieder. "Es hat Spaß gemacht. Robert hatte heute das schnellste Auto auf den Geraden und wir das langsamste. Aber er war in den Kurven nicht so schnell. Für uns galt das Gegenteil. Da war es schwer, zu überholen", berichtet Vettel. "Aber am Ende habe ich es geschafft, indem ich mit der Energie gespielt habe und seine Routinen gelesen habe. Einen großen Unterschied hat das aber auch nicht gemacht."

Den hätte der Unfall an der Spitze für Vettel machen sollen. "Den hätten wir nutzen können. Aber nach der ersten Runde haben wir diese fünf Plätze verloren, die wir nie zurückbekommen haben", klagt Vettel. "Liegen gelassen habe ich aber nichts. Ich habe getan, was ich konnte. Ich musste einen Unfall vermeiden. Ich sehe das nochmal an, aber es ist enttäuschend."

Lance Stroll beendete das Rennen mit P7 genauso in den Punkten wie Esteban Ocon (P10). Der Kanadier muss sich bei den Stewards allerdings noch für das Missachten gelber Flaggen verantworten. Update: Stroll kam mit einer Warnung davon.