Sebastian Vettel hat in seinem sechsten Formel-1-Rennen in den grünen Farben Aston Martins sein erstes Podium für sein neues F1-Team erzielt. Beim Großen Preis von Aserbaidschan 2021 katapultierte sich der viermalige Weltmeister nach einem Fehler im Qualifying vom elften Startplatz bis auf Rang zwei nach vorne. Auf das Treppchen halfen Vettel in Baku ein Reifenschaden und ein resultierender Ausfall Max Verstappens sowie ein heftiger Verbremser Lewis Hamiltons beim folgenden stehenden Restart, ein starkes Ergebnis hätte der Hesse allerdings auch ohne das Pech der Konkurrenz eingefahren.

"Das bedeutet uns viel", schwärmt Vettel. "Es war so ein schwieriger Start in die Saison für uns. Das Rennen war großartig, die Pace war stark, das war der Schlüssel. Wir haben sofort Positionen beim Start gut gemacht, danach dann habe ich auf meine Reifen aufgepasst", sagt der Deutsche. "Ein großartiger Tag. Ich freue mich so fürs Team, ein Podium haben wir nicht erwartet, aber schon am Freitag hat es sich gut angefühlt. Ich wusste, dass wir Punkte holen können, aber einen zweiten Platz habe ich sicher nicht erwartet. Gestern haben wir es noch nicht ganz hinbekommen, dafür fühlt es sich heute umso besser an."

Sebastian Vettel sammelt Führungskilometer

Den ersten Grundstein legte Vettel in Baku gleich am Start. Aus der ersten Runde kam Vettel bereits auf P9 zurück. Danach entschieden sich Aston Martin und Vettel für einen Overcut. Erst in Runde 18 kam Vettel nach seinem Start auf Soft zum Wechsel auf Hard an die Box, später als jeder anderer, der nicht auf Hard losgefahren war. Das verschaffte Vettel von Runde 14 bis Runde 18 sogar vier unerwartete Führungsrunden.

Red Bull und Hamilton waren allerdings nicht die Gegner, so fiel Vettel nach seinem Reifenwechsel wieder klar hinter die Top-3. Dennoch hatte er durch den Overcut Boden gutgemacht und Fernando Alonso und Yuki Tsunoda ausgestochen. "Die Pace war gut, und ich konnte Yuki overcutten", freut sich Vettel.

Aston Martin nutzt Overcut langfristig

Die größte Stunde des Heppenheimers sollte allerdings erst nach dem fliegenden Restart in Folge eines Unfalls seines Teamkollegen Lance Stroll schlagen. "Der Restart war perfekt, da habe ich noch zwei Autos geholt. Da hatte ich frischere Reifen, das hat schätze ich geholfen", schildert Vettel. Genau hier machte sich der späte Reifenwechsel am meisten bezahlt.

Formel 1: Vettel schlägt zurück: Wie gelang die Baku-Sensation?: (32:06 Min.)

Vettel: "Wir hatten einen guten ersten Stint. Ich habe die Reifen am Anfang geschont und bin länger draußen geblieben als die meisten vor mir, was uns hintenraus geholfen hat, denn am Restart, als ich als Sechster mitten im Pulk war, hatte ich zehn Runden frischere Reifen als alle anderen. Die waren leichter aufzuwärmen, das hat mir beim Restart geholfen, Charles und Pierre zu überholen."

Vettel sticht am Restart Leclerc & Gasly aus

Zuerst war gleich beim Anbremsen auf die erste Kurve der Ferrari von Leclerc fällig. Beim Konterversuch krachte der Monegasse seinem alten Teamkollegen durch einen Verbremser in Kurve zwei beinahe ins Heck.

Vettel nutzt einen Verbremser Hamiltons, Foto: LAT Images
Vettel nutzt einen Verbremser Hamiltons, Foto: LAT Images

Vettel war da bereits auf der nächsten Mission: Pierre Gasly. "Das wurde in Kurve drei richtig haarig, Pierre war mutiger als ich dachte, denn ich habe eigentlich später gebremst als er, aber er hat die Bremse wieder aufgemacht. Ich dachte schon, der fährt jetzt in die Wand, also war ich schon bereit, nach innen zu fahren", berichtet Vettel. "Aber er hat es geschafft, ich weiß nicht wie, aber er hat es."

Sebastian Vettel nutzt Verstappen-Pech und Hamilton-Patzer

Verloren war der Zweikampf allerdings noch nicht. Bei der Rückkehr auf die 2,2 Kilometer lange Hauptgerade schlug Vettel mit Windschatten zu. "Danach hatte ich weiter ein gutes Gefühl, ihn am Ende der Runde zu bekommen und das habe ich geschafft", berichtet Vettel. "Dann waren wir Vierter und konnten die Pace der Gruppe vor uns mitgehen."

An eine Attacke war allerdings nicht zu denken, Vettel fuhr mit P4 seinem besten Saisonergebnis entgegen - das dann noch sehr viel besser werden sollte. "Mit der roten Flagge ist es dann natürlich schade für Max, so die Führung zu verlieren", sagt Profiteur Vettel. "Wir waren dann gut platziert, in den Podium-Rängen."

Formel-1-Tabelle: Vettel entert Top-10 der WM-Wertung

Beim stehenden Restart sei es dann nur noch darum gegangen, alles zu halten. "Aber am Start war ich aggressiv. Ich hatte auch einen guten Start, aber ich konnte nirgends hin. Dann hat Lewis sich verschätzt und ich habe versucht, ganz nah an Sergio zu bleiben, um nach der Runde vielleicht noch etwas zu machen, aber er war zu weit weg", sagt Vettel. Der zweite Platz und das erste Podium für ein neues Team schmecken dennoch zuckersüß. Das sei immer so. Vettel: "Ist ja auch eine Weile her ... Es ist immer schön, wenn du in ein neues Team kommst und gute Ergebnisse einfährst."

In der WM-Wertung machte Vettel durch die 18 Punkte für den zweiten Platz einen gewaltigen Sprung auf Platz neun. Dort rangiert er nun zwei Zähler vor seinem ehemaligen Teamkollegen Daniel Ricciardo. Lance Stroll bleibt bei neun Zählern stehen.