Das Formel-1-Rennen in Baku bescherte einige dramatische Momente. Für Lewis Hamilton sah es lange Zeit so aus, als würde er als sicherer Dritter über die Ziellinie gehen. Der Ausfall von Max Verstappen machte das Rennen wenige Runden vor Schluss allerdings nochmal spannend, da sich für den amtierenden Weltmeister beim stehenden Start nochmal die Tür für den Rennsieg öffnete.

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Der Brite verbremste sich in Kurve eins nach einem guten Restart jedoch, was den Mercedes-Piloten prompt ans Ende des Feldes bugsierte. Der Brite überquerte die Zielleine letztlich auf Position 16. Bei Mercedes began nach dem Rennen sofort die Ursachenforschung. Eine versehentlich falsche Bremseinstellung soll für den Vorfall Hamiltons verantwortlich gewesen sein.

Hamilton kann Verstappen-Ausfall nicht nutzen

Mercedes hatte bereits das gesamte Wochenende zu kämpfen. Der zweite Platz von Lewis Hamilton im Qualifying war der erste Lichtblick an diesem Wochenende und auch im Rennen zeigte der amtierende Weltmeister eine gute Pace. Gegen die Red-Bull-Piloten Max Verstappen und Sergio Perez war am Sonntag allerdings kein Kraut gewachsen.

Der Ausfall von Verstappen und der damit verbundene Restart bot dem Team aber die Möglichkeit, doch noch Big Points nach Brackley zu bringen. Daraus wurde nach dem Verbremser in Kurve ein allerdings nichts, obwohl Hamilton seiner Mannschaft noch vor dem Restart am Boxenfunk darauf hinwies, dass der WM-Kampf ein Marathon und kein Sprint sei.

"Mit dem Auto waren wir eigentlich in jeder Session nirgendwo. Auf Position drei zu fahren und am Ende einen Versuch zu starten war daher ehrlich gesagt okay. Lewis und ich sind natürlich beide am Boden zerstört. Vor allem er als Fahrer, weil es so eng und am Ende doch alle Chancen weg waren. Unsere Frustration ist aber nicht nur dem Vorfall am Ende geschuldet, sondern auch der Tatsache, dass wir weit von unseren Erwartungen entfernt waren", zeigt sich Mercedes-Teamchef Toto Wolff enttäuscht.

Auch Hamilton steht die Enttäuschung nach dem Rennen ins Gesicht geschrieben: "Du konntest klar sehen, dass Red Bull aktuell schneller ist als wir. Nach der harten Arbeit an diesem Wochenende trotzdem mit nichts dazustehen, ist eine sehr schwierige Erfahrung."

Der Brite zeigt sich aber auch solidarisch mit seinem WM-Rivalen Verstappen: "Das war sehr unglücklich für Verstappen. Alles was ich sagen kann, ist, dass das eine riesen Portion Pech war. Wir versuchen, beim nächsten Rennen stärker zurückzukommen."

Hamilton: Falsche Bremseinstellung für Verbremser verantwortlich

Nach dem Rennen gab es bei Mercedes bereits einige Vermutungen darüber, was den Verbremser von Lewis Hamilton ausgelöst haben könnte. Konkret soll es um das "Brake Magic" gehen - ein System, das vor dem Rennstart dazu dient, die Bremsen in das richtige Temperaturfenster zu bekommen. Damit einhergehend wird je nach Bedarf die Bremsbalance des Fahrzeugs verstellt. Aktiviert sollte das System jedoch nur während einer Einführungsrunde sein.

Während sich Toto Wolff nach dem Rennen noch unsicher zum Vorfall im Zusammenhang mit dem 'Brake Magic' äußerte, waren die Worte Hamiltons deutlich klarer: "Ich bin mir nicht ganz sicher, aber als Pérez nach dem Restart in meine Richtung gezogen ist, habe ich reagiert und bin dabei gegen einen Schalter gekommen. Der hat ausgelöst, dass nur die Vorderbremsen gearbeitet haben und so habe ich mich verbremst und bin geradeaus gefahren."

In den TV-Bildern des stehenden Starts lässt sich erkennen, dass die Bremsen nach dem Start leicht geraucht haben. Lewis Hamilton beteuert aber, dass dies nichts mit dem tatsächlichen Zwischenfall zu tun hatte. "Das war kein Problem", erklärt Hamilton am Sonntagnachmittag.

Einschnitt auch an Hamilton-Hinterreifen entdeckt

Geprägt wurde das Rennen unter anderem auch durch die Reifenschäden von Max Verstappen und Lance Stroll, die jeweils einen Hinterreifen betrafen und auf der langen Start-Ziel-Geraden auftraten. Hinzukommt, dass die Pneus der beiden betroffenen Pilotenbei den Unfällen in einem ähnlichen Alter waren - Stroll, 29 Runden; Verstappen, 33 Runden.

Hamilton fand in Aserbaidschan keinen Weg an Pérez vorbei, Foto: LAT Images
Hamilton fand in Aserbaidschan keinen Weg an Pérez vorbei, Foto: LAT Images

In der Frage, ob es sich bei den Zwischenfällen, um ein generelles Problem der Pirelli-Pneus gehandelt habe, hält sich Mercedes Teamchef Wolff noch zurück: "Ich denke, wir müssen uns ansehen, was wirklich passiert ist. Ich weiß nicht, ob es derselbe Hinterreifen war, es sieht aber so aus, als wäre etwas mit dem Reifen selbst gewesen, wie beispielsweise ein Cut."

Tatsächlich teilte Pirelli nach dem Rennen mit, auch beim linken Hinterreifen von Lewis Hamilton einen Einschnitt gefunden zu haben. Der sechs bis sieben Zentimeter lange Cut war aber nicht tief genug, um die Konstruktion des Reifens zu zerstören.

Lewis Hamilton habe diesbezüglich während des Rennens aber keine Bedenken gehabt: "Ich habe nicht drüber nachgedacht. Ich hatte auch nicht die Informationen und wusste nicht, ob es Reifenplatzer waren oder an Fahrzeugteilen auf der Strecke lag. Als Fahrer darfst du so etwas nicht an dich ranlassen.