Lewis Hamilton wechselt 2025 in der Hoffnung auf seinen achten WM-Titel zu Ferrari: Das steht seit Februar 2024 fest. Zuletzt konnte Hamiltons aktuelles Team Mercedes jedoch einen klaren Aufwärtstrend verzeichnen und in Spielberg sowie Silverstone nach mehr als eineinhalb Jahren Durststrecke gleich zwei Siege in Folge feiern. Dem geerbten Sieg von George Russell in Österreich folgte der Hamilton-Triumph beim Großbritannien-Heimspiel aus eigener Kraft.

Zeitgleich stellte sich bei Ferrari in den vergangenen Wochen Krisenstimmung ein. Seit dem emotionalen Sieg von Charles Leclerc bei dessen Heimsieg in Monaco konnte die Scuderia nur noch 50 Punkte sammeln. Im selben Zeitraum verbuchte Mercedes 125 Zähler auf dem eigenen Konto. Das umfangreiche Barcelona-Update Ferraris floppte spektakulär, sodass das Team aus Maranello in Silverstone sogar auf die Imola-Spezifikation zurückgriff.

Bereut Lewis Hamilton nach seinem emotionalen Sieg vor eigenem Publikum womöglich seine Wechselentscheidung? "Das ist eine Frage, die sich Lewis mit Sicherheit auch stellt", meint Christian Danner in der neuesten Ausgabe des 'AvD Motorsport-Magazins.' "'Sag mal, was habe ich hier gemacht? Ich bin jetzt zu Ferrari gegangen und in der Zwischenzeit hat Mercedes es tatsächlich fertig gebracht, ein Auto hinzustellen, mit dem ich gewinnen kann.'"

Dass Hamilton den Wechsel bereut, glaubt Danner aber dennoch nicht. "Ich bin mir absolut hundertprozentig sicher, er glaubt, dass er mit seiner Präsenz, mit seiner Persönlichkeit, mit seiner fahrerischen Grandezza bei Ferrari höchstpersönlich das Ruder herumreißen kann", so der ehemalige Formel-1-Fahrer.

Ferrari-Fahrer Carlos Sainz Jr.
Ferrari konnte zuletzt nicht überzeugen, Foto: LAT Images

Verantwortlich für diese Haltung sei unter anderem der Umgang, den Hamilton in den letzten Jahren bei Mercedes erfahren habe, erklärt Danner weiter: "Man hat ihn da schon zum Superstar definiert und dass er, ich will nicht sagen über Wasser laufen kann, aber doch zumindest aus einem nicht so guten Auto ein besseres machen kann."

"Das sitzt bei ihm so tief, dass er nach wie vor der Meinung ist: 'So, jetzt habe ich bei Mercedes geschafft, dass es wieder aufs oberste Treppchen geht, und jetzt zeige ich denen in Maranello, wie das geht. Ich bin nämlich Lewis Hamilton'", glaubt Danner. "Bitte nicht falsch verstehen: Ich sehe Lewis als großartige Persönlichkeit, als wahnsinnig guten Fahrer, aber es ist nun mal so seine Art, sich so zu sehen, wie er sich sieht. Und das ist der Grund, warum er es nicht bereut, zu Ferrari zu gehen."

Genau aufgrund dieser Einstellung ist Danner der Ansicht, dass Hamilton nicht etwa mit Reue darauf blickt, dass Mercedes nun wohl doch der Performance-Umschwung gelungen ist - im Gegenteil: "Er gönnt es ihnen deswegen, weil er der Meinung ist, es ist wegen ihm. Lewis hat das hinbekommen, so brillant hier (in Silverstone; d. Red.) das Rennen zu Ende zu fahren. Und da ist auch immer, ein bisschen was dran." Zwar könne man über Hamilton denken, was man wolle, so Danner, aber: "Im entscheidenden Moment hat Lewis Hamilton immer abgeliefert."

Siegerrunde für Lewis Hamilton nach seinem 9. Sieg in Silverstone
Bereut Hamilton seinen Mercedes-Abschied?, Foto: Mercedes-AMG

Zwölf Jahre, 234 GP-Starts, 78 Poles und 83 Siege: So lautet die aktuelle Bilanz von Lewis Hamilton bei Mercedes. Auch aufgrund dieser Historie ist Danner davon überzeugt, dass sich Hamilton sehr wohl über den Mercedes-Aufschwung freut. "Er und Mercedes, sein Team, seine Lebensleistung, wenn du so willst, haben nicht als Verlierer den Ring verlassen, sondern als Sieger", argumentiert der 66-Jährige. "Und jetzt kommt eine neue Aufgabe und die wird er mit allem Optimismus, mit allem Elan und aller Energie in Angriff nehmen. Ich glaube, so muss man das sehen."

Im Hinblick auf die aktuelle Form der Silberpfeile sieht Danner Mercedes zwar auch auf dem richtigen Weg, traut sich angesichts der besonderen Wetterbedingungen in Silverstone aber noch kein endgültiges Urteil zu. "Ob diese Richtung von der Total-Performance her reicht, müssen wir noch sehen. Also ich bin immer noch ein bisschen skeptisch, dass man McLaren und Red Bull erreicht hat."

Auch zu den anderen beiden aktuellen Top-Teams der Formel 1 hat Danner eine klare Meinung. Bei Red Bull mehrten sich in den letzten Wochen erneut die Zweifel an Sergio Perez - trotz kürzlich erfolgter Vertragsverlängerung. Auch Danner sieht für den Mexikaner keine Zukunft beim Weltmeisterteam - und fordert Nico Hülkenberg als Nachfolger. Alle Details lest Ihr in diesem Artikel: