Am Donnerstag in Monaco begann der Streit um die Technische Direktive Nummer 18 zu eskalieren. In seiner Medienrunde am Morgen vor dem 1. Freien Training polterte bereits McLaren-Teamchef Andreas Seidl. Der Bayer unterstützt die FIA in ihrem Unterfangen, die Tests für die Biegsamkeit der Heckflügel zu verschärfen, versteht aber nicht, warum das erst zum 15. Juni passieren soll.

Formel 1 Flügel-Streit eskaliert: Wolff befürchtet Proteste (14:55 Min.)

Wenig später schlug Mercedes Motorsportchef Toto Wolff in dieselbe Kerbe: "Komplizierte Neu-Designs haben eine Verzögerung, aber es ist unverständlich, dass eine Verstärkung des Heckflügels vier Wochen brauchen soll. Noch dazu fahren wir bis dahin in Baku, wo flexible Heckflügel den größten Effekt haben."

"Wir sind dadurch im Niemandsland", meint Wolff und erklärt: "Wir befinden uns in einem rechtlichen Vakuum. Das öffnet die Tür für Proteste. Gegen Teams, die diese Flügel fahren, könnte protestiert werden und am Ende könnte es vor dem Berufungsgericht landen. Dieses Chaos braucht niemand."

In der Technischen Direktive wurde klargestellt, dass sich manche Heckflügel zu stark verformten, obwohl sie die bis dato gültigen Tests bestanden hatten. In Folge wurden die Tests verschärft, allerdings erst ab 15. Juni und dann zunächst für einen Monat noch mit einer 20-prozentigen Toleranz.

Technische Direktive lässt Interpretationen zu

Die Frage ist, ob die Autos bis zum Inkrafttreten der Technischen Direktive als illegal eingestuft werden könnten. McLaren-Teamchef Seidl meint ja: "Die Tests sind nicht das einzige Kriterium, wonach ein Auto legal ist oder nicht." Er beruft sich darauf, dass aerodynamische Teile überhaupt nicht beweglich sein dürfen. Seidl spricht deshalb nicht von einer Regeländerung, lediglich von einer Klarstellung.

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto gesteht: "Ja, wir haben die Limits ausgereizt. Aber der Effekt auf die Rundenzeit ist sehr, sehr gering." Ferrari muss in Folge der Direktive nachbessern. Ferrari ist aber nicht das einzige Team, das zusätzliche Karbonlagen backen muss. Vor allem Red Bull stand im Verdacht, die Windkraft auf den Geraden genutzt zu haben.

Red Bull kalkuliert mit halber Million für neuen Flügel

"Unser Auto wurde designt, um regelkonform zu sein", verteidigt Teamchef Christian Horner. "Die neuen Regeln bedeuten natürlich Änderungen für das Produkt. Aber es gibt noch Teams, die stärker betroffen sind als wir, Sauber zum Beispiel. Wir schauen uns außerdem nur die Heckflügel an, aber einer unserer Konkurrenten macht das sehr exzessiv am Frontflügel. Und das ist, wie wir wissen, ein noch viel sensiblerer Bereich."

Der Red-Bull-Teamchef ärgert sich doppelt über die Regelklarstellung: "Das kostet uns wohl eine halbe Million und sehr viel Zeit. Die Einführungszeit ist nötig, denn auch das Gewicht muss berücksichtigt werden. Wir haben außerdem nur eine einzelne Flügelbefestigung."

Geringer Einfluss auf die Performance

Performance-technisch macht sich der WM-Herausforderer weniger Sorgen. "Es ist nicht so viel wie die Leute sagen. Ich höre Zahlen wie sechs Zehntel, das ist lächerlich. Ich wäre überrascht, wenn es überhaupt eine Zehntel ist", glaubt Horner.

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Kurios: Auch Mercedes will den Heckflügel in Folge der Technischen Direktive anpassen. "Wir machen ihn weicher", verrät Toto Wolff überraschend. "Die neuen Tests sind eine unausgereifte Lösung, die uns Möglichkeiten geben. Unser Flügel ist so konzipiert, dass er dem berühmten Artikel 3.8 entspricht und sich nicht verbiegt. Jetzt kann das ganze Teil weicher werden und sich mehr verbiegen."