Nico Hülkenbergs Traum vom ersten Formel-1-Podium könnte doch noch wahrwerden: Zumindest wären die Chancen exzellent, sollte der Emmericher 2021 erneut als Ersatzfahrer zu einem Einsatz kommen. Hintergrund: Kein geringeres Team als der seit Jahren dominierende Weltmeister Mercedes will den 179-fachen GP-Starter als Edeljoker für die kommende F1-Saison 2021 verpflichten.

„Nico kennt die aktuelle Generation von Formel-1-Autos und die Reifen. Es wäre gut, ihn da als Lösung in unserem Line-up zu haben“, sagte Motorsportchef Toto Wolff im Rahmen der offiziellen Formel-1-Testfahrten 2021 in Bahrain. „Vielleicht auch, indem wir ihn mit anderen Teams teilen. Er ist eine bekannte Größe und hoch angesehen. Es wäre gut.“

Formel 1: Hülkenberg vor Unterschrift bei Mercedes

Kontakt gab es offensichtlich bereits - und wohl auch eine grundlegende Einigung. „Aber wir haben den Stift noch nicht auf’s Papier gesetzt“, ergänzte Wolff. Noch nicht. Es soll also so kommen. Passen würde die Aussage Wolffs jedenfalls zu jüngsten Äußerungen aus dem Lager Aston Martins.

Deren Teamchef Otmar Szafnauer hatte bereits im Vorjahr auf den ehemaligen Fahrer des Teams aus Force-India-Tagen gesetzt, als Sergio Perez und Lance Stroll wegen Infektionen mit dem Coronavirus Rennen auslassen mussten. Für 2021 wolle man den dabei überzeugenden Hülkenberg deshalb erneut als dritten Fahrer im Team haben - zusätzlich für die Arbeit im Simulator. Immerhin hatte Hülkenberg Racing Point 2020 auch mit seinem Feedback bereichert und begeistert.

Nico Hülkenberg mit Triple-Chance: Mercedes, McLaren & Aston Martin

Als Motorenkunde Mercedes’ wäre ein Abkommen, sich Hülkenberg zu teilen nicht nur denkbar, sondern geschah so bereits in der vergangenen Saison zwischen Mercedes und McLaren. Da war das Team von Andreas Seidl zwar noch nicht einmal Motorenkunde, dennoch hätte McLaren im Fall der Fälle auf Mercedes-Ersatzfahrer Stoffel Vandoorne - ohnehin mit McLaren-Vergangenheit - zurückgreifen dürfen.

Dabei soll es auch 2021 bleiben. „Wir machen dasselbe wie vergangenes Jahr. Wir haben wieder ein Abkommen mit Mercedes, im Notfall ihre Reservefahrer nutzen zu können. Damit sind wir zufrieden“, sagte Seidl in Bahrain. Heißt: Kommt Hülkenberg zu Mercedes, steigen seine Chancen auf einen Renneinsatz 2021 gleich dreifach. Mit Mercedes, Aston Martin und McLaren wäre Hülkenberg bei drei Teams der erste Anwärter auf einen Einsatz. Williams, der hier nicht genannte Mercedes-Kunde, dürfte sich wie 2020 eher in Richtung Jack Aitken orientieren.

De Dries & Vandoorne wegen Formel E nicht immer verfügbar

Doch wieso braucht Mercedes Hülkenberg überhaupt? Natürlich, mit 179 Grands Prix in aktuellen Boliden auf dem Buckel verfügt kaum einer über mehr Erfahrung als der Emmericher. Allerdings verkündete Mercedes im Rahmen seiner Präsentation von Auto und Team kürzlich mit Vandoorne und Nyck de Vries erst gleich zwei Piloten als Reserveaufgebot.

Hintergrund: Beide fahren für Mercedes in der Formel E. Der Rennkalender der Elektroserie überschneidet sich aktuell in zwei Fällen mit dem der Formel 1: Am 23. Mai fährt die F1 in Monaco, die Formel E einen Tag zuvor in Marrakesch. Am sechsten Juni startet die F1 in Baku, die FE in Santiago de Chile. Noch dazu dürfte der Kalender der Formel E noch wachsen. Wegen der Corona-Krise sind diverse Events noch unterminiert. Daher drohen weitere Terminkollisionen.

Im Ernstfall: Hülkenberg oder Russell im Mercedes?

„Die Situation sieht so aus, dass unsere beiden Ersatzfahrer - Stoffel und Nyck - in der Formel E fahren und es da gewisse Rennen gibt, die kollidieren“, erklärt Wolff dementsprechend das Interesse an den Diensten Hülkenbergs. Kommt es zu der Verpflichtung des Deutschen, dürfte diesmal selbst Mercedes-Junior George Russell nicht zum Zug kommen. Den Briten hatte Mercedes im Vorjahr - zum Ärger des Belgiers - Vandoorne vorgezogen, als Lewis Hamilton in Bahrain passen musste. Zurecht: Der Youngster hätte ohne einen groben Mercedes-Schnitzer beim Reifenwechsel und einen Platten auf Anhieb gewonnen.

Interessante Randnotiz: Sollte Hülkenberg tatsächlich zu einem Einsatz bei Mercedes kommen, wäre ihm endlich das gelungen, was den Emmericher schon sehr viel früher - und langfristiger - hätte erwarten können. Einst war Hülkenberg nach einem gewissen Lewis Hamilton der erste Anwärter für die Nachfolge Michael Schumachers bei Mercedes.