Die berühmte Hammertime fiel im Qualifying zum zweiten Formel-1-Rennen 2020 in Silverstone aus: Valtteri Bottas luchste Lewis Hamilton die Pole Position für sein zweites Heimrennen in England ab. Stattdessen hieß es in der Qualifikation: Hülkentime! Nico Hülkenberg pilotierte seinen Racing Point bei seinem zweiten Quali-Auftritt als Ersatz für Sergio Perez im Zeittraining in Silverstone sensationell auf Platz drei.
Damit erzielte der Emmericher sein bestes Qualifying-Resultat seit 2016 in Österreich. Kurios: Damals war Hülkenberg für dasselbe Team gefahren, damals hieß Racing Point allerdings noch Force India. „Im Q3 hieß es einfach Kopf runter, Volldampf, alles rein, was ich hatte - und jetzt bin ich ein bisschen überrascht, dass ich hier stehe“, jubelte Hülkenberg in seiner ersten Reaktion im Grid-Interview mit Paul di Resta.
Nico Hülkenberg: verrückt & extrem!
„Es waren jetzt echt verrückte sieben oder acht Tage! Erst letzte Woche mit dem großen Hoch, zurückzukommen und dann dem Tief am Sonntag“, erinnerte Hülkenberg an sein DNS wegen eines Schadens an der Kupplung. „Das war sehr extrem.“ Am vergangenen Wochenende habe er sich ohnehin noch nicht wirklich bereit gefühlt, jetzt sei das ganz anders. „Ich fühle mich im Auto besser, bin sehr viel mehr mit ihm verbunden und viel besser vorbereitet“, sagte der Emmericher.
Dennoch sah Hülkenberg schon im Q2 des Qualifyings das Ende aller Hoffnungen nah, als er in seinem ersten Versuch in Chapel hart über den Kerb rumpelte, durch den Dreck fuhr. „Das Quali war noch immer knifflig“, sagte Hülkenberg. „Im Q2 habe ich mir das Leben selbst etwas schwer gemacht mit diesem Ausritt und hatte Angst, dass ich da das Auto beschädigt habe.“
Hülkenberg zitterte: Auto im Q2 zerstört?!
Doch der RP20 überstand die Strapazen - mit seinem zweiten Run katapultierte sich Hülkenberg als Zweiter leicht in Q3. Im finalen Segment lautete die Devise dann schlicht: machen statt denken, nicht verkrampft einem großen Ziel hinterherjagen „Ich habe einfach nicht viel nachgedacht, habe einfach alles gegeben und versucht, alles aus den Reifen, dem Auto und auch mir selbst rauszuquetschen - was dieses Wochenende auch noch eine Herausforderung ist“, sagte Hülkenberg mit einem Lachen.
Auch im Rennen werde sich noch nicht alles anfühlen wie immer, gerade nach dem verpassten Start im ersten Großbritannien GP. Davor habe er großen Respekt. „Das wird morgen definitiv schmerzen. Diese Erfahrung nicht zu haben und die ganzen Abläufe mit dem Start und allem nicht gehabt zu haben. Aber ich werde tun, was ich kann, um zu versuchen das Auto da zu halten, wo es hingehört“, sagte Hülkenberg.
Formel 1 Silverstone: Kann Hülkenberg Verstappen halten?
Auf Platz drei? Kann Hülkenberg Max Verstappen halten? „Die Longruns gestern waren ziemlich gut und ich fühlte mich wohl im Auto“, sagte Hülkenberg zwar zu Motorsport-Magazin.com. Aber: „Ich würde gerne ‚ja’ sagen, aber es wird mit all diesen Umständen herausfordernd. Aber du weiß nicht - das Auto ist klasse. Aber darum geht es für mich nicht. Es geht darum, ein gutes Rennen zu fahren und gute Punkte für das Team zu holen.“
Verstappen selbst ist allerdings gewarnt. „Sie waren schon das ganze Wochenende sehr stark“, sagte der Niederländer bei Sky. „Ich freue mich sehr für Nico. Er sollte sowieso Teil der Startaufstellung sein und natürlich hoffe ich, dass ihm das hier jetzt einen Platz für nächstes Jahr bringt.“
Hülkenberg und das verflixte Formel-1-Podium
Auch Ex-Teamkollege Daniel Ricciardo lobte: „Hut ab! Wir wissen ja, dass dieses Auto funktioniert - aber ich will da nicht sagen, dass es nur das Auto ist.“ Hülkenbergs Teamkollege und Stammfahrer Lance Stroll landete mit dreieinhalb Zehnteln Rückstand auf Hülkenberg hinter Ricciardo auf Platz sechs. „Da hat er einen echt guten Job gemacht, nachdem er so lang auf der Couch rumgesessen hat“, adelt der Australier deshalb den Deutschen.
Sollte im Rennen am Sonntag tatsächlich ein Podium herausspringen, wären Hülkenbergs Argument dafür nur noch besser. Ausgerechnet unter den angesprochenen Umständen würde zudem endlich der Podestfluch des Nico Hülkenberg enden. 177 Formel-1-Rennen startete der Emmericher - ohne je auf dem Treppchen gelandet zu sein. Ein negativer Allzeitrekord, der in der Pressekonferenz nach dem Qualifying zur Sprache kam. Hülk: „Ich wusste, dass diese Frage kommt!“ Doch auch hier hält er es mit seinem Erfolgsrezept im Qualifying: „Ich will nicht zu viel nahdenken, den Kopf unten halten und das Rennen fahren.“
diese Formel 1 Nachricht