Keine zweite Chance für Pierre Gasly bei Red Bull Racing. In der Pause zwischen den Formel-1-Rennen in Portugal und Imola bestätigte AlphaTauri, dass der Franzose auch 2021 für das Schwesterteam der Bullen starten wird. Schon zuvor hatte Red Bulls Teamchef Christian Horner in Portimao Gasly als Kandidaten für eine mögliche Nachfolge Alexander Albons im Hauptteam nach 2020 ausgeschlossen.

Der Thailänder fährt nach stagnierender Formkurve aktuell auf Bewährung. Priorität genießt Albon - eine Leistungssteigerung vorausgesetzt - zwar nach wie vor, doch kokettiert Red Bull inzwischen auch mit Namen wie Sergio Perez und Nico Hülkenberg. Nur nicht mit der hauseigenen Lösung Gasly. Dabei hat der Franzose dem genannten Duo sogar etwas voraus. Keine Erfahrung, aber einen Grand-Prix-Sieg. Warum Gasly dann fix für AlphaTauri verplanen?

Gasly: Nicht enttäuscht, aber überrascht

Das fragt sich auch der Franzose. Zwar freue er sich, 2021 weiter mit AlphaTauri angreifen zu können, so Gasly am Freitag in der offiziellen FIA-Pressekonferenz in Imola. „AlphaTauri hat hohe Ambitionen. Ich freue mich, im Team mehr Verantwortung zu übernehmen und ihnen so viel Erfolg zu bringen, wie sie verdienen“, sagte Gasly. Doch wurde offensichtlich, dass der Sieger eines anderen F1-Rennens in Italien anno 2020, Monza, sich über eine Rückkehr zur Red Bull noch mehr gefreut hätte und eine zweite Chance offenbar auch erwartet hatte.

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Gasly: „Ich bin nicht enttäuscht, ich bin nur überrascht. Der einzige andere Fahrer, der in 14 Jahren mit Toro Rosso ein Rennen gewonnen hat, war Seb [Vettel]. Und Seb wurde zu Red Bull befördert und hat vier Titel mit dem Team gewonnen. Deshalb bin ich einfach überrascht, dass ich nicht wirklich in Erwägung gezogen wurde, denn ich hatte zwei Podien mit Toro Rosso und diese Saison läuft gut.“

Gasly: Habe keine Erklärung von Red Bull bekommen

Eine Erklärung habe er von Red Bull „nicht wirklich“ bekommen, so Gasly und legte erst einmal eine Denkpause ein. Horner hatte in Portimao gegenüber Journalisten zwei Gründe genannt: Zum einen könne AlphaTauri Gasly als Teamleader sehr gut gebrauchen, zum anderen zweifele er, ob sich Gasly in dem schwer zu beherrschenden RB16 besser schlagen würde als Albon.

In Imola auf Gaslys Verwunderung angesprochen, zeigte sich wiederum Horner überrascht von diesem Empfingen. "Ich denke, es wurde ihm sehr klar gemacht. Er ist ein Schlüsselteil bei AlphaTauri", sagte der Brite. "Wir sind sehr zufrieden mit Pierre. Er macht einen tollen Job - in diesem Umfeld. Er ist zufrieden in diesem Umfeld, das Team ist sehr zufrieden mit ihm. Warum sollte man das aufbrechen? Das wurde ihm klargemacht."

Ob seine - wenig ruhmreiche - halbe Saison 2019 bei Red Bull eine Rolle gespielt habe, wisse er nicht, sagte Gasly in Imola auf Nachfrage dazu. Gasly weiter: „Aber es war klar, dass ich mit AlphaTauri weitermachen werde. Schon seit einigen Wochen. Das ist in Ordnung. Ich bin happy, mit ihnen zu arbeiten und AlphaTauri ist happy, mit mir zu arbeiten. Ich pushe weiter, ich keine meine Ziele in der Formel 1 und weiß, was ich erreichen will.“

Pierre Gasly will sich bei Red Bull durchbeißen

Mehr könne er nun ohnehin nicht tun. Ich kann nur versuchen, gute Leistungen zu bringen, um mir in Zukunft wieder Gelegenheit zu verschaffen. Mehr kann ich nicht tun, nachdem nun alles sortiert ist. Ich will da jetzt nicht mehr drüber nachdenken und muss für AlphaTauri so gut abliefern, wie ich nur kann.“

Eine gewisse Enttäuschung klingt insgesamt allerdings durch, auch wenn Gasly selbst das so explizit nicht formuliert, sogar nochmals abstreitet. „Sie haben ihre Strategie. Es liegt an ihnen. Wenn ihr eine bessere Antwort wollt, müsst ihr sie direkt fragen. Ich bin, wie schon gesagt, nicht enttäuscht. Ich bin in der Lage, mein Potential, meine Skills und meinen Speed zu zeigen. Ich bin jetzt 24 Jahre alt. Mein Ziel in der Formel 1 ist, an der Spitze zu kämpfen und um den Titel zu kämpfen“, betonte Gasly.

Franz Tost motiviert Gasly: Erfolg geht auch bei uns

Grund dieser Diplomatie: Anders als in der Vergangenheit etwa Carlos Sainz, will sich Gasly bei Red Bull durchbeißen. „Meine Zukunft liegt bei Red Bull. Ich bin Red Bull verschrieben. Das ist mein Plan“, sagte Gasly. Etwas mehr hatte sich der Franzose - auch schon kurzfristig - allerdings offensichtlich sehr wohl erhofft. Immerhin sei er inzwischen ein besserer Fahrer als zu seinen Red-Bull-Zeiten im Vorjahr.

Gasly: „Ich denke, ich bin erwachsen geworden. Letztes Jahr war erst mein zweites Jahr in der Formel 1“, verteidigte Gasly seine Leistungen im Hauptteam. „Ich erwarte, dass ich nächstes Jahr noch stärker sein werde. Mit noch einmal mehr Erfahrung. Ich habe mich schon in verschiedenen Bereichen verbessert und kann noch mehr verbessern.“

AlphaTauris Teamchef Franz Tost ist das unterdessen nicht entgangen. Für den Österreicher kommt die Entscheidung Red Bulls, Gasly im Schwesterteam zu belassen, einem Jackpot-Gewinn gleich. „Für AlphaTauri ist es das Beste was passieren konnte, mit Pierre weiterzumachen“, sagte Tost in Imola - und bewies einmal mehr, warum er als Motivationskünstler für Fahrer bekannt ist. Seinem neuen Teamleader macht Tost nämlich Hoffnung, große Erfolge auch mit AlphaTauri erzielen zu können.

Tost: „Wenn wir Pierre ein konkurrenzfähiges Auto hinstellen, dann wird er öfter auf dem Podium sein. Nicht nur ein oder zwei Mal. Das ist das Ziel.“

Daniil Kvyat vor AlphaTauri-Aus

Offen ist nun nur mehr, wer das zweite Cockpit bei AlphaTauri erhalten wird. „Es ist noch nicht entschieden“, sagte Tost in Imola. „Wir haben hier nächste Woche mit [Yuki] Tsunoda einen Test und danach den Young Driver Test in Abu Dhabi und dann sehen wir weiter.“ Der junge Formel-2-Japaner soll sich Aussagen Helmut Markos zufolge derzeit auf der Pole Position für das Cockpit befinden, es gehe fast nur noch um die nötigen Superlizenzpunkte, hieß es.

Für Daniil Kvyat droht somit das vollständige Formel-1-Aus - schon zum zweiten Mal. Der Russe gab sich in Imola kurz angebunden. „Ich habe diesbezüglich keine News. Ich denke gerade Rennen für Rennen und versuche, den bestmöglichen Job für das Team zu machen. Dann sehen wir weiter.“