Haas gab in Ungarn ein erstes Lebenszeichen in der Formel-1-Saison 2020 von sich. Dank einer blitzschnellen Entscheidung der Strategen tauchten Kevin Magnussen und Romain Grosjean in Budapest plötzlich an der Spitze des Feldes auf. Der Däne holte als Neunter schlussendlich die ersten WM-Punkte des Teams in diesem Jahr. Ihr Taktik-Coup hatte allerdings einen Haken. Die FIA bestrafte nach dem Rennen beide Fahrer.

Der Schachzug des Teams schien im ersten Moment absolut kugelsicher sowie weitsichtig. Magnussen und Grosjean waren bei feuchter Strecke auf Regenreifen respektive Intermediates in die Einführungsrunde gegangen. An deren Ende bogen beide für den Wechsel auf Medium-Reifen in die Box ab. Vier Runden später lag das Duo auf den Positionen drei und vier statt den ihnen im Grid zugewiesenen Plätzen 16 und 18.

"Wenn du dort startest wo wir waren und dann nichts anderes versuchst, ist es schwer, irgendetwas zu gewinnen", erklärte Haas-Teamchef Günther Steiner nach dem Rennen. Nachdem sich seine Mannschaft während der Formationsrunde einen Eindruck der Bedingungen verschafft hatte, wurden Nägel mit Köpfen gemacht.

Haas-Strategen rufen Fahrer an die Box

"Wir sahen, dass es abtrocknete und es wurde auch nicht viel gesprochen. Es hieß: alles klar, wir ziehen Slicks auf, denn es wird trocken und wir haben hier eine Chance", so der Südtiroler. "Es war eine schnelle Entscheidung, das umzusetzen. Wir haben es einfach getan, ohne großartig zu diskutieren, denn wir hielten es für eine gute Idee und hatten nichts zu verlieren."

Magnussen überquerte die Ziellinie nach einer fehlerfreien und kontrollierten Fahrt als Neunter. "Uns für Slicks reinzuholen war eine ausgezeichnete Strategie-Entscheidung vom Team und es war stark von ihnen, mir das Vertrauen zu schenken, bei diesen Bedingungen auf Trockenreifen zu fahren", freute sich der 27-Jährige über die ersten beiden Punkte der Saison.

FIA stellt Verstoß gegen Sportliches Reglement fest

Doch genau diese Entscheidung des Teams war es, die Haas wenige Stunden nach dem Rennen einholte. Die Rennleitung leitete eine Untersuchung wegen Verstoßes gegen Artikel 27.1 des Sportlichen Reglements ein. Dieser besagt, dass der Fahrer das Auto jederzeit alleine und ohne Hilfe fahren muss. Nach Begutachtung der Beweislage entschieden die Stewards: der Funkspruch in der Formationsrunde entsprach nicht dem Regelwerk.

"Es wurde 2017 eine Technische Direktive herausgegeben, die klarstellt, welche Kommunikation zwischen einem Team und dessen Fahrer während der Einführungsrunde stattfinden darf", erklärte Formel-1-Rennleiter Michael Masi. "Es darf während der Formationsrunde ausschließlich eine sicherheitsrelevante Kommunikation vom Kommandostand an den Fahrer ausgehen."

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Gemäß Entscheidung der Stewards konnte das Team keine Beweise vorbringen, um diese Ausnahmeregelung für den Funkspruch geltend zu machen. Die Folge war eine 10-Sekunden-Zeitstrafe für beide Piloten, die im Nachhinein auf das Rennergebnis addiert wurde. Magnussen fiel damit auf die zehnte Position hinter Carlos Sainz zurück. Grosjean rutschte auf Platz 16 hinter Kimi Räikkönen ab.

Haas setzt in Ungarn wichtiges Zeichen: Beweis für gutes Auto

Die Zufriedenheit über die reine Performance auf der Rennstrecke stand nach dem Grand Prix allerdings für sich. "Er ist fantastisch gefahren", lobte Steiner die Darbietung von Magnussen. "Er war in der Zone. Alles was er gemacht hat, klappte. Keine Fehler, keine Nervosität, keinen Fuß falsch gesetzt, keine Fragen im Funk. Es lief perfekt."

"Ich habe mich gehalten, einen Vorsprung auf einen Ferrari herausgefahren und war in der Lage, mich gegen einen McLaren zu behaupten", freute sich KMAG, der diesen Sonntag als wichtigen Beleg für die positive Tendenz sieht, die Haas trotz der Fehlschläge in Österreich mit dem VF-20 spürt: "Es zeigt einfach, welch gutes Auto wir im Rennen haben und es beweist, dass das Team einen tollen Job gemacht hat, auch wenn wir uns im Qualifying schwer tun. In den Rennen sind wir stark."

Steiner erwartet jedoch, dass es bei den kommenden Rennen wieder schwieriger wird, sich im Mittelfeld zu behaupten. Mit Silverstone stehen in zwei Wochen back-to-back-Rennen auf einem Highspeed-Kurs an. "Da kommt es sehr auf Motorleistung an. Das wird für uns kein Spaß", prophezeit der 55-Jährige.