Zwei Runden vor dem Ende des zweiten Formel-1-Rennens in Österreich der Saison 2020 lag Daniel Ricciardo noch auf Kurs, einen sechsten Platz für Renault zu ergattern. Dann ging es plötzlich binnen weniger Kilometer zwei Ränge nach hinten. Nur Platz acht für den ‚Honeybadger‘ in Spielberg. Was war passiert?

Kurz gesagt: Lance Stroll war passiert. In der vorletzten Runde setzte der Kanadier in Kurve drei ein riskantes Manöver gegen den Renault. Auf der Innenseite wollte sich Stroll an Ricciardo vorbeidrücken, bremste dabei aber derart spät, dass Ricciardo die Lenkung aufmachen musste, um einen Crash zu verhindern. Beide trudelten neben die Strecke. Das nutzte Lando Norris eiskalt, schnupfte gleich beide Duellanten auf.

Daniel Ricciardo erwartete Strafe gegen Stroll

Die Stewards leiteten eine Ermittlung ein. Abdrängen eines anderen Fahrers von der Strecke lautete der Vorwurf. Noch ohne gesprochenes Urteil ging Ricciardo in seinen ersten Interviews davon aus, zumindest eine Position durch eine Strafe gegen Stroll zurückzubekommen.

„Yeah“, sagte Ricciardo auf Nachfrage dazu. „Wenn er mich rausdrückt und auf der Strecke bleibt, dann okay. Dann hätte ich echt blocken sollen. Aber wenn er uns beide rausdrückt, dann ist es kein Manöver. Ich muss vom Scheitelpunkt weg, um einen Unfall zu vermeiden.“

Ricciardo: Stroll hätte Manöver nie geschafft

Eine gewisse Selbstkritik schwingt in diesen Worten mit. „Ich bin immer kritisch mit mir selbst und hätte die Tür zumachen sollen“, betont Ricciardo dann auch erneut. Doch zuerst einmal liege der Fehler ganz klar bei Stroll. Ricciardo: „Ich hätte früher blocken sollen. Aber das war ein Manöver, das er nie hätte schaffen können. Es war verzweifelt. Er kam er nicht wirklich vorbei, er hat uns beide einfach von der Strecke gedrückt. Ich hoffe, wir bekommen den Platz zurück. Ich habe deshalb schon einen gegen Lando verloren.“

Norris sei es auch gewesen, der Stroll zu dieser Verzweiflungstat animiert hätte, glaubt Riccairdo. „Lando kam heran und ich denke, dass er etwas tun musste, weil Lando ihn sonst gefressen hätte“, sagte der Australier. „Es ist ein frustrierendes Ende.“ Das gilt umso mehr, weil die Stewards den Vorfall als gewöhnlichen Rennunfall werteten - keine Strafe.

Stroll entspannt: War doch aufregend

Mit seinem vorherigen Rennen war Ricciardo hingegen zufrieden, vor allem mit dem ersten Stint. „Der erste Teil lief okay, auf dem Medium waren wir recht stark“, berichtete Riccairdo. „Dann hatten wir mit dem Soft aber noch ein paar andere Probleme und der Soft selbst hat auch nicht so gut funktioniert, wie wir es gerne gehabt hätten. Aber ich dachte, dass wir Lance gut halten konnten, in den letzten zwei Runden wurde das dann etwas schlechter.“

Stroll bewertete die Szene unterdessen völlig entspannt. „Ich habe Ricciardo gejagt, ich habe eigentlich den gesamten zweiten Stint damit verbracht, einen guten Versuch gegen ihn zu bekommen. Aber er war in Kurve eins hinein und auch heraus sehr stark. Das hat es zu einer großen Herausforderung für mich gemacht, vorbeizukommen, aber dann habe ich letztlich die Möglichkeit gesehen. Es war eine sehr kleine und ich habe es einfach versucht“, sagte der Kanadier. „Es wurde dann eine hektische letzte Runde, aber eine sehr aufregende für alle.“