Lando Norris ist auch beim Steiermark GP der Formel 1 in Spielberg der Star der letzten Runden. Beim Österreich GP holte er sich mit der schnellsten Rennrunde das erste Podium, diesmal profitiert er wieder vom Chaos vor sich - aber nicht durch die Strecke, sondern mit drei Manövern, die ihm in zwei Runden drei Plätze einbringen.

Zuerst schätzte er Lance Strolls etwas missglückten Überholversuch gegen Daniel Ricciardo in Kurve drei in der vorletzten Runde richtig ein und zog in Strolls Windschatten mit DRS an Ricciardo vorbei. Dann schnappte er sich in der letzten Runde zunächst Stroll, und schließlich vor der letzten Kurven auch noch den kaputten Racing Point von Sergio Perez, der sich mit gebrochenem Frontflügel ins Ziel schleppte.

Mit weniger als einer Sekunde Vorsprung auf Perez kam Norris schließlich als Fünfter ins Ziel. "Das war wahrscheinlich mein bestes Rennen in der Formel 1", jubelt er danach. Denn begonnen hatte es eigentlich nicht gut: Norris war das ganze Wochenende mit Brustschmerzen angeschlagen, und startete nach einer Strafe nur von Rang neun.

Norris auf Schmerzmittel: Spüre nichts

"Ich bin ziemlich zugeschmerzmittelt", scherzt Norris nach dem Rennen über seinen Zustand. "Du könntest mir eine reinhauen und ich würde es wahrscheinlich nicht spüren." Das ganze Wochenende schon litt er beim Anbremsen unter Schmerzen im Brustbereich. Woran das lag, konnte er nie genau sagen. Im Rennen begann es aufgrund der mäßigen Startposition auch nicht besonders gut: "Der erste Stint war nicht so gut, wir waren einfach im DRS-Zug und konnten nur schwer etwas machen, und ich schien immer am falschen Ort zu sein und zu viel von den Reifen aufzubrauchen."

Norris und McLaren entschlossen sich daraufhin zu einem ungewöhnlich langen ersten Stint. Obwohl auf Soft gestartet, blieb Norris bis Runde 39 auf der Strecke - kein anderer hielt auf den weichen Reifen so lange durch.

Auf den neuen Medium-Reifen wurde Norris' McLaren dann lebendig. Befreit vom DRS-Zug und mit einem viel besser fahrenden Auto eröffnete Norris auf Platz neun liegend die Jagd. In Runde 60 hing er im Getriebe seines Teamkollegen Carlos Sainz, und wurde von dem schnell vorbeigewunken. Prompt begann er die Lücke zu Daniel Ricciardo und Lance Stroll zuzufahren, die sich an dem Punkt schon seit über 20 Runden beharkten.

Norris profitiert von Konkurrenz-Fehltritten

"Ich wusste, dass ich bessere Reifen hatte und die besser kontrolliert hatte", meint Norris danach. Ricciardo und Stroll halfen mit, als sie im Zweikampf von der Strecke und in die Auslaufzone rutschten.

Norris reagiert auf den ausrutschenden Stroll, Foto: LAT Images
Norris reagiert auf den ausrutschenden Stroll, Foto: LAT Images

"Als sie sich verbremst haben, hatte ich ein bisschen Angst", gibt Norris zu, aber die Gelegenheit war zu gut. Er stach rein, passierte Ricciardo, attackierte gleich Stroll - "bisschen riskant, gerade außen von Stroll in Kurve vier, aber er hat mir Platz gelassen, das war gutes Racing. Da hätte ich es außen riskieren können, hab aber doch zurückgezogen." Stattdessen holte er sich Stroll in der letzten Runde mit DRS.

Norris zweifelt an McLaren-Chancen gegen Racing Point

Dann kam aber noch Perez ins Spiel. Der hatte sich weit vorne im Duell mit Alex Albon den Flügel abgefahren und war nur mehr langsam unterwegs. Haarscharf ging es sich für Norris noch aus, in der letzten Kurve fing er Perez ab. Damit hat er erneut beide direkten Konkurrenten von Racing Point geschlagen.

"Ich glaube, wir hatten mit Perez in der letzten Runde Glück", meint Norris aber. "Er kam von ganz weit hinten und wäre weit vorne gewesen, die Racing Points waren viel zu schnell für uns. Wenn jemand wie Sergio alles aus dem Auto rausholt, sieht man, wie schnell ihr Auto ist."

"Wir hatten keine große Chance gegen sie, wenn sie keinen Fehler machen", schätzt Norris. "Wir haben vielleicht das viertbeste, fünftbeste Auto, aber die Top drei sind schön weit vorne."