Der Spielberg GP hat für Racing Point noch ein Nachspiel: Renault legte nach dem Rennen Protest bei den Stewards ein. Die Franzosen störten sich schon seit den Wintertestfahrten am RP20, der dem Mercedes-Boliden des Vorjahres zum Verwechseln ähnlich sieht. Nach dem zweiten Rennen der Formel-1-Saison 2020 legte Renault offiziell Protest ein.

Die Stewards luden anschließend Verantwortliche beider Teams zur Anhörung ein und ließen den Protest formal zu. Allerdings vertagten sie ihre Entscheidung auf bislang unbestimmte Zeit. Anschließend wurden entsprechende Teile - es geht vorwiegend um die Bremsbelüftungen - versiegelt und konfisziert.

Die Technik-Abteilung der FIA wird die beschlagnahmten Teile in den nächsten Tagen genauer analysieren und ein Dossier für die Stewards erstellen. Dabei sollen nicht nur Verantwortliche von Racing Point und Renault befragt werden, sondern auch von Mercedes.

Außerdem wurde Mercedes angeordnet, die vorderen und hinteren Bremsbelüftungen des letztjährigen Boliden, der als Vorbild gedient haben soll, als Beweismittel zur Verfügung zu stellen.

Wenn die Techniker der FIA ein Ende ihrer Untersuchung in Aussicht stellen, werden die Stewards um ihren Vorsitzenden Gerd Ennser darüber informiert, um ein weiteres Meeting einberufen zu können.

Gut kopiert oder betrogen?

Um in der Formel 1 als Konstrukteur zu gelten, muss jedes Team bestimmte Fahrzeugteile selbst entwickeln und herstellen. Neben dem Monocoque zählen vor allem alle aerodynamischen Flächen zu den sogenannten 'Listed Parts'.

Als Mercedes-Kunde kauft Racing Point diverse Komponenten ganz offiziell bei Mercedes ein. Dazu zählen Motor, Getriebe und Aufhängungskomponenten. Der Vorwurf von Renault lautet, Racing Point hätte nicht nur diese Teile von Mercedes übernommen, sondern einen Großteil des Autos.

Racing Point erklärt hingegen, das schnellste Auto der Formel 1 als Vorbild genommen zu haben. Weil zahlreiche Komponenten gekauft werden, würde sich dieses Konzept automatisch daraus ergeben.

Racing Point Performance Knackpunkt

Besondere Brisanz erfuhr das Thema, weil Racing Point schon bei den Testfahrten einen extrem starken Eindruck machte. Auch wenn die absoluten Top-Ergebnisse in den ersten beiden Saisonrennen 2020 noch ausblieben, so überzeugte die Performance des RP20 auf dem Red Bull Ring.

Sergio Perez und Lance Stroll landeten beim Steiermark GP auf den Rängen sechs und sieben und ließen somit Daniel Ricciardo im bestplatzierten Renault hinter sich. Renault stört sich besonders an der Mercedes-Kopie, weil das französische Werksteam für eigene Entwicklung Unsummen ausgibt, während Racing Point mit verhältnismäßig kleinem Budget operiert.