Das erste Rennen der Formel-1-Saison 2020 wird zum Update-Festival - zumindest beim Hausherren Red Bull. Die Bullen wollen am kommenden Wochenende mit einem stark überarbeiteten RB16 in Spielberg antreten.

Wie Technik-Direktor Pierre Wache verrät, hatten die Ingenieure schon für das eigentlich geplante Rennen in Australien neue Teile im Gepäck. Doch das wird nicht die einzige Änderung im Vergleich zum Wintertest in Barcelona sein.

Red Bull plante Updates für Vietnam und Zandvoort

"Wir hatten für Vietnam ein Update geplant, das wird nun in Österreich zum Einsatz kommen", verspricht Wache und fügt an: "Wir hatten auch Updates, die beim Niederlande GP kommen sollten - diese werden ebenfalls verfügbar sein."

Der RB16 wird somit beim ersten Saisonrennen 2020 bereits mit der dritten Ausbaustufe antreten. Einfach war der Weg dorthin aber nicht. "Wir wussten nicht, wo die Saison starten würde und zusätzlich mussten wir die Fabriken beim Shutdown schließen, sodass wir die Autos während der Zeit nicht schneller machen konnten", erklärt Wache.

Lieferengpässe wegen Corona erschwerten Entwicklung

Die Updates für Australien waren allerdings schon produziert, jene für Vietnam immerhin schon in der Pipeline. Nach dem Shutdown war schließlich klar, dass die Saison auf dem Red Bull Ring beginnen würde. "Dadurch kannten wir unsere Ziele für die Entwicklung", verrät der Franzose.

Trotzdem war es kein Kinderspiel, die Corona-Auflagen erschwerten den Restart: Teile konnten nicht wie normalerweise gefertigt werden, dazu kamen Lieferengpässe bei Zulieferern. "Das reduziert die Geschwindigkeit bei der Entwicklung und bei der Fertigung", klagt Wache.

Formel 1: So schwierig war die Entwicklung zu Corona-Zeiten

Die Zulieferprobleme löste Red Bull selbst, wie der Technik-Chef unter Adrian Newey erklärt: "Die Fertigung hat einen fantastischen Job gemacht, um das auszugleichen, was wir nicht von den Zulieferern bekommen haben. Sie haben unglaublich hart gearbeitet, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, um auch die Probleme zu kompensieren, die durch Social Distancing und andere Covid-19-Protokolle entstanden sind."

Aber auch für die Ingenieure gab es besondere Herausforderungen. "Wir hatten keinen Kalender. Es ist schwierig, den Knopf zu drücken und ein Update zu machen, ohne zu wissen, was überhaupt kommt", so Wache. "Man könnte etwas produzieren, das am Ende für die Tonne ist. Das würde Geld und Ressourcen verschwenden."

Entwicklung ohne echtes Feedback von der Strecke

Gleichzeitig zum Rennkalender ist auch die Entwicklungsrichtung eine Unbekannte. "Man sieht die Nachteile jedes einzelnen Updates nicht. Man hat kein Feedback durch die Performance. Je länger man wartet, desto höher wird das Risiko", erklärt Wache. In anderen Worten: Die Ingenieure entwickeln ins Blaue hinein. Statt das Ergebnis eines Updates auf der Strecke zu sehen, müssen sie ohne Feedback weitermachen. Dabei ist die Gefahr groß, sich zu vergaloppieren.

Der durcheinandergewürfelte Rennkalender könnte noch andere Nebenwirkungen mit sich bringen: Die Strecken werden zu anderen Zeiten besucht. Heißt, die klimatischen Bedingungen könnten anders sein. Der Spanien GP, der eigentlich im Mai hätte stattfinden sollen, findet nun im Hochsommer statt. "Das könnte zur Folge haben, dass unser Kühlpaket nicht gut genug ist", warnt der Red-Bull-Mann.

Honda bringt Motor-Update in Spielberg

Neben den Upgrades am Chassis darf sich Red Bull auch über eine neue Motorenausbaustufe freuen. Honda hat die Zeit ebenfalls genutzt und bringt die zweite Spezifikation mit dem Saisonauftakt.

Ein entscheidender Punkt, weil die Motorenhersteller ihre Power Units während der Saison nur sehr geringfügig überarbeiten dürfen. Im Wesentlichen ist die Entwicklung auf Motorenseite mit Rennen eins für die gesamte Saison eingefroren. Das gilt auch für zahlreiche Chassis-Teile, nicht aber für die Aerodynamik.