Ohne Chassis- oder Aero-Updates für den SF1000 reist die Scuderia Ferrari am Wochenende zum lang erwarteten Start der Formel-1-Saison 2020 nach Österreich. „Dieses Wochenende wird das Auto in derselben Spezifikation fahren wie sie gegen Ende der Testfahrten in Barcelona benutzt wurden“, berichtet Teamchef Mattia Binotto vor dem Auftakt.

Damit beschreiten die Roten einen völlig anderen Weg als die Konkurrenz von Mercedes und Red Bull. Beide Ferrari-Rivalen kündigten bereits gleich eine Reihe ganzer Update-Pakete für Spielberg an. Ferrari macht es anders. Ausgerechnet Ferrari, das bei den Tests in Barcelona weder die Experten noch sich selbst mit dem SF1000 zu begeistern wusste.

Formel 1: Ferrari ändert Entwicklungsrichtung drastisch

Genau das ist nun der Grund für den Verzicht auf ein Upgrade in Österreich. Wie das zusammen passt? „Das heißt nicht, dass wir in der sehr begrenzten Zeit von nur fünfeinhalb Wochen, in denen wir wegen der strengen Vorgaben rund um die Pandemie und den Shutdown an den Autos arbeiten durften, Däumchen gedreht haben“, versichert Binotto.

Die Ursache liegt stattdessen in einer deutlichen Erkenntnis der Testfahrten. „Das Ergebnis der Tests hat uns zu einer signifikanten Richtungsänderung in Sachen Entwicklung, besonders auf Seiten der Aerodynamik, bewegt“, berichtet Binotto. Heißt im Klartext: Ferrari baut den SF1000 sogar komplett um, das Ergebnis werden wir aus Zeitgründen allerdings noch nicht in Spielberg sehen. „Unser Ziel ist, die Updates beim dritten Rennen, am 19 Juli, auf dem Hungaroring einzuführen“, sagt Binotto.

Ferrari-Teamchef: Ziele mit erster Spezifikation unerreichbar

Zunächst hatte Ferrari verstehen müssen, warum es beim Test auf der Strecke nicht die Ergebnisse vorfand, die das Team erwartet hatte. „Und wie wir als Resultat dessen das gesamte Programm neu kalibrieren“, schildert Binotto. „Es wäre kontraproduktiv gewesen, die Richtung, die wir geplant hatten, weiterzugehen, da wir wussten, dass wir damit unsere Ziele nicht erreicht hätten.“

Deshalb entschied sich Ferrari dafür, ein komplett neues Programm anzustoßen, welches das Auto ganzheitlich verändert. „Aber wir wussten, dass das nicht zum ersten Rennen fertig sein würde“, sagt Binotto.

'Neuer' Ferrari erst in Ungarn: Chancenlos in Spielberg?

Ist im Umkehrschluss mit der nicht weiterentwickelten Testversion des SF1000 in Spielberg gar nichts zu holen? Ganz so weit geht Ferrari nicht. Im Simulator habe man durchaus noch gearbeitet, gemeinsam auch das Verhalten des bestehenden Boliden analysiert. „Und das wird in Österreich seinen Wert beweisen“ glaubt Binotto. Sebastian Vettel klingt da schon weniger zuversichtlich. „Wir müssen realistisch sein, wenn man nur an die Hackordnung denkt, die man beim Test gesehen hat. Aber wir sind auch nicht niedergeschlagen“, sagt der 32-Jährige vor dem ersten Rennen seiner letzten Saison für Ferrari.

Dass Ferrari nicht über das schnellste Paket verfügen wird, das gesteht allerdings auch Binotto, wie schon zu Beginn des Jahres, ganz klar ein. „Das wussten wir schon vor Melbourne und das hat sich nicht geändert“, sagt der Italiener. Eine gewisse Hoffnung ruhe jedoch auf den wärmeren Bedingungen gegenüber Februar beim Test. Dennoch lautet die Mission eher Schadenbegrenzung. Binotto: „In Österreich müssen wir versuchen das Beste aus jeder Gelegenheit zu machen. In Ungarn werden wir mit dem neuen Entwicklungsschritt, an dem wir arbeiten, sehen, wo wir im Vergleich zu den anderen wirklich stehen.“