Provokationen in der Pressekonferenz, Krieg der Worte mit Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton, Betrugsvorwürfe gegen Ferrari. Max Verstappen sorgte beim Double Header in Mexiko und den USA vor allem abseits der Rennstrecke für Schlagzeilen. Ist Red Bulls Wunderkind wieder von der Rolle? Vater Jos Verstappen und Förderer Helmut Marko nehmen den Bad Boy in Schutz.
"Ich denke, wir wissen alle, dass etwas nicht stimmt. Aber du kannst das so nicht sagen", übt Jos Verstappen gegenüber dem niederländischen TV-Sender Ziggo Sport leichte Kritik an den Aussagen seines Sohnes. Dieser hatte nach dem Rennen in Austin scharf gegen Ferrari geschossen: "Das hat man davon, wenn man aufhören muss zu betrügen."
Für ihn lieferte Ferraris schlechte Performance unmittelbar nach der Technischen Direktive zum Benzindurchfluss mehr oder weniger den Beleg dafür, dass die Power Unit aus Maranello vorher nur durch Trickserei der Konkurrenz derart überlegen war. "Du weißt nie genau, was da wirklich passiert ist", will sich Verstappen Senior nicht so weit aus dem Fenster lehnen.
Vater Jos rät Max Verstappen: Ohne Beweise gegen Ferrari lieber nichts sagen
Er hatte Max bereits nach dessen Auftritt in der Qualifying-PK von Mexico City empfohlen, sich bei heiklen Themen lieber einmal mehr auf die Zunge zu beißen. Dort hatte der Sohnemann unumwunden zugegeben, beim Crash von Valtteri Bottas bewusst nicht vom Gas gegangen zu sein, um die Pole Position sicherzustellen.
Jos versteht seinen Sohn, rät aber auch nach der Verbalattacke auf Ferrari zu mehr Diplomatie: "Sie haben vorher auf den Geraden sieben bis neun Zehntel gewonnen, jetzt ist es nur noch die Hälfte. Aber du kannst nicht wirklich beweisen, dass sie betrogen haben. Letztendlich kannst du es nicht belegen, also solltest du auch nicht zu viel dazu sagen."
Das Rennen in den USA war Verstappens 100. Grand Prix. Nachdem der 22-Jährige in der Saison 2018 eine steile Lernkurve hingelegt hatte und selbst von Chefkritiker Jacques Villeneuve dafür in höchsten Tönen gelobt wurde, gab es bereits in Mexiko wieder Schelte vom Kanadier. "Ich denke, dass es ein schlechtes Vorbild ist", sagte er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.
Marko kritisiert Hamilton für Verstappen-Ansage
Verstappens Förderer, Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko, sieht bei seinem Schützling durch die neuerlichen Zwischenfälle keinen Rückfall. "Diese Situation im Qualifying [in Mexiko] und das ist alles innerhalb kürzester Zeit passiert", wiegelt der Österreicher gegenüber Motorsport-Magazin.com ab.
Die Kritik für seine Verhalten in der Pressekonferenz lässt Marko noch gelten. "Seine Aussagen in der Pressekonferenz waren sicher nicht diplomatisch", räumt er ein. Doch Hamiltons Rundumschlag, in dem er Verstappen aufgrund seiner Aggressivität als Magnet für Unfälle bezeichnete, lässt er nicht gelten.
"Hamilton ist ja zurückgekommen und hat ihn angefahren", sagt er über die Kollision zwischen den beiden Streithähnen in der Startphase und fügt lachend an: "Vor allem die Aussage vom Herrn Hamilton, dass er Platz lässt, wenn er gegen Max fährt - wo war der Platz?"
Und bei der Berührung mit Valtteri Bottas, bei der sich Verstappen einen Reifenschaden zuzog, sah er ebenfalls kein Fehlverhalten: "Das Überholmanöver gegen Bottas war sensationell. Ich glaube, der hat ihn einfach nicht erwartet und deshalb sein Hinterrad mit dem Flügel erwischt."
Verstappens Aktionen in Spa und Monza waren schlimmer
Dass Verstappen für diese beiden Szenen gleich wieder ins Kreuzfeuer der Kritik geriet, ist für Marko nicht nachvollziehbar. "Da wird ihm immer gleich irgendwas zugeschoben", sagt er. Dabei hatte selbst er schwerwiegendere Fehler bei seinem Piloten gesehen, die in der Öffentlichkeit für weniger Wirbel sorgten.
"Da sehe ich viel kritischer, was er in Spa und Monza gemacht hat in der ersten Kurve", merkt Marko an. Dass Verstappen sich nach den Sticheleien von Hamilton zu einem verbalen Konter hinreißen ließ, hält er angesichts der Unverhältnismäßigkeit von dessen Kritik für vertretbar.
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