Am Freitag erhielten die Formel-1-Fahrer beim Großen Preis der USA in Austin einen ersten Eindruck von den Reifen für die Saison 2020. Im Freien Training stellte Pirelli jedem Teilnehmer zwei Sätze der Prototypreifen zur Verfügung. Doch gut kamen die Pneus bei den Piloten nicht an. "Ich denke, es war eine Enttäuschung", sagte Sebastian Vettel stellvertretend. Lewis Hamilton fügte an: "Ich muss mich zurückhalten und darf für den Moment nicht zu viel sagen."

Auch Christian Horner findet keine lobenden Worte für den 2020er Reifen: "Es waren keine positiven Schritte", sagte der Red-Bull-Teamchef. Voreilige Schlüsse will der Brite allerdings nicht ziehen: "Wir haben vereinbart, dass wir uns für die Analyse ein paar Tage Zeit nehmen."

Pirelli hatte sich zum Ziel gesetzt, einen Reifen zu konzipieren, der widerstandsfähiger und weniger anfällig für Überhitzungen ist. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto stellte in den Raum, dass dieses Ziel nicht erreicht worden sei. "Der Reifen ist nicht schneller und nicht besser beim Verschleiß. Wir bevorzugen den Reifen nicht, weil die Ziele nicht erfüllt worden sind", sagte er.

Pirellis Formel-1-Chef Mario Isola will diese Kritik nicht auf sich beruhen lassen. "Das können wir erst sagen, wenn wir die Daten angeschaut haben. Es ist nicht so, dass ich den Fahrern nicht traue. Wir haben erste Indikatoren und müssen diese nun überprüfen. Es liegt noch viel Arbeit vor uns", so der Italiener.

Isola erwartet weniger Strategie-Varianten

Wenn Pirelli das Ziel erreicht, dem Reifen ein breiteres Arbeitsfenster zu geben, hat das laut Isola eine entscheidende Konsequenz für die Rennstrategien. "Wenn du die Abnutzung und die Gefahr von Überhitzung reduzierst, ist es schwierig, zwei oder drei Stopps pro Fahrer in einem Rennen zu haben. Wieso sollte ich bei niedrigem Verschleiß die Reifen wechseln", sagte er.

Obwohl die prognostizierten einheitlicheren Strategien nach einem einfältigeren Rennverlauf klingen, widerspricht Isola dieser Befürchtung: "In diesem Jahr hatten wir Rennen, in denen Top-Autos trotz derselben Strategien auf der Strecke miteinander gekämpft haben. Das ist viel wichtiger als unterschiedliche Strategien zu sehen."

Bei den Testfahrten nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi erhalten die Fahrer erneut die Möglichkeit, die Reifen für das kommende Jahr zu testen. Isola hofft, dass sie dort besser mit den Reifen zurechtkommen: "Sie brauchen jetzt ein paar Anpassungen am Auto, um die Reifen besser nutzen zu können." Die Erkenntnisse aus dem Test in Austin sollen seiner Meinung nach dazu beitragen.