Sportlich hatte Max Verstappen im Formel-1-Qualifying der USA klar die Nase vor Weltmeister Lewis Hamilton. Doch beinahe wäre der Samstag für beide zum Debakel geworden. Schon im Zeittraining keimte die seit Mexiko durch Kommentare beider Seiten genährte Rivalität erneut auf. Verstappen antwortete mit einem rigorosem Manöver auf die Provokation des Mercedes-Piloten, das fast zum Unfall führte.

Im Q2 kam sich das Duo sich in einer Szene mit Toro-Rosso-Pilot Daniil Kvyat gefährlich nahe. In Kurve 19 setzte Hamilton zum Überholmanöver gegen den Russen an, gleichzeitig zog Verstappen nach innen um den Briten zu passieren. Nur durch ein Ausweichmanöver auf die Wiese konnte der Niederländer die Kollision verhindern. Was zunächst nach einem Missverständnis aussah, stellte sich als Psychospielchen zwischen den beiden Alphatieren heraus.

"Wir haben uns vor der letzten Kurve alle angestellt, um unsere Runde zu beginnen", erklärt Verstappen die Szene auf der Out-Lap gegenüber Motorsport-Magazin.com. Zunächst ging alles seinen geordneten Gang: "Ich glaube, Seb war vorne der erste Ferrari, dann kam Charles und dann Dany [Kvyat] vor mir."

Max Verstappen in der Formel 1: Wieder zu sehr Bad Boy? (22:07 Min.)

Verstappen mit Retourkutsche gegen Hamilton

Doch wie kam Hamilton dann hinter Kvyat? "Wir haben alle langsam gemacht und Platz zu lassen, und dann fuhr Lewis einfach vorbei als ob niemand da wäre und es ihm völlig egal wäre", so Verstappen, der die Aktion des Rivalen als eindeutige Provokation auffasste: "Ich dachte mir: wenn es dich nicht kümmert, kümmert es mich auch nicht, ich will meine Position zurück!"

Verstappen hielt in Kurve 19 dementsprechend rein und schob sich mit einem chaotischen Manöver wieder vor Hamilton. "Alle anderen haben sich gegenseitig respektiert, um die Runde anzufangen. Deshalb war es so eng", sagt der 22-Jährige. Hamilton sah die Szene, welche von den Stewards notiert wurde, gelassen.

"Da war nichts", sagt er. "Ich denke, sie sind alle sehr langsam gefahren und ich habe nur versucht, die Temperaturen zu halten", erklärt er, weshalb er an den anderen Autos vorbeizog. "Und dann wurden sie deshalb ein bisschen zickig. Aber ist schon okay, alles kein Problem."

Verstappen froh: Zweites starkes Wochenende in Folge

Für Verstappen ging das Qualifying schlussendlich deutlich besser aus als für seinen Widersacher. Während Hamilton auf dem von ihm so geliebten Circuit of The Americas nur vom fünften Startplatz ins Rennen gehen wird, verpasste Verstappen die Pole Position als Dritter um nur sechs Hundertstelsekunden.

"Es ist für uns sehr positiv, dass wir so nah dran sind", freut sich der Red-Bull-Pilot, der vor einer Woche in Mexiko die Pole Position wegen einer regelwidrigen Aktion verlor: "Verglichen mit letztem Jahr haben wir einen großen Schritt nach vorne gemacht. Und jetzt waren wir zwei Rennen in Folge viel konkurrenzfähiger."

In der zweiten Saisonhälfte waren die Österreicher ihrer Form zunächst meilenweit hinterhergelaufen. Nachdem Verstappen in Spielberg und Hockenheim gewonnen hatte und in Budapest nur knapp am Hattrick vorbeigeschrammt war, wurde er durch die fehlende Performance nach der Sommerpause zunehmend kritisch, stellte sogar schon die WM-Chancen 2020 in Frage.

Verstappen durch Red-Bull-Trend besänftigt

"Wir werden definitiv besser und lernen, auch in Hinsicht auf das nächste Jahr geht es auf jeden Fall in die richtige Richtung. In Mexiko hatten wir erwartet, konkurrenzfähig zu sein. Aber die Rennen davor liefen nicht so, wie wir das wollten. Und dieses Wochenende ist insgesamt wieder sehr positiv, da können wir glücklich mit sein."

Verstappen ist durch den jüngsten Trend wieder besänftigt, was die Zukunftsperspektive angeht. "Das ist eine gute Leistung vom Team, nicht aufzugeben, weiter zu pushen und die Performance wieder zu finden, die wir vor der Sommerpause hatten. Natürlich würde ich lieber in der Mitte sitzen, aber hier in den Top-3 zu sein ist sehr positiv."