"Ärgerlich, es geht noch um den dritten Platz. Da ärgert es mich, wenn man so früh aus dem Rennen genommen wird", sagte Sebastian Vettel nach seinem frühen Ausfall im Formel-1-Rennen in Austin am vergangenen Wochenende.

Tatsächlich verlor der Ferrari-Pilot durch das Podium Max Verstappens beim USA GP sogar den vierten Platz im WM-Stand. Vor den beiden letzten Saisonrennen in Brasilien und Abu Dhabi rangiert Vettel (230) nun fünf Punkte hinter dem Niederländer (235). Das ist noch aufholbar. Auf Teamkollege Charles Leclerc (249) allerdings fehlen Vettel nun bereits 19 Zähler.

Vettel verkürzt im Qualifying-Duell gegen Leclerc

Ausgerechnet auf den Teamkollegen. Immerhin ist spätestens seit der Sommerpause der F1-Saison 2019 offensichtlich, dass zwischen Sebastian Vettel und Charles Leclerc ein Kampf um die teaminterne Vormachtstellung tobt. Auch wenn nach außen - natürlich - auf eitel Sonnenschein gemacht wird.

Da zählt jedes Argument. Zum Beispiel auch das Qualifying-Duell. Hier verkürzte Vettel in Austin auf 8:11, ältere Power Unit für Leclerc nach einem Öl-Leck im Training hin oder her. Schon zuvor hatte Vettel betont, seinen da noch bei 7:11 stehenden Nachteil bis Saisonende korrigieren zu wollen. "Sehr gerne", sagte Vettel am Donnerstag in Austin. "Aber es ärgert mich jetzt auch nicht so, dass ich nachts nicht einschlafen kann."

Ferrari-Duell: Sebastian Vettel vs. Charles Leclerc in Zahlen

Generell sei seine Leistung im Qualifying schlicht hier und da nicht gut genug gewesen, analysiert Vettel selbst. Etwa zwischen Frankreich und Russland, als Leclerc gleich neunmal in Folge schneller war. "Und zweimal hatte ich auch gar nicht die Chance, am Qualifying teilzunehmen", erinnert Vettel an Defekte in Spielberg (Q3) und Hockenheim (Q1). "Ich denke, dass das Qualifying dieses Jahr aber nicht immer so war, wie ich es mir vielleicht gewünscht hätte. Wichtiger sind aber sowieso die Rennen."

Statistik - RennenVettelLeclerc
Rennduell98
Ø Rennplatzierung4,413,47
Bestes Rennergebnis11
Statistik - Qualifying
Q1-Aus11
Q2-Einzug00
Q3-Einzug1818
Qualifying-Duell811
Ø Qualifying-Platzierung4,474,05
Bestes Qualifying-Ergebnis11
Ø Abstand Teamkollege (Sek.)+ 0,096-
Statistik - Saison
Starts1919
Siege12
Schnellste Rennrunden24
Podien99
Top-101517
Ausfälle22
WM-Punke230249
WM-Rang53

In den Rennen zog sich Vettel besser aus der Affäre. Nicht nur im Verhältnis zu seiner Performance im Qualifying, auch gegenüber Leclerc. Umso ärgerlicher, dass er in den USA seine bessere Ausgangsposition durch den Aufhängungsschaden nicht in ein Ergebnis ummünzen konnte. Denn P3 in der WM ist Sebastian Vettel durchaus wichtig. "Ja, klar ist es das Ziel, Dritter zu werden", so Vettel vor dem Großen Preis der USA. "Erster und Zweiter geht ja nicht mehr."

Vettel: WM-Ergebnis gegen Leclerc ohne Bedeutung für 2020

Ist das auch sein Ziel, um sich unter dem Strich eben doch gegen Leclerc behauptet zu haben? Für dem teaminternen Status? Auch schon für 2020? "Das hat keine Bedeutung", winkt Vettel ab. "Ich will einfach nur versuchen, das bestmögliche Saisonende hinzulegen. Die letzten Rennen liefen da ja schon sehr gut, ich habe um sehr gute Positionen gekämpft. Da will ich weitermachen."

Team für Team: Die Tops & Flops vom US GP 2019 (13:26 Min.)

Schon in Mexiko hatte Vettel betont, auf derlei Dinge nie großen Wert gelegt zu haben. "Ich denke, dass der Anspruch ja sowieso ist, vorne zu sein. Also alle anderen zu schlagen. Und das beinhaltet dann ja auch den Teamkollegen", so Vettel. "Der Fight ist da, das ist auch gut so. Und die Konkurrenz ist da", gestand auch einmal Vettel das eigentlich Offensichtliche.

Leclerc: Ich treffe Entscheidung für 2020 nicht

Vettel weiter: "Die Zielsetzung ist für uns beide die gleiche. Ich denke da nicht an größere Dinge. Wir versuchen die Rennen, die wir diesen Jahr noch haben, ordentlich fertig zu fahren und idealerweise zu gewinnen, um dann auch die Richtung für nächstes Jahr vorzugeben."

Charles Leclerc indes ist sich der Bedeutung schlicht unsicher. "Ich weiß es nicht. Ich bin nicht derjenige, der die Entscheidung für nächstes Jahr trifft", sagt Leclerc. 2019 hatte Ferrari noch damit begonnen, dass Sebastian Vettel in 50:50-Siuationen Vorzugsbehandlung genoss. Das zeigte sich gleich in Australien erstmals.

Leclerc: Situation Anfang 2019 verstanden, aber jetzt …

2020 könnte das anders aussehen. "Eine Sache ist nämlich sicher", so Leclerc. "Ich habe diese Saison ziemlich gut gearbeitet, ich habe mich jede Menge verbessert. Zu Saisonbeginn habe ich die Situation komplett verstanden. Ich habe dann habe in einigen Rennen gezeigt, zu was ich fähig bin und überlasse es jetzt Mattia und dem Management, es zu entscheiden."

Platz drei in der WM sei ihm deshalb nicht wichtig. Genauso wenig wegen des dann lockenden Besuchs bei der FIA-Gala zum Jahresende. "Ich liebe Galas, aber deshalb will ich nicht Dritter wären. Auch nicht, um die Führungsrolle zu bekommen", so Leclerc.

Sondern? "Dritter in der Formel-1-Weltmeisterschaft zu werden, wäre einfach verrückt. Vergangenes Jahr habe ich ja noch um P13 gekämpft. Ich hätte mir nie vorstellen können, dieses Jahr um das Podium in der WM zu kämpfen", erklärt Leclerc. "Es wäre einfach als persönliche Leistung klasse. Ich wäre sehr happy."