Die Formel 1 befindet sich durch den Taifun in Japan in einer Ausnahmesituation. In Suzuka muss zum ersten Mal seit Austin 2015 wieder ein Qualifying auf den Sonntag verlegt werden. Die Königsklasse wird damit ausnahmsweise zu einem zweitägigen Event. Etwas, das immer wieder Teil der Gedankenspiele von F1-Rechteinhaber Liberty Media ist. Und das in Japan durch höhere Gewalt komprimierte Wochenendformat hat durchaus seine Fans.

"Ich habe damit keine Probleme. Ich freue mich, wenn sie das jedes Jahr so machen", sagt Lewis Hamilton über den Zeitplan mit Qualifying und Rennen am Sonntag. "Wie viele Donnerstage oder Freitage könnte uns das zurückgeben? Ich bin in jedem Fall dafür, das Wochenende zu kürzen", so der Mercedes-Pilot.

Der Weltmeister wünscht sich schon seit Ewigkeiten neue Ansätze, die das Grand-Prix-Wochenende abwechslungsreicher gestalten. Ein Ansatz, der vor allem aufgrund des stetig wachsenden Rennkalenders zuletzt wieder vermehrt zur Sprache kam. Der Formel 1 Kalender 2020 wird aus 22 Rennen bestehen - ein neuer Rekord.

Japan-Chaos als Wegweiser für Formel-1-Zukunft?

"Vielleicht könnte das eine Übung für die Zukunft sein", sagt Alfa-Romeo-Teamchef Frederic Vasseur über den in Japan notgedrungen geänderten Zeitplan. "Am Sonntag ist ausreichend Zeit, um sowohl Qualifying als auch Rennen abzuhalten", pflichtet ihm sein ehemaliger Renault-Widersacher Cyril Abiteboul bei.

Der Teamchef der Franzosen hatte bereits vor langer Zeit darauf plädiert, den Formel-1-Kalender eher zu kürzen statt weiter zu expandieren. Ein kompakteres Wochenendformat wäre für ihn ein guter Alternativansatz, zumal dieses bereits in anderen weltweit agierenden Rennserien etabliert ist.

"Ich denke, das wird uns einen Eindruck der Formel E vermitteln. Vielleicht ein bisschen, das ist ja keine schlechte Sache", so Abiteboul, der angesichts dieses Vergleichs in der Teamchef-Pressekonferenz den einen oder anderen schiefen Blick erntete. Hamilton sieht in der doppelten Herausforderung mit Qualifying und Rennen an einem Tag durchaus einen Reiz.

Hamilton sieht spezielle Herausforderung

"Du brauchst eine andere Herangehensweise, zwei unterschiedliche Mindsets an einem Tag", so der fünfmalige Champion. "Es sind zwei unterschiedliche Rhythmen. Normalerweise hast du nach dem Qualifying Zeit herunterzukommen und dich zu entspannen, und dich für den nächsten Tag aufzubauen."

"Ich werde es wohl genießen, denn es bedeutet weniger reden und mehr richtige Action", sieht auch Williams-Pilot Robert Kubica positive Aspekte. Doch es gibt unter den Piloten auch Gegner eines verkürzten Wochenendes. "Eigentlich fahre ich gerne, und da wäre es schlecht, wenn wir es reduzieren", zog Sebastian Vettel bereits vor einigen Wochen Stellung zu dem Thema.

Kimi Räikkönen befindet sich wie immer in der neutralen Zone. "Qualifying am Sonntagmorgen hatten wir schon. Ist besser als nichts, und es hat ja funktioniert. Der Tag wird etwas hektischer, aber es ist für alle gleich", so der Iceman, der anders als Hamilton keinen speziellen Reiz sieht: "Es ist kein Unterschied."

Hamilton will Abwechslung: Rennen wie Monaco langweilig

Hamilton wiederum geht es in erster Linie darum, bei 22 völlig homogenen Wochenenden etwas Abwechslung reinzubringen. "Es ist eine andere Challenge und ich hoffe, dass sie unterschiedliche Formate ausprobieren für unterschiedliche Rennen, also nicht dasselbe für 22 Rennen", sagt er.

In Monza kam nach der Windschatten-Farce im Qualifying schnell der Vorschlag auf, für den Grand Prix von Italien in Zukunft zum Einzelzeitfahren zurückzukehren. Hamilton findet, dass den Austragungsorten angepasste Formate ein guter Weg wären: "Ich hoffe, sie ändern das für Strecken, wo die Rennen zum Zuschauen keinen Spaß machen. So wie Monaco, da macht es keinen Spaß, denn es gibt nur einen Zug von Autos."

Kurzes Wochenende gut für Teampersonal

Bei den Befürwortern unter den Teamchefs steht bei diesen Überlegungen natürlich weniger das Entertainment, sondern die Schonung der eigenen Ressourcen und das Einsparen von Budget im Vordergrund. Etwas, das Toro-Rosso-Pilot Daniil Kvyat gut nachvollziehen kann.

"Vielleicht sollten wir ein langes freies Training am Samstag machen und nachmittags das Qualifying. Dann können die Mechaniker ein paar Tage einsparen. Wir natürlich auch, aber hauptsächlich die Jungs, die so viele Tage arbeiten müssen. Der eine Tag extra könnte ihnen helfen."