Der Trainingsfreitag ist in der Formel 1 seit jeher ein fester Bestandteil des Rennwochenendes. Fahrer und vor allem Ingenieure nutzen die Freien Trainings, um sich auf Qualifying und Rennen einzuschießen. In Ungarn fiel das FP2 vor einigen Wochen ins Wasser, was sich am Sonntag im spannenden Kampf zwischen Mercedes und Red Bull niederschlug.

Letzteren ging aufgrund fehlender Longrun-Daten am Ende die Luft aus. Etwas, das bei voller Nutzung der zwei 90-minütigen Trainings am Freitag wohl kaum passiert wäre. Diese stehen angesichts des immer weiter expandierenden Kalenders ohnehin auf dem Prüfstand. Auch ohne die von Liberty Media angepeilten 25 Rennen wünschen sich einige Teamchefs schon jetzt kompaktere Rennwochenenden, um Ressourcen und Budget zu schonen.

Der Rechteinhaber der Formel 1 könnte mit dem Streichen des Freitags zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Eine Änderung am mittlerweile doch sehr in die Jahre gekommenen Wochenendformat der Königsklasse könnte mehr Rennen und mehr Action bringen. Doch nicht jeder hält das für den richtigen Weg.

Mercedes-Teamchef Wolff gegen Abschaffung des Freitages

"Wir haben das vor einigen Jahren in der DTM gemacht", so Mercedes-Teamchef Toto Wolff, der sich die Formel 1 als Zweitagesveranstaltung nicht vorstellen kann: "Wenn es auf zwei Tage gekürzt wird, verliert das Rennwochenende an Wert. Und die Formel 1 ist die Königsklasse des Motorsports."

Mit zweimal 90 und einmal 60 Minuten steht Fahrer und Teams in der F1 deutlich mehr Trainingszeit als in den meisten anderen Rennserien zur Verfügung. Der Hintergrund ist vor allem historisch bedingt. Ohne die ausufernden technischen Möglichkeiten der heutigen Zeit mussten die Boliden unter realen Bedingungen getestet und abgestimmt werden.

Heutzutage wird ein Großteil dieser Arbeit jedoch in der Fabrik erledigt. So erklärte Daniel Ricciardo in Montreal, dass an seinem Auto in den Trainings praktisch nicht gearbeitet wurde: Wir haben das Auto das gesamte Wochenende kaum angefasst." Der Australier zählt ohnehin zu den Gegner des Trainingsfreitages.

Ricciardo will Freitag loswerden: Blödsinnige Runden

"Ich würde es bevorzugen, gar keine Trainings und nur Samstag und Sonntag zu haben", sagte der Renault-Pilot vor nicht allzu langer Zeit. "Weniger blödsinnige Runden und mehr Runden, bei denen es um etwas geht. Ich fahre gerne Rennen, und Training mag ich nicht besonders."

Doch für Wolff sind die von Ricciardo für blödsinnig erklären Runden in der Formel 1 unverzichtbar. "Es ist eine Weltmeisterschaft der Ingenieure, Fahrer und der besten Teams. Deshalb ist das etwas, das ich nicht ändern würde", so der Österreicher. "Ich würde den Freitag beibehalten."

Dass zweimal 90 Minuten nicht mehr unbedingt zeitgemäß sind, erkennt Wolff durchaus an: "Wir können darüber nachdenken, die Sessions am Freitag zu verkürzen, auf zweimal 60 Minuten oder so. Das sind Dinge, auf die man sich einlassen kann. Aber ich würde am Freitag nichts radikal ändern."

Vettel bricht Lanze für Trainingsfreitag: Fahren sowieso nicht viel

Unter den Fahrern teilen einige die Meinung Ricciardos. Daniil Kvyat erklärte den Freitag in Baku für überflüssig, nachdem er sein Auto dort im Training in der Wand versenkt hatte und in der Folge keinerlei Nachteile dadurch vernahm. Doch nicht alle wollen die Trainings so gerne loswerden. "Eigentlich fahre ich gerne, und da wäre es schlecht, wenn wir es reduzieren", so Sebastian Vettel.

Der viermalige Weltmeister kennt die Formel 1 noch mit deutlich mehr Testtagen. Im Vergleich zu früher spulen die Piloten der Königsklasse heute längst nicht so viele Kilometer in ihren Autos ab."Ich denke sowieso, dass wir nicht so viel fahren. Wir fahren unter dem Strich zwar viele Rennen, aber trotzdem denke ich, dass wir nicht viel fahren", erklärt der Ferrari-Pilot.

Für mehr Action sollte die Formel 1 sich seiner Ansicht nach etwas Besseres einfallen lassen. "Wenn sie das Racing besser machen wollen, gibt es andere Dinge, auf die man sich fokussieren sollte, bevor man Trainings streicht", so Vettel.

Hamilton sieht es wie Vettel: Formel 1 hat andere Baustellen

Lewis Hamilton wiederum zählt zu denjenigen, die ein neues Wochenendformat begrüßen würden. Kürzere Rennen, Double-Header, der fünfmalige Weltmeister warf bereits so einiges in den Raum. Weniger Training könnte für ihn ebenfalls ein Ansatz sein. "Es hilft definitiv, wenn du in ein Rennen gehst und nicht weißt, wie lange die Reifen halten", so der Mercedes-Pilot.

In Ungarn profitierte er davon, im FP1 anders als Max Verstappen einen Longrun gefahren zu sein. Mercedes zockte im Rennen mit einem zweiten Boxenstopp und gewann. "Ich denke nicht, dass das etwas schlechtes ist und ich glaube, dass es für mehr Spektakel sorgen kann", so Hamilton.

In einem Punkt geht er allerdings mit Vettel d'accord. Für bessere Rennen müssen andere Baustellen zuerst abgearbeitet werden: "Wir haben größere Probleme. Die Art wie das Auto designt ist und solche Dinge."