Pierre Gaslys Degradierung bei Red Bull war weniger eine Überraschung als die Wahl seines Nachfolgers. Ab dem Formel-1-Rennen in Spa-Francorchamps am kommenden Wochenende sitzt mit Alexander Albon ein Rookie im Cockpit des zweiten RB15 neben Max Verstappen. Daniil Kvyat hatte gegenüber seinem Toro-Rosso-Teamkollegen das Nachsehen - und reagiert souverän auf die verpasste Chance.

"Ich erhielt einen Anruf von Dr. Marko. Es ist wichtig, solche Entscheidungen zu respektieren und zu akzeptieren", so Kvyat gegenüber dem russischen Sportportal Championat. Der 25-Jährige erschien vielen bei dem sich über Wochen anbahnenden Absägen Gaslys als die logische Wahl für dessen Nachfolge.

In seiner ersten F1-Karriere durchlief Kvyat die komplette Red-Bull-Achterbahn mit allen Höhen und Tiefen. Nach seinem Jahr als Simulatorfahrer bei Ferrari präsentiert er sich 2019 bei seinem Comeback mit Toro Rosso als schneller und konstanter Pilot, der vor allem mental deutlich gefestigt auftritt.

Kvyat: Red Bull will Albon testen

"Mit meinen Ergebnissen ist alles in Ordnung", bekräftigt Kvyat, der beim Chaosrennen in Hockenheim als Dritter sensationell auf dem Podium landete. Dass sein Teamkollege trotz gerade einmal zwölf Rennen in der Königsklasse die Chance auf ein Top-Cockpit erhält, ist für ihn trotzdem nachvollziehbar.

"Ich denke, sie wollen einfach nur sehen, wie Albon in einem siegfähigen Auto performt und neben einem Teamkollegen wie Verstappen", sieht er die Beförderung Albons vor allem als Wiederholung des Härtetests, an dem Gasly und auch einst er zerbrach: "Ich war schon einmal bei Red Bull. Ich denke, das hat bei dieser Entscheidung eine Rolle gespielt."

Diskussionen um eine Beförderung seinerseits haben offenbar nicht einmal stattgefunden. Die Red-Bull-Bosse entschieden hinter verschlossenen Türen über die Personalrochade innerhalb ihrer beiden Teams. "Ich habe es am selben Tag herausgefunden. Und bisher gab es nur diese eine kurze Unterhaltung [mit Dr.Marko]."

Red Bull: Verdient Pierre Gasly eine zweite Chance?: (16:21 Min.)

Kvyat spekulierte nicht auf Red-Bull-Job

Dennoch entging ihm der sportliche Überlebenskampf Gaslys in den vergangenen Monaten natürlich genauso wenig wie dem Rest des Paddocks. Hoffnungen auf eine Rückkehr zu Red Bull, für die er bereits 2015 und 2016 startete, machte er sich dennoch keine. "Ich habe überhaupt nichts erwartet", sagt er gegenüber dem russischen Sport-Express.

Sein Fokus liegt einzig und alleine auf seinem Job bei Toro Rosso. "Sowohl Red Bull als auch ich sind sehr zufrieden mit der Saison und wir werden mit diesem Gefühl weitermachen. Ich schaue nicht auf Entscheidungen, die nicht in meiner Hand liegen", so Kvyat, der für 2020 noch nirgends gesetzt ist.

Entscheidung über Kvyats Zukunft noch im Herbst

Sollte Albon bei Red Bull denselben schwierigen Stand wie Gasly haben, ist ein Wechsel Kvyats zu Red Bull für die kommende Saison nicht unwahrscheinlich. Die Antwort auf die Frage, ob der Thailänder die Erwartungen seiner Bosse erfüllt, dürfte es erst nach dem Finale in Abu Dhabi geben.

Kvyat rechnet allerdings deutlich früher mit einer Entscheidung hinsichtlich seiner Zukunft: "Was nach 2019 passiert, ist noch nicht klar. Ich denke, wir müssen noch ein oder zwei Wochen abwarten, dann wird es klarer." Da bei Toro Rosso mit dem mental angeschlagenen Gasly erneut Aufbauarbeit geleistet werden muss, würde eine Vertragsverlängerung Kvyats für mehr Stabilität sorgen.