Seit dem frühen Freitagmorgen steht fest: Die Formel 1 fährt am Samstag aufgrund des Taifuns "Hagibis" nicht. Erwartet wird, dass der Sturm heute am Vormittag das japanische Festland erreicht und dann in Richtung Norden weiterzieht, begleitet von Windgeschwindigkeiten bis zu 200 km/h und schweren Regenfällen.

Damit sind die erwarteten Bedingungen nicht nur unfahrbar - auch die Infrastruktur in Suzuka ist bei solchen Wetterbedingungen bedroht. Teams und Fahrer verbarrikadieren sich also in Hotels und suchen nach alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten. Auf der Strecke wurde alles festgezurrt - und was nicht festgezurrt werden kann, muss ab- und wieder aufgebaut werden.

Formel 1 packt zusammen: Taifun bedroht Equipment

Die Szenen in Suzuka glichen am Freitag nach dem zweiten Freien Training einem Sonntag: Sobald die Strecke frei war, schwärmten Arbeiter der Teams und der Formel 1 aus, und begannen alles abzubauen, was einen Taifun nicht aushalten dürfte. Innerhalb von wenigen Stunden verschwanden Kommandostände, Flaggen-Signale, sogar Startampel und Podium sind weg. Gleichzeitig erhielten alle Teams Paletten voller Sandsäcke, um Überflutungen vorzubeugen.

In Suzuka wurde am Freitag alles abgebaut, Foto: LAT Images
In Suzuka wurde am Freitag alles abgebaut, Foto: LAT Images

Die gesamte Fernseh-Infrastruktur, die die Formel 1 von Rennen zu Rennen transportiert, wurde in den Boxen eingelagert - von Kameras und Mikrofonen bis zum TV-Zentrum. Das muss am Sonntag, sobald der Taifun vorbeigezogen ist, alles natürlich wieder in kürzester Zeit aufgebaut werden - eine Mammut-Aufgabe.

Kamera- und Audio-Equipment der Formel 1 muss in Sicherheit gebracht werden, Foto: LAT Images
Kamera- und Audio-Equipment der Formel 1 muss in Sicherheit gebracht werden, Foto: LAT Images

Auch für die Teams ist es eine Herausforderung. Mercedes gab am Freitag die von ihnen durchgeführten Vorbereitungen weiter: Sämtliche Verkleidungen in den Garagen wurden abgebaut, die Garagen verschlossen. Alles, was am Boden lag, wurde für den Fall einer Überflutung angehoben. Die Möbel und das elektronische Equipment in der Team-Hospitality wurden hinten in den Büros verstaut. Außerdem wurden Vorbereitungen für den Fall unerwarteter Stromausfälle getroffen.

Red Bull zerlegt den Kommandostand, Foto: LAT Images
Red Bull zerlegt den Kommandostand, Foto: LAT Images

Am Samstag ist die Strecke praktisch eine Sperrzone. Nur Notfall-Belegschaften halten sich dort auf, um die Sicherheit der Anlagen zu gewährleisten. Von Samstag um 00:30 Uhr bis Sonntag um 05:00 Uhr gilt für die Teams Sperrstunde. Dann muss schnell alles vorbereitet werden, um 10:00 Uhr startet das Qualifying.

Formel-1-Fahrer haben unerwartet frei: Videospiele bis Alkohol

Was das für die Formel-1-Piloten bedeutet? Sie stecken im Hotel fest. Einige, wie die Ferrari-Piloten Sebastian Vettel und Charles Leclerc, hoffen, dort gemeinsam mit ihren Ingenieuren Lösungen auf ihre Freitags-Probleme zu finden. "Ich werde wohl schlafen und dann an den Daten für Sonntag arbeiten", meint Leclerc. "Ich spüre noch ein bisschen den Jet-Lag."

"Es gibt eine Menge zu tun vor dem Quali am Sonntagmorgen", glaubt Mercedes-Pilot Valtteri Bottas, der als Freitagsschnellster den Tag verbringt. "Das Team wird für mich sicher morgen eine Beschäftigung finden."

Sein Teamkollege Lewis Hamilton nimmt es schon etwas lockerer: "Ich werde etwas trainieren, vielleicht nach Tokio und was Tolles essen." Daniel Ricciardo kann sich die Extrem-Variante davon vorstellen - mit mehr Alkohol, und weniger Training: "Sake-Bomben am Freitagabend und dann am Samstag lange schlafen! Dabei mag ich Sake nicht einmal!"

Andere rechnen nicht damit, das Hotel zu verlassen. "Vielleicht gehe ich an die Hotel-Bowlingbahn", überlegt George Russell. "Keine Ahnung. Netflix, Karaoke. Ein paar Jungs haben ihre Playstation mit. Ich weiß, dass Sergio und Max ihre Playstation dabeihaben!"

Die junge Garde der Formel 1, Foto: LAT Images
Die junge Garde der Formel 1, Foto: LAT Images

Max Verstappen sucht tatsächlich schon seit Donnerstag Spielpartner. "Mehr FIFA! Habe ich mit, also wenn du am Samstag ein Spiel verlieren willst ...", schlägt er in der seinem Sitznachbarn und McLaren-Piloten Carlos Sainz in der Pressekonferenz vor. Ein paar Stunden später dringt das zu Lando Norris durch, der gleich einen Live-Stream mit Verstappen ankündigt. Wäre nicht das erste Mal - Verstappen und Norris streamen regelmäßig gemeinsame Gaming-Sessions auf Twitch.

Kein Videospiel für die F1-Veteranen: Sauna und Modell-Autos

Bei Sebastian Vettel werden die zwei keinen Mitspieler finden: "Ne, aus dem Alter bin ich raus." Auch Daniil Kvyat fühlt sich schon zu alt dafür. "Ich gehe ein bisschen Golf spielen", scherzt er. "Warum lacht ihr? Nein, keine Ahnung. Wahrscheinlich bleib ich irgendwo im Hotel, schaue Filme, gehe in die Sauna, so Zeug."

Romain Grosjean hat hier die beste Veteranen-Beschäftigung gefunden: "Ich habe ein Modell des sechsrädrigen Tyrrells gekauft. Habe den Kleber gekauft, bin zum Shop in Shiroko - die haben dort wahnsinnige ferngesteuerte Modelle, aber dafür habe ich das Werkzeug nicht. Also habe ich ein kleineres Plastik-Modell gekauft." Ist vielleicht auch besser so - sonst hätte er es wohl nur bei der ersten Ausfahrt in das nächste Hindernis gecrasht.