Sebastian Vettel gegen Charles Leclerc. Spätestens seit Ferrari nach der Sommerpause der Formel-1-Saison 2019 endlich seine Siegfähigkeit zurückerlangt hat, ist das teaminterne Duell bei den Roten ein echter Kampf geworden. Oder sogar regelrecht Krieg ausgebrochen, wie italienische Medien nach Sebastian Vettels Teamorder-Verweigerung zuletzt in Russland bereits schrieben.

Kaum entspannt hat diesen öffentlichen Eindruck, dass Ferrari in der Woche danach wissen ließ, Vettel habe sich zu einem 'konstruktiven Gespräch' mit Teamchef Mattia Binotto in Maranello eingefunden. Etwas anders ausgedrückt könnte man sagen: Der Deutsche wurde zum Rapport zitiert.

Binotto spielt Maranello-Meetings herunter

Am Donnerstag in Japan enthüllte nun Leclerc: Auch er musste vorsprechen, aber getrennt von Vettel - aus terminlichen Gründen, so der Monegasse. Gleichzeitig beschwichtigte Leclerc, es habe sich ja ohnehin nur um ein Missverständnis gehandelt. Parallel gestand Vettel, seine Weigerung in Sotschi sei ein Fehler gewesen. Beide Aussagen wirken erstaunlich handzahm und abgesprochen - nach den Binotto-Treffen eben.

So besonders sei das jedoch nicht, meint der Ferrari-Teamchef. "Zuerst einmal ist es ja nicht das erste Mal, dass wir in Maranello gesprochen haben. Es stimmt, dass ich beide getroffen haben, aber sie waren sowieso in Maranello, für den Simulator und so weiter", sagt in Suzuka.

Binotto gesteht: Müssen es in Zukunft besser machen

"Und ich denke, wir hatten positive, konstruktive, ehrliche, faire, transparenten Gespräche mit beiden, individuell", so Binotto. Für den in der Schweiz geborenen Italiener waren die Vorkommnisse in Russland ohne hin nur halb so wild. "Ich denke, was in Sotschi geschehen ist, war nichts richtig schlechtes", sagt Binotto. "Aber natürlich ist es etwas, das verbessert und adressiert gehört", gesteht der Ferrari-Teamchef.

Ferrari: Eskaliert der Streit zwischen Vettel & Leclerc? (40:24 Min.)

"Ich denke aber, dass das nur eine Gelegenheit ist, seine Lektion zu lernen und zu versuchen, es in Zukunft besser zu machen", so Binotto. Heißt das im Umkehrschluss, dass das Fahrermanagement zuletzt nicht ideal lief, Binotto die Kontrolle über seine beiden Alphatiere entglitt? Nein, meint er - auch nicht mit Blick in die Zukunft.

Binotto fürchtet keinen Kontrollverlust

"Ich denke nicht, dass ein Risiko besteht, die Kontrolle zu verlieren, denn es ist ein Unterschied, die Fahrer gar nicht zu managen oder zumindest die Absicht zu haben, sie zu managen", sagt Binotto. "Es gibt immer die Lösung, sie nicht zu managen, vielleicht würde das manch einer auch so machen, aber ich denke, dass unsere Intention ist, zu versuchen, die Lage zum Wohle des Teams und, vor allem, auch zum Wohle der Fahrer zu managen."

Besser machen könne er als Teamleader allerdings etwas. "Und das ist etwas, woran wir gerade für die Zukunft arbeiten", versichert Binotto. Dass sich Szenen wie in Russland noch einmal ereignen könnten, will Binotto allerdings nicht ausschließen. "Wir zuversichtlich ich bin, dass es nicht geschehen wird? Das bin ich kein bisschen", sagt Binotto gar.

Klarheit und Fairness als Schlüssel

Immerhin weiß auch er ganz genau darum, welche Charaktere er in seinen beiden Cockpits sitzen hat. "Sie sind beide sehr gute Fahrer. Sie verfolgen alle nur ein einziges Ziel, nämlich für sich selbst zu gewinnen. Aber ich denke, dass es wichtiger ist, dass wir zumindest zwischen einander Klarheit und Fairness haben. Ich denke, dass das der Schlüssel ist."

Ein Luxusproblem sei die Situation nach wie vor. Von dieser jüngst geäußerten Meinung rückt Binotto keinen Deut ab. Kalt erwischt hätte ihn das sowieso nicht. Wir haben ein sehr konkurrenzfähiges Line-up. Aber das musste ich nicht erst lernen. Das ist keine Überraschung. Es ist etwas, womit einfach happy sind.