Sebastian Vettels Verweigerung, Charles Leclerc kurz nach dem Start des Formel-1-Rennens in Sotschi wie abgesprochen wieder die Führung zu überlassen, schlug und schlägt nach dem Russland GP hohe Wellen. Wie lang soll das noch gutgehen? Eskaliert das Stallduell bei Ferrari bald komplett? Ex-Ferrari-Mann Ross Brawn etwa warnte zumindest schon vor einer potentiell explosiven Mischung.

Allein steht der Brite mit dieser Einschätzung nicht. Eine Mischung, die unter dem Strich auch Ferrari treffen kann. Tatsächlich spielte der eigentlich unnötige teaminterne Kampf in Russland bereits eine Rolle dabei, warum am Ende doch Mercedes, nicht Ferrari - trotz besserer Performance - gewann. Auch wenn den größten Ausschlag zweifelsfrei das durch Vettels Ausfall ausgelöste VSC gab.

Mattia Binotto: Es ist ein Luxus

Doch Ferrari-Teamchef Mattia Binotto bleibt auch nach den Vorkommnissen in Russland weiter entspannt. "Ich denke noch immer, dass es ein Luxus ist. Es ist ein Luxus. Wir haben zwei fantastische Fahrer", sagt der gebürtige Schweizer an der Spitze des italienischen Rennstalls.

Team für Team: Tops & Flops vom Russland GP 2019 (11:44 Min.)

Für Binotto handelt es sich also nur um ein Luxusproblem. Eine Situation wie sie sein Pendant auf Mercedes-Seite nur allzu gut kennt. "Es ist sehr schwer, zwei Fahrer zu managen, die beide das Verlangen haben, das Rennen zu gewinnen. Wir hatten das in der Vergangenheit und haben es noch immer", sagt Toto Wolff.

Toto Wolff kennt sich aus

Vor allem geht es dabei natürlich um die gemeinsamen Zeiten von Lewis Hamilton und Nico Rosberg. Wobei hier von Gemeinsamkeit selten die Rede sein konnte. Eher von Gegeneinander. Auch Mercedes litt unter dem teaminternen Kampf. Stichwort Spanien 2016, Startunfall. Der Super-GAU für die Silberpfeile.

Motorsport-Magazin.com meint: Und doch ein kleinerer Super-GAU als es jetzt eine Wiederholung in Ferrari-Spezifikation wäre. Mercedes war damals noch derart dominant, dass durch die verlorenen Punkte am Ende nur der Zeitpunkt, zu dem die WM eingetütet wurde, leicht nach hinten geschoben wurde. Verschmerzen konnte Mercedes den Eklat also leicht. Ein echtes Luxusproblem also.

Bei Ferrari liegt das aktuell gänzlich anders. Auch bei drei Siegen aus den letzten vier Rennen kann im Gesamtbild von Dominanz keine Rede sein. Auch 2020 wird sich das wohl kaum verändert. Dass Ferrari plötzlich derart dominiert, wie einst Mercedes, darf zumindest bezweifelt werden. Deshalb zählt jeder Punkt. Dafür braucht aber Teamkollegen statt Teamrivalen. Wie Valtteri Bottas und Lewis Hamilton es nicht nur schon mehrfach vorgemacht haben, sondern Ferrari nach Russland nun auch deutlich unter die Nase rieben. (Jonas Fehling).