Red Bull geht 2019 in eine neue Ära. Erstmals in ihrer Formel-1-Geschichte sind die Österreicher Werksteam. Gemeinsam mit Honda will man an alte Erfolge anknüpfen. "Wir werden mindestens fünf Rennen gewinnen", verspricht Motorsportberater Dr. Helmut Marko im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Mehr als vier Siege holte Red Bull zuletzt 2013, als Sebastian Vettel überlegen Weltmeister wurde. In der Power-Unit-Ära schlitterte der Rennstall mit Renault von Ehekrise zu Ehekrise. 2018 holte Red Bull immerhin vier Erfolge, doch als Werksteam sind die Ziele höher.

"Die Strecken, auf denen wir konkurrenzfähig sind, müssen sich breiter aufstellen", verspricht Marko. In den vergangenen Jahren war Red Bull vor allem auf Stadtkursen und in Mexiko stark. "Die Aufgabe ist, dass wir generell aus eigener Kraft siegfähig sind", so Marko.

Red Bull: Sind besser als Mercedes

Siegfähig zeigte sich der RB15 bei den Testfahrten in Barcelona noch nicht. "Ferrari ist Favorit", muss Marko gestehen. "Ferrari war direkt schnell, als hätten sie schon eine Woche Testfahrten hinter sich gehabt. Wir sind zusätzlich durch die zwei Gasly-Unfälle und des dadurch entstandenen Materialschwunds in Verzug gekommen."

Während Marko in der Vergangenheit den Schuldigen für teilweise fehlende Performance beim Motorenpartner suchte, packt er die Truppe diesmal an der eigenen Nase. "Ich glaube es liegt an beidem: Chassis und Motor. Ferrari war mit jedem Reifen schnell, wir nicht. Aber bei uns ist es noch immer besser als bei Mercedes."

Und das ist die gute Nachricht des Doktors: Red Bull liegt nach eigenen Berechnungen vor dem Erzfeind aus Brixworth. "Es ist schwer zu sagen, aber wir glauben, dass wir zwischen Ferrari und Mercedes sind", meint Marko.

Marko: Gasly zerstört Upgrade mit unnötigem Crash

Das gilt laut Marko auch noch nach dem großen Mercedes-Upgrade: "Wir haben ja auch Sachen gebracht, die aber aufgrund des Gasly-Crashs nicht zur vollen Entfaltung gekommen sind." Apropos Gasly-Crash: Der Franzose flog an vier Tagen im Auto gleich zweimal ab, zerstörte dabei zwei Getriebe und zahlreiche neue Karbon-Teile. Auch Max Verstappen sorgte mit einem Ausritt für einen Getriebeschaden.

Pierre Gasly ist schon vor dem Saisonstart angezählt, Foto: LAT Images
Pierre Gasly ist schon vor dem Saisonstart angezählt, Foto: LAT Images

"Vor allem der zweite Gasly-Crash war völlig unnötig", poltert Marko. "Bei Verstappen war es ein Ausrutscher, der nicht so tragisch war - nur die Konsequenzen waren es. Der ist innen auf die Kerbs gekommen und hat sich halt verbremst. Gasly muss ganz klar mehr Disziplin zeigen!"

Während bei Verstappen zwar das Getriebe Schaden nahm, aber die anderen Teile verschont blieben, hatten Gaslys Abflüge schwerwiegendere Konsequenzen. Allen voran der große Crash am vorletzten Testtag. "Bei Verstappen hat's gepasst, aber bei Gasly nicht. Der hat unser ganzes Testprogramm über den Haufen geworfen", so Marko.

Red Bull in Australien ohne Upgrade?

Besonders bitter, weil Red Bull nicht nur Streckenzeit verlor, sondern vor allem neue Teile. Verstappen konnte deshalb am letzten Testtag kaum mehr fahren. In der zweiten Testwoche brachten die Österreicher nach uns nach neue Teile. "Wir konnten die Teile dann im Gesamtpaket nicht testen, sondern nur in Einzelteilen. Sicher sind wir uns deshalb natürlich nicht [ob sie funktionieren]", so Marko.

Doch damit nicht genug: Noch ist unklar, ob Red Bull überhaupt alle neuen Teile für Australien fertig bekommt. "Das ist das Ziel und wir hoffen, dass wir das schaffen", gibt sich Marko bedeckt. Optimismus hört sich anders an. "Es ist schon eine Herausforderung für unsere Produktion, die Teile bis Melbourne fertigzustellen", bestätigt der Grazer.

Dr. Helmut Marko: Gott sei Dank sind diese Zeiten vorbei (55:58 Min.)