Bei Toro Rosso gibt es in Mexiko schon nach nur einem Tag des Formel-1-Wochenendes wieder Nachrichten, die ganze Bücher füllen könnten. Los ging es gleich einmal wieder mit den Motoren. Honda wechselte für Mexiko von der dritten zurück auf die zweite Spezifikation der Saison 2018. Damit fühlt man sich mit den besonderen Anforderungen der Höhenluft schlicht sicherer in Sachen Zuverlässigkeit aufgestellt.
Im Fall von Pierre Gasly wurde im Zuge dessen jedoch kurzzeitig, zu Beginn des ersten Trainings, eine frische Spec-3-Unit eingebaut, um diese dem Pool hinzuzufügen, sie ab Brasilien straffrei nutzen zu können. Weil damit in Mexiko aber erneut gegen die Kontingent-Regeln verstoßen worden ist, folgt für den achten Verbrenner, achten Turbo und die achte MGU-H eine erneute Strafversetzung für den Franzosen. In der Startaufstellung am Sonntag geht es 15 Plätze zurück, für eine zusätzliche Getriebestrafe nochmals fünf.
Honda rüstet bei Toro Rosso in Mexiko zurück
"Wir hatten Sorgen bezüglich des Zusammenbaus der Einheit aus Austin. Und wir wechseln auf die Version von vor Russland, weil wir die besser verstehen. Damit haben wir mehr Vertrauen, dass wir die bei den besonderen Bedingungen in Mexiko richtig vorbereiten können", erklärte Honda-Motorenchef Tanabe den Schritt zurück zu Spec-2. "Brendon verwendet diese Version auch, für den Rest des Wochenendes." Die Austin-Einheit von Gasly wurde für Checks nach Japan zurückgeschickt.
Bitter für den Franzosen: Er müsste somit die erste Session durch den nächsten Wechsel praktisch aussetzen, fuhr nur zwei Installationsrunden. Und am Nachmittag lief daraufhin mit Platz 14 auch nicht alles glatt. "Es war keine sehr saubere Session, wegen dem Verkehr und wegen ein paar Probleme mit der Fahrbarkeit. Und im ersten Training bin ich wegen des Motorwechsels ja praktisch nicht gefahren. Also müssen wir heute am Abend ziemlich viel machen, um uns auf morgen vorzubereiten", hadert Gasly.
Pierre Gasly mit hartem Mexiko-Auftakt - fast wie 2017
Fast könnte man sich schon an das Vorjahr erinnert fühlen als Gasly in Mexiko so gut wie nur zuschaute. "So schlimm kann es aber gar nicht sein. Da lernte ich die Strecke praktisch erst auf dem Weg in die Startaufstellung kennen", scherzt Gasly im Rückblick bei Motorsport-Magazin.com. "Es ist aber nicht ideal, wenn du im FP1 nicht fährst. Und wir sind jetzt zurück auf dem weniger konkurrenzfähigen Spec-2. Und ich bin Letzter im Grid. Das ist keine so schöne Situation", sagt Gasly, senkt schon einmal die Erwartungen an an gutes Abschneiden in Mexiko.
Damit nicht genug. Noch dazu fährt am Wochenende Gasly nicht das neue Aero-Kit von Toro Rosso. Das hatte der Franzose in Austin noch erstmals probiert. In Mexiko bekommt nun Teamkollege Brendon Hartley das neue Paket - Toro Rosso hat für den Back-to-Back-Event kein zweites am Start. In den USA hatte Toro Rosso das Update wieder verworfen. Gasly war nicht zufrieden. "Aber ich bin auch nur im dritten Training damit gefahren und mit diesem Update brauchst du eben wie mit jedem Zeit, um es zu verstehen", erklärt er.
Gasly trotzig: Dann hat jetzt eben Hartley das Update
"Schade, dass wir das noch nicht in Austin gefunden haben. Aber jetzt scheint es die Zugewinne zu bringen und Brendon ist jetzt eben an diesem Wochenende dran. So ist es jetzt eben. In Brasilien sollte ich es dann auch bekommen", so Gasly. Deshalb müsse man die teaminterne Performance an diesem Wochenende nur zusätzlich richtig einordnen.
Gutes Stichwort. Denn dieses Thema wird in Faenza aktuell zu einem gewissen Politikum. Stichwort: Fahrersuche für das zweite Cockpit neben Danill Kvyat für 2019. Brendon Hartley scheint bei Toro Rosso gefühlt seit Saisonbeginn auf der Abschussliste. Noch in Russland forderte zuletzt Motorsportberater Helmut Marko, der Kiwi müsse mal beginnen, Gasly zu schlagen, wolle er seinen Platz retten.
Teamchef Tost: Hartley muss besser werden, wenn er bleiben will
Ähnlich klingt auch Franz Tost. "Er fuhr in Austin ein gutes Rennen. Aber trotzdem. Wenn du dir die Ergebnisse anschaust, dann hat er vier Punkte, und Pierre hat 28 Punkte. Also muss er seine Leistungen verbessern, wenn er im Team bleiben will", sagte der Teamchef in der Pressekonferenz nach dem ersten Training ziemlich deutlich. Eine Fahrerentscheidung werde allerdings erst im Dezember getroffen.
Dabei war Hartley gerade im ersten Training immerhin starker Neunter geworden, sollte am Nachmittag mit einem geradezu sensationellen sechsten Platz nur noch mehr aufmerken - direkt vor Lewis Hamilton. Warum so gut? Eben wegen des genannten Aero-Kits. Hartley schwärmt regelrecht davon. "Ein echt positiver Freitag! In beiden Sessions in den Top-10 zu sein, heute Nachmittag sogar Sechster, war großartig! Ich mag diese Strecke, ich war schon ein paar Mal hier und bin zum zweiten Mal in einem Formel-1-Auto hier", so Hartley.
Brendon Hartley rasiert mit neuem Aero-Kit
"Wir das neue Kit sehr viel getestet und es passt gut zu meinem Fahrstil, also fühlte es sich heute so an, als ob das Auto immer mehr zu dem wird, was ich will", beschreibt Hartley. "Es ist laut Simulationen nicht viel schneller, nur eine halbe Zehntel, aber was es in den Kurven in Sachen Balance bringt, ist alles, was ich mir nur wünschen kann."
Dass es ihm viel besser taugt als zuletzt Pierre Gasly hat für Hartley einen ganz einfachen Grund: "Pierre und ich haben ganz andere Fahrstile. Er mochte es in Austin nicht, als er es hatte. Ich hatte heute aber ein gutes Gefühl, hoffentlich behalten wir es. Ich gehe davon aus. Für mich muss man da gar nicht nachdenken." Toro Rosso scheint dem jedenfalls dem ersten Eindruck nach zu folgen. "Du kannst auf den Ergebnislisten sehen, dass es gut zu funktionieren scheint", sagt Chefrenningenieur Jonathan Eddolls.
Brendon Hartley verteidigt sich - auch mit Kritik an Toro Rosso
Für Brendon Hartley ist das neue Aero-Paket jedoch noch mehr. Nämlich Erleichterung und auch ein Stück weit Genugtuung und Gerechtigkeit. "Diese stabile Balance in den Kurven wollte ich schon die ganzen Saison, ziemlich aufregend", sagt Hartley über die Folgen des neuen Frontflügels und der neuen Bardgeboards. Jetzt scheint sich der Kiwi endlich - spät genug - in der Lage zu sehen, Pierre Gasly wirklich zu fordern.
Doch sei der Trend ohnehin bereits besser geworden. "Ich fühlte mich großartig. Die letzten Rennen waren gut. Meine Saison wird stärker und stärker", wirbt Hartley für sich selbst. Ob das neue Aero-Kit ihm denn jetzt sein Cockpit final rette, will Motorsport-Magazin.com dann wissen, konfrontiert Hartley mit der PK-Aussage seines Teamchefs.
Hartleys Antwort darauf hat es in sich, klingt teils gar nicht mehr danach, als glaube er überhaupt noch an eine Zukunft bei Toro Rosso. Die Kritik ist mehr als nur deutlich. "Ich habe mich die ganze Saison über verbessert und mir wurden in den Rennen nicht immer die Gelegenheiten gegeben, weil ich eine Strategie hatte, die dem anderen Auto helfen sollte", kritisiert Hartley noch halbwegs diplomatisch.
Dann wieder ein reiner Blick Eigenwerbung: "Es war zuletzt sehr eng in Sachen Rundenzeiten im Qualifying. Es fehlten einfach die Punkte. Aber ich fühle, dass ich die ganze Saison über stärker werde. In Austin habe ich das bewiesen." Doch dann der richtig harte Tobak: "Was auch immer in Pressemitteilungen steht. Mit dem anderen Auto war im Rennen auch nichts falsch. Ich hatte einfach eine gute Performance", spielt Hartley ganz offensichtlich auf massive Klagen Pierre Gaslys in der Toro-Rosso-Aussendung zum USA GP über Schäden an seinem Boliden infolge des Startgetümmels als Rechtfertigung für seine teaminterne Pleite an.
"Auch Suzuka war schon gut. Ich weiß, dass sich einen guten Job mache. Hoffentlich auch nächstes Jahr", ergänzt Hartley. Bleibt für ihn nur zu hoffen, dass seine Aussage zuvor seitens Toro Rosso eher als Spitze gegen Gasly als gegen da Team aufgefasst wird.
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