1. - S wie Startaufstellung

Wer auf diese Startaufstellung für das heute anstehende Formel-1-Rennen in Singapur (heute live im Stream F1 TV Pro, bei RTL, ORF, SRF und im Live-Ticker von Motorsport-Magazin.com) gewettet hat, konnte jede Menge Geld verdienen. Mit einer Pole Position für Lewis Hamilton war auf der größten und einzig echten Mercedes-Angststrecke nämlich nicht zu rechnen.

Doch mit einer Zauberrunde, für Toto Wolff gar 'surreal', stellte der amtierenden Formel-1-Weltmeister seinen Silberpfeile auf den ersten Startplatz. Direkt daneben steht noch dazu noch immer nicht der eigentliche Top-Favorit Sebastian Vettel, sondern Geheimfavorit Max Verstappen im Red Bull. Der Ferrari-Star hingegen musste sich mit P3 neben dem zweiten Mercedes von Valtteri Bottas begnügen.

Kimi Räikkönen kam nach Pole in Monza in Singapur nicht über P5 hinaus, Daniel Ricciardo komplettiert die dritte Startreihe im Grid. Sergio Perez, Romain Grosjean, Esteban Ocon und Nico Hülkenberg runden die Top-10 der Startaufstellung des heutigen 15. Laufs der Formel 1 2018 in Singapur ab.

2. - S wie Start

Im Vorjahr schepperte es in Singapur gleich am Start zu richtig. Für Vettel, Verstappen und Räikkönen war das Rennen durch ihren Start-Unfall früh vorbei. Auch 2018 ist sich das Trio in der Startaufstellung nur wieder extrem nahe. Droht neues Ungemach?

"Wir müssen einfach sicherstellen, dass wir einen sauberen Start haben", sagt Verstappen, dem man eigentlich das größte Konfliktpotential zutrauen würde. Nicht wegen seiner Vorgeschichte, sondern weil er von allem am wenigsten zu verlieren hat.

Wobei auch Kimi Räkkönen durch sein feststehendes Aus bei Ferrari hier genannt werden kann. Besondere Hilfe für Vettel gab es beim Iceman schon in Monza nicht und wird es auch in Singapur nicht geben. "Wir machen alles normal. Es macht keinen Sinn, da irgendwas anders zu machen. Normale Chance. Es passieren immer Dinge, aber am besten passiert am Start nichts", sagt der Finne.

Bei Ferrari stört das offenbar auch niemand. Teamorder schon am Start bezeichnet Teamchef Maurizio Arrivabene gar als "gefährlich und verrückt". Auch Sebastian Vettel meint: Er und Räikkönen seien mehr als erfahren genug als Rennfahrer und würden schon wissen, sich richtig zu verhalten.

Doch ist dieses Trio im Unterschied zum Vorjahr diesmal nicht alles. Damals stand ganz vorne kein Lewis Hamilton. Der WM-Leader hat von allen jedoch am meisten zu verlieren. Deshalb fühlt sich der Mercedes-Fahrer auch sehr wohl damit, dass die Pole auf der rechten Seite liegt, er nach dem 300 Meter kurzen Sprint zu Kurve eins zur Not nach rechts in die Auslaufzone der Linkskurve ausweichen kann: "Wenn ich wählen könnte wäre ich auch außen in Kurve eins."

Doch bietet das auch schlicht die bessere Linie für Rad-an-Rad-Duelle in den folgenden Passagen. "Ich bin ziemlich happy damit", sagt Hamilton. "Aber die Starts sind immer schwierig. Auf der Rennlinie zu sein ist aber sicher genauso gut, wie innen zu starten", warnt Hamilton jedoch vor der 2018 nicht gerade besten Mercedes-Disziplin.

3. - S wie Strategie

In Sachen Strategie hat sich Pirelli von Freitag auf Samstag wie das berühmte Fähnchen im Wind gedreht. Erst hieß es: Klares Zweistopprennen, viel zu großer Verschleiß auf dem hyperweichen Reifen angesichts der in Singapur weitaus höheren lateralen Belastungen gegenüber Monaco. Doch nach dem Qualifying deutet nun wieder alles auf nur einen Besuch an der Box. Die beiden besten Strategien sind für Pirelli Einstopper.

Und das, obwohl es niemandem gelang sich wegen des großen Deltas zwischen Ultrasoft und Hypersoft mit dem mittleren Reifen für Q3 zu qualifizieren. Die Top-10 und damit alle Spitzenfahrer startet somit geschlossen mit dem anfälligsten Reifen. Auch Ferrari, die es in Q2 zumindest mal mit dem Ultrasoft versuchten, aber schnell aufgeben mussten. Doch auch mit diesem Startreifen soll ein Stopp jetzt noch immer schneller sein.

Pirellis Strategie-Vorschau

  • Schnellste: 1 Stopp - 24 Runden Ultrasoft, Soft bis Rennende
  • 2. Schnellste: 1 Stopp - 13 Runden Hypersoft, Soft bis Rennende
  • 3. Schnellste: 2 Stopps - 11 Runden Hypersoft, 2x 25 Runden Ultrasoft

Zeigt das nur, dass sich Ferrari vielleicht besonders unwohl fühlt mit Start auf Hypersoft, einen extrem frühen ersten Stopp fürchtet, also noch vor der schon frühen Erwartung Pirellis in Runde 13? Drauf baut die Konkurrenz. "Ich bin optimistisch, denn Ferrari hat versucht im Q2 mit dem Ultrasoft durchzukommen. Das sagt mir, dass sie nicht auf Hypersoft starten wollten, also werden sie damit vielleicht Probleme bekommen", hofft Daniel Ricciardo.

"Im besten Fall schone ich meine Reifen, fahre lang und setze eine Einstopp-Strategie um", lautet sein Plan. Doch das plant jeder. Ricciardo muss daher beten, dass es nicht allen gelingt. Vielleicht Valtteri Bottas? Der Finne hegt jedenfalls kein großes Vertrauen in einen langen ersten Stint. "Mehr als zehn Runden werden schwer", sagt der Finne Motorsport-Magazin.com.

"Möglich könnte es aber sein, denn die Strecke entwickelt sich über das Wochenende ja." Deshalb sollten sich die im Freitagstraining noch größeren Probleme im Rennen tatsächlich als kleiner erweisen. "Das Graining darf nur nicht zu früh beginnen, dann sollte ein Stopp schon gehen.

4. - S wie Safety Car

All diese Berechnungen sind zwar Schlüsselfaktor, doch in Singapur eigentlich nur Randnotiz gegenüber dem viel wichtigeren Faktor Bernd Mayländer. Noch nie fand auf dem Marina Bay Street Circuit ein Formel-1-Rennen ohne mindestens ein Safety Car statt. Diese so gut wie fixe Größe ist bei allen Planungen also unbedingt zu bedenken.

"Für gewöhnlich passiert hier ziemlich viel", erinnert Kimi Räikkönen. "Hoffentlich treffen wir die richtigen Entscheidungen. Manchmal ist es hier pures Glück, dass du zur richtigen Zeit draußen bist. Denn du kannst auch stoppen und hast dann in der nächsten Runde ein Safety Car: Das ist dann natürlich nicht ideal. Hoffentlich geht es gut."

Landsmann Bottas denkt deshalb in Sachen Strategie schon gar nicht lange voraus. "Der Plan für das Rennen geht erstmal bis zum ersten Safety Car. Denn dann muss man vielleicht schon alles anpassen", sagt der Mercedes Fahrer.

Angesichts der dann doch erwarteten Einstopper auch bei der Konkurrenz sieht deshalb auch Daniel Ricciardo, in einem Safety Car die vielleicht einzige Chance. "Wenn ich den anderen nur hinterherfahre kann ich auch nur Sechster werden. Außer es läuft jemand auf die Strecke, so wie 2015. Das könnte mir diesmal auch helfen", meint der Australier mit einem Grinsen. "Aber wenn jeder Einstopp fährt, wird es hart irgendetwas auszurichten."

5. - S wie Schwitzen

Als Sauna bezeichnete Daniel Ricciardo Formel-1-Fahren in Singapur, von einem Fitnessstudio im Cockpit sprach Valtteri Bottas und Lewis Hamilton will bereits im zweiten Training zwei Kilogramm Gewicht verloren haben: "Und am Sonntag werden es also noch viel mehr sein!"

Geschwitzt wird in Singapur richtig. Wie immer ist es auch 2018 extrem heiß bei hoher Luftfeuchtigkeit. Das sorgt vor allem gegen Rennende immer für einen Spannungsfaktor. Geschlaucht und völlig fertig schleichen sich schneller Flüchtigkeitsfehler ein. Auf einem Kurs, der durch einen Leitplankenkanal führt, natürlich fatal ...

6. - S wie Straßenkurs

Und dieser Kanal hat es so richtig in sich. Die hohe Safety-Car-Quote kommt nämlich nicht von ungefähr und nicht nur durch das extreme Wetter, auf das die Fahrer mit außergewöhnlicher Unterwäsche reagieren - ja auch die Details müssen sitzen in der Formel 1. Sondern sie rührt auch von dem anspruchsvollen Kurs. Singapur sei viel kniffliger als Monaco, meint Hamilton. Weil die Runde länger ist, es mit 23 Kurven so viele gibt wie nirgendwo anders.

Und das alles eben ganz nah an den Leitplanken und in der Hitze. Doch damit nicht genug. Das ganz jetzt auch noch so schnell wie nie zuvor, wie die neuen Streckenrekorde im Jahr 2018 klar vor Augen führten. "Wir sind hier viel schneller als im Vorjahr, aber dadurch ist eine Runde auch sehr viel schwieriger geworden, da die G-Kräfte höher ausfallen und wir schneller reagieren müssen", erklärt Hamilton.

7. - S wie Sieger

Bleibt der Blick auf die rohe Rennpace. Und genau hier wird es knifflig. Red Bull, Mercedes und Ferrari lagen am Freitag im Longrun allesamt fast auf Augenhöhe. "Alle werden sehr nah beisammen sein", meint deshalb Kimi Räikkönen mit Blick auf das Rennen. Die im Qualifying plötzlich größeren Abstände sind nicht repräsentativ, vor allem auf eine schnelle Runde summieren sich selbst Kleinigkeiten gewaltig.

Genau weil nur alle so nah zusammen liegen, spielt es zudem kaum eine Rolle, wer den Wimpernschlag schneller ist. Denn Überholen wird mit so geringen Deltas gerade auf einem Straßenkurs kaum möglich sein. Ein Undercut jedoch funktioniert dafür auf einer so langen Runde natürlich besonders gut - oder auch ein Overcut? "Ich denke, unsere Longrun-Pace wird gut sein und wir werden die Reifen schonen können ...", sagt Ricciardo vielsagend.

Und auch Sebastian Vettel, immerhin Rekordsieger in Singapur, steckt nach P3 alles andere als auf, baut auf diverse Chancen, die wahre Pace seines Ferrari doch noch nutzen zu können, doch wieder überlegen zu sein, doch der Favoritenrolle gerecht zu werden: ""Wir haben zwei Stunden Zeit, etwas zu machen."