Der Italien GP der Formel 1 2018 in Monza war ein waschechter Kracher. Kollision zwischen Lewis Hamilton und Sebastian Vettel am Start, Verstappen-Wut auf die Stewards wegen einer Strafe und natürlich das epische Duell zwischen Hamilton und Kimi Räikkönen um den Sieg beim Ferrari-Heimrennen, bei dem auch Valtteri Bottas keine unerhebliche Rolle spielte.

Das alles hat Motorsport-Magazin.com aber schon an anderer Stelle ausführlich beleuchtet. Doch schon zuvor gab es im Duell Rot vs. Silber reichlich Diskussionsstoff - nämlich mit Start des Boxenstoppfensters. Bevor Ferrari Kimi Räikkönen in Runde 20 früh an die Box dirigierte, um einem Mercedes-Undercut zu entgehen, hatten die Mechaniker der Silberpfeile bereits ihrerseits für einen Stopp bereit gestanden. Augenscheinlich ein angetäuschter Boxenstopp, um Ferrari auszutricksen. Denn Hamilton selbst fuhr weiter.

Formel-1-Regeln verbieten Phantom-Stopps

Genau das führte nach Rennende zu einem Vorwurf an Mercedes bzw. einer kritischen Frage, der sich Teamchef Toto Wolff stellen musste: War das legal? Hintergrund ist Artikel 28.12 des Sportlichen Reglements der Formel 1. "Teampersonal ist in der Boxengasse nur unmittelbar bevor es an einem Auto arbeiten muss erlaubt und muss sich wieder zurückziehen, sobald die Arbeit vollendet ist", heißt es dort.

Formel 1 2018: Top-Themen nach dem Italien GP: (10:53 Min.)

Heißt: Fake-Stopps sind illegal, weil eben nicht am Auto gearbeitet wird. Doch Wolff verteidigt Mercedes. "Es war kein Phantom-Stopp. Wir wollten nur genau das Gegenteil von dem machen, was Ferrari macht", so der Österreicher. Mercedes musste also bereitstehen. Wäre Räikkönen nicht gekommen, hätte man Hamilton hereingeholt.

FIA glaubt Mercedes: Keine Beweise, vielleicht nur umentschieden

Auch für die FIA liegt der Fall so. "Wir haben das schon vor ein paar Rennen besprochen und mein Gefühl ist und bleibt, dass das Teil des Spiels ist", so Rennleiter Charlie Whiting am Abend in Monza. "Wir sehen es nicht gerne, wenn sich Teams in der Boxengasse aufhalten, aber keinen Stopp machen. Wenn sie es jede Runde machen würden, würden wir einschreiten. Aber es kann ja sein, dass sie wirklich darüber nachdachten, zu stoppen und sich nur anders entschieden haben", bestätigt Whiting das mögliche Vorhaben Mercedes.

Man könne das Gegenteil eben nicht beweisen. "Deshalb handeln wir da nicht - bis es jemand ganz offensichtlich inkorrekt ausführt", so Whiting. "Wenn sie keine Absicht hatten, zu stoppen. Wenn das ganz klar ist. Dann würden wir eine Untersuchung einleiten." Dafür überprüfe die FIA etwa den Boxenfunk. Im vorliegenden Fall um Mercedes in Monza lieferte jedoch kein Belastungsmaterial.