Lewis Hamilton hat den Großen Preis von Italien 2018 in Monza gewonnen. In einem unfassbar spannenden Rennen im Königlichen Park siegte der amtierende Formel-1-Weltmeister vor dem Ferrari von Kimi Räikkönen und Valtteri Bottas im zweiten Mercedes.

Der sechste Saison- und 68. Karrieresieg des Briten war jedoch keine Spazierfahrt. Am Start kollidierte er mit seinem Erzrivalen Sebastian Vettel, im Rennen biss er sich lang an Kimi Räikkönen die Zähne aus. Weil Teamkollege Bottas seinen Landsmann für Hamilton einbremste, Ferrari zudem acht Runden früher gestoppt hatte, um einem Undercut vorzubeugen, musste sich Räikkönen jedoch in Runde 45 mit arg lädierten Reifen geschlagen geben.

Vettel betrieb nach einem Frontflügelwechsel in Folge des Unfalls Schadensbegrenzung und wurde nach Aufholjagd von ganz hinten noch Vierter hinter Bottas. Im Ziel war zwar noch Verstappen Dritter, der Niederländer verlor durch eine Zeitstrafe jedoch die zwei Plätze gegen Bottas und Vettel.

Die Punkteränge: Grosjean, Ocon, Perez, Sainz und Stroll komplettierten die Top-10. Hier könnten sich allerdings noch Veränderungen ergeben, weil Renault die Legalität des Haas von Grosjean in Frage stellt:

Italien GP 2018: Das sagen Hamilton, Räikkönen, Bottas zum Rennen

Lewis Hamilton: "Ferrari hat es zu einer großen Herausforderung gemacht. Dank,e an das ganze Team. Sie haben mich mit allem unterstüzt, sonst wäre das nicht möglich gewesen. Es gab hier ein paar negative Schwingungen (über die Buh-Rufe, Anm. d. Red.), aber jetzt sehe ich viele britische Flaggen!"

Kimi Räikkönen: "Ich war eigentlich schnell genug, aber die Reifen haben nicht durchgehalten. Es war das Maximum heute. Wenn man sieht, wie das mit den Hinterreifen gelaufen ist; dann nimmt man den zweiten Platz mit und macht weiter."

Valtteri Bottas: "Ich habe alles gegeben, um auf das Podium zu kommen. Meine Mission war es, Kimi aufzuhalten. Ich bin doch noch aufs Podium gekommen, man hofft immer, dass es fair bleibt, aber Max hat ja die Strafe bekommen, dadurch hab ich profitiert. Wir nehmen das Ergebnis als Team. Ferrari war gestern im Qualifying schneller, aber heute sah es für uns besser aus."

Kimi Räikkönen entschuldigte sich für den verpassten Sieg bei den Tifosi, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen entschuldigte sich für den verpassten Sieg bei den Tifosi, Foto: Sutton

Formel 1, WM-Wertung 2018 nach Monza

Der WM-Stand: Lewis Hamilton baute durch seinen Sieg in Monza nach dem Rückschlag in Spa die WM-Führung vor Sebastian Vettel nun wieder aus - um 13 Punkte auf jetzt exakt 30 Zähler Vorsprung. Kimi Räikkönen verschafft sich im Kampf um P3 ganz leicht Luft gegen Bottas, liegt jetzt fünf Punkte vor seinem Landsmann. Nach ganz vorne fehlen dem Duo jetzt fast 100 Punkte. In der Teamwertung baut Mercedes seine Führung vor Ferrari leicht um zehn Punkte aus, hat jetzt 25 Zähler Vorsprung. Weiter hinten zieht Haas aufgrund der besseren Einzelergebnis am jetzt punktgleichen Renault vorbei. Force India macht nach der Neugründung den nächsten Platz gut, ist vorbei am Achten, Sauber.

Das Wetter: Wider Erwarten und aller Wetterberichte kurzes Bangen vor dem Start: Es tröpfelte in Monza nun doch auch am Sonntag. Der Asphalt war kurz vor Rennbeginn leicht feucht, allerdings weit davon entfernt, unter Wasser zu stehen. Richtig nass wurde es auch während des Rennens nicht. Im Gegenteil. Selbst Nieselregen kam keiner mehr. Die Temperaturen betrugen 22 Grad Celsius in der Luft und bis zu 31 auf dem Asphalt.

Hamilton dreht Vettel am Start um - der schimpft: dumm!

Der Start: Was ein Start! Die Top-3 kamen alle grob gleichgut weg. Durch den Windschatten konnten Vettel und Hamilton Räikkönen aber unter Druck setzen. Mit qualmenden Reifen rettete sich der Finne am ersten Bremspunkt durch die Rettifilo-Schikane. Hamilton berührte unterdessen fast Vettel . In der Anfahrt auf die zweite Schikane wurde es dann noch enger. Durch die Curva Grande flogen Vettel von links und Hamilton von rechts - selbst im Zweikampf - noch näher heran an Räikkönen.

Doch wieder behauptete sich der Iceman. Und diesmal knallte es zwischen Hamilton und Vettel, sodass Hamilton seinen Erzrivalen in der Variante della Roggia umdrehte. Hamilton war in Curva Grande in Vettels Windschatten gewesen und hatte sich beim Anbremsen auf die zweite Schikane rechts neben den Ferrari gesetzt. Beim Einlenken war Hamilton bereits eine Nuance vor Vettel, der dann die linke Seite des Mercedes touchierte und sich anschließend drehte.

Vettel fiel bis auf Platz 18 zurück. Safety Car! Ein paar Schäden hatte es gegeben am Ferrari. Vettel brauchte einen neuen Frontflügel. Auch die Leitbleche auf der linken Seite wurden in Mitleidenschaft gezogen. "Das war dumm!", schimpfte Vettel am Funk. Die Stewards entschieden aber auf Rennunfall. Keine Strafen. Weiter hinten im Feld kollidierte Brendon Hartley mit einem Sauber und musste abstellen. Das nicht Vettel-Trümmer führten dann zu dem SC - Glück für Vettel. So verlor er weniger Zeit.

Räikkönen kontert Hamilton-Attacke am Re-Start

Der Re-Start in Runde vier: Angriff von Lewis Hamilton auf Kimi Räikkönen! Schon vor der Parabolica war der Mercedes dicht im Heck des Ferrari. Auf Start-Ziel flog der Mercedes dann vorbei. Doch Räikkönen blieb in Curca Grande voll dran, setzte in die zweite Schikane hinein einen starken Konter, holte sich die Führung zurück. Sensationeller Rennsport. Vettel musste sich von hinten durchs Feld kämpfen, war nach einer Runde auf P17.

Der frühe Rennverlauf: An der Spitze entwickelte sich in den ersten Runden eine spannende Szenerie. Zwischen Hamilton und Räikkönen ging es immer um jede Tausendstel, ob der Brite im DRS-Fenster lag oder knapp nicht. Die schnellste Rennrunde wechselte gefühlt jede Runde hin und her.

Dahinter hielt Verstappen, der am Start Bottas kassiert hatte, erstaunlich gut mit während sich Sergio Perez und Kevin Magnussen im Kampf um die letzten Punkte ins Gehege kamen. Der Däne stoppte daraufhin früh für Medium. Vettel tat sich im angeschlagenen Ferrari schwer bei seiner Aufholjagd, litt dabei jedoch auch darunter, mit Daniel Ricciardo früh einen starken Gegner zu haben.

Dieses Duell kostete Zeit. Erst in Runde 9 drückte sich der Ferrari im Kampf um P15 vorbei. Einmal vor dem Red Bull drehte Vettel sofort mehr auf. War in Runde elf Elfter. Trotzdem funkte Vettel mehrfach, sein Ferrari verfüge über keine ideale Balance mehr. Ricciardo selbst kollidierte kurz darauf in Kurve eins leicht mit Pierre Gasly vom Schwesterteams.

Nach einem Renndrittel war Vettel dann in den Punkten - schon auf Platz acht. Parallel attackierte Bottas jetzt Verstappen, der sich in Runde 19 durch leichtes Cutten der ersten Schikane noch behauptete. Zwischen Räikkönen und Hamilton ging es nach wie vor extrem eng zu. Permanent kaum eine Sekunde zwischen den Duellanten um den Sieg! Noch dazu bauten die Reifen kaum ab, die Rundezeiten wurden schneller und schneller.

Ferrari kommt Mercedes-Undercut zuvor

Die Boxenstopps: In Runde 20 dann der erste Stopp! Und zwar durch Ferrari. Die Scuderia kam einem Undercut durch Mercedes zuvor. Doch würde der frische Soft schneller sein als der gebrauchte Supersoft am Mercedes? Immerhin hatte Hamilton erst kurz zuvor gefunkt, sein Reifen sei noch top in Schuss. "Hammertime, Lewis", funkte Mercedes. Sofort knallte der Weltmeister absolute Bestzeiten hin - doch Räikkönen reagierte auf seiner Outlap, war noch schneller. Hamilton kam entsprechend nicht sofort in der nächsten Runde, Mercedes musste den auferzwungenen Overcut ausdehnen.

Doch gut lief das nicht. Im Gegenteil. Mit den frischen Softs wurde Räikkönen nun Runde für Runde schneller, Hamilton hatte keine Antwort parat, war nach nur zwei Runden schon eine Sekunde langsamer. Doch jede langsame Überrundung hätte jetzt noch immer fatal sein können. Oder ein Zwischenfall! In Runde 25 stellte Ricciardo mit rauchendem Heck ab. Offenbar ein Motorschaden an der C-Spec-Power-Unit. Aber kein Safety-Car-Glück für Mercedes. Die italienischen Marshalls hatte natürlich richtig Gas gegeben.

Mercedes-Taktik: Bottas hält Räikkönen für Hamilton auf

In Runde 25 dann Verstappen beim Stopp, fiel hinter Vettel zurück, der wegen seines unfreiwilligen Besuchs in Runde 1 qua Reglement nicht mehr kommen musste, schon auf Soft gewechselt hatte. Der geringe Verschleiß in den Longruns am Freitag sprach dafür, dass er würde durchfahren können. Doch in Runde 29 kam Vettel doch noch einmal für frische Supersoft, fiel wieder auf P11 zurück.

Für Räikkönen unterdessen wurde es jetzt trotzdem brenzlig. Mercedes funkte Bottas. "Halte Kimi hinter dir!" Der war nämlich auch noch nicht zum Stopp gewesen, sollte jetzt Schützenhilfe leisten. Doch in Runde 28 kam dann schon Hamilton, Räikkönen war locker durch - 5-Sekunden Vorsprung.

Der weitere Rennverlauf: Doch nun konnte Bottas seinen Landsmann natürlich immer noch aufhalten, um Hamilton mit den jetzt acht Runden frischeren Softs gegenüber Räikkönen wieder näher heranzuführen. Das funktionierte exzellent. In Runde 31 war Hamilton schon bis auf 2,5 Sekunden dran. Weiter hinten nutzte Vettel seine frischen Supersofts, krallte sich wie im Schlaf Lance Stroll.

Räikkönen-Reifen litten hinter Bottas

In Runde 33 war Hamilton dann im Räikkönen-Getriebe, hatte jetzt den doppelten Windschatten, Bottas war immer noch davor. Noch dazu hatte Räikkönen vor allem auf dem linken Hinterreifen nach nun schon unzähligen Runden Dirty-Air-Rutschen direkt hinter Bottas mit heftiger Blasenbildung zu kämpfen. Noch dazu hatte Räikkönen den Soft nicht anfahren könne, musste wegen Hamilton sofort nach dem Stopp Vollgas geben. Nach 35 erlöste der eine Finne den anderen. Bottas Box. Jetzt hieß es nur noch Hamilton vs. Räikkönen. 17 Runden Kimi-Krimi um den ersten Sieg seit 2013 to go!

Zunächst jedoch Entspannung. Kein direkter Angriff. Den gab es dafür von Vettel. In Runde 38 krallte der Auholjäger sich Perez vor der Ascari, war jetzt Fünfter. Ocon musste zeitgleich nämlich noch zum Pflichtstopp. In Runde 42 dann ein weiterer Bottas-Angriff auf Verstappen in Turn 1. Abgewehrt. Sauber. Eine Runde später nicht sauber. Verstappen fuhr beim Verteidigen von rechts in Bottas rein, der musste in den Notausgang. Fünf Sekunden Strafe. "Wofür?", keifte Verstappen uneinsichtig in den Funk.

Vorne geriet Räikkönen in immer größere Turbulenzen, die Blasen wurden immer extrem, der Pirelli schien sich fast aufzulösen. Hamilton kam näher und näher, war mehrfach bis auf eine halbe Sekunde dran, in Runde 44 zeigte sich die 44 erstmals richtig, scherte Ende Start/Ziel schon aus. Noch neun Runden.

Bottas vs. Verstappen, Foto: Sutton
Bottas vs. Verstappen, Foto: Sutton

Hamilton knackt Räikkönen acht Runden vor Schluss

Eine Runde später war es passiert! Hamilton dieses Mal auf der anderen Seite vorbei! Keine Chance für Räikkönen zur Abwehr oder zum Konter. Hamilton raste auf den frischeren Reifen einfach davon. Dahinter wurde es kurios, Verstappen verteidigte sich trotz Zeitstrafe weiter hart gegen Bottas – dadurch kam Vettel aber näher, näher als die fünf Sekunden. Damit verlor Verstappen im Ziel beide Plätze.

Die Ausfälle: Brendon Hartley musste seinen Toro Rosso infolge der Berührung im Startgetümmel an Ort und Stelle abstellen. In Runde neun war auch für McLaren-Pilot Fernando Alonso der Italien GP durch einen Defekt am MCL33 beendet. In Runde 25 musste Ricciardo abstellen. Offenbar ein neuerlicher Motorschaden, zumal die C-Spec-Unit ohnehin nicht als sehr zuverlässig eingeschätzt wurde.

Monza 2018: Top-Facts zum Rennen

  • Hamilton ringt Räikkönen in Monza nieder
  • Bottas Dritter vor bestraftem Verstappen
  • Ferrari kommt Mercedes-Undercut zuvor
  • Bottas bremst Räikkönen für Hamilton ein
  • Räikkönen-Reifen gehen ein
  • Startunfall zwischen Vettel und Hamilton
  • Vettel-Aufholjagd bis auf P4

Formel 1, Fan-Voting Monza: Fahrer des Wochenendes