Mercedes-Pilot Valtteri Bottas präsentierte sich beim zwölften Rennen zur Formel-1-Saison 2018 in Ungarn nicht von seiner besten Seite. Während Teamkollege Lewis Hamilton in Budapest seinen fünften Saisonsieg feierte, räumte Bottas um ein Haar dessen WM-Rivalen Sebastian Vettel ab. Nach einer weiteren Kollision mit dem Red Bull von Daniel Ricciardo wurde er nur Fünfter. Die Rennleitung sprach für den Crash mit dem Australier eine Zeitstrafe aus.

"Sebastian war auf seinen Reifen deutlich schneller und hatte aus der ersten Kurve heraus einen guten Run", erklärt Bottas an den TV-Mikrofonen. Er hatte in der 15. Runde von seinem Ultrasoft-Startreifen auf Soft gewechselt. Vettel hingegen hatte erst in der 39. Runde gestoppt und war nicht nur auf einem frischeren, sondern mit dem Ultrasoft auch auf einem schnelleren Reifen unterwegs.

Nachdem Vettel Bottas seit seinem Boxenstopp belauert hatte, war er in der 65. Runde erstmals in Schlagdistanz. In Kurve eins konnte sich Bottas noch erfolgreich verteidigen, beim Herausbeschleunigen fehlte ihm auf seinem abgefahrenen Reifen jedoch die Traktion und Vettel nahm mehr Schwung mit. "Er hatte einen guten Run auf die zweite Kurve, nachdem wir in Kurve eins schon gekämpft hatten", so Bottas.

Bottas vs. Vettel: Mercedes-Pilot sieht sich nicht in der Schuld

Der Finne versuchte seine Position mit aller Macht zu verteidigen und bremste innen erst ganz spät - zu spät wie sich in diesem Moment herausstellen sollte, denn Bottas erwischte Vettel beim Einlenken am Heck. "Ich war mit meiner Nase innen immer noch neben ihm, er war außen und lenkte sehr früh ein. Ich konnte nirgends mehr hin", will Bottas die Schuld nicht allein auf sich nehmen.

Während bei ihm Teile des Frontflügels zu Bruch gingen, entging Vettel mit Viel Glück einem Reifenschaden. "Für mich war es einfach ein Rennzwischenfall, denn niemand wollte zurückstecken", lautet das Urteil von Bottas. Für Teamchef Toto Wolff war es nach den kürzlichen Kollisionen zwischen Ferrari und Mercedes eine haarsträubende Situation.

"Seine Reifen waren 50 Runden alt, war auf der dreckigen Seite und hat versucht sich mit allem zu verteidigen was er hatte, aber da war halt nicht mehr viel," so der Österreicher gegenüber RTL. Die Stewards werteten die Kollision wie Bottas als Rennunfall und sprachen keine Strafe aus "Ich hatte natürlich das Pech, als einziger den Schaden zu haben", so Bottas.

Bottas auch bei Ricciardo-Crash uneinsichtig

Nachdem mit Vettel auch der gleich dahinterfahrende Räikkönen durchgerutscht war, lag Bottas zunächst auf Platz vier. Doch auch diese Position sollte ihm bald streitig gemacht werden, denn Daniel Ricciardo flog im Red Bull auf Ultrasoft heran. Beim Anbremsen auf Kurve eins versuchte es der Australier außen.

Wie schon bei Vettel verbremste sich Bottas, diesmal allerdings umso heftiger. Den Einlenkpunkt verpasste er komplett und fuhr Ricciardo mit ziemlicher Wucht in die rechte Fahrzeugseite. "Es war mit Daniel mehr oder weniger dasselbe", so Bottas. "Mir hat eine Hälfte meines Frontflügels gefehlt und deshalb habe ich mich dort auch verbremst."

Auch in diesem Fall wollte Bottas sich nicht als Alleinschuldigen sehen. "Ich bin mir sicher, dass er gesehen hat, dass ich noch ziemlich schnell in die Kurve fuhr, aber er hat eingelenkt und wir haben uns berührt", so der 29-Jährige. Ricciardo sah das naturgemäß anders.

Ricciardo mit Glück im Unglück, Bottas rechnet nicht mit Strafe

"Ich war mir sicher, dass ich ganz gut an ihm vorbeikommen würde. Aber er hat dann in Kurve eins zu tief reingestochen. Ich habe ihm genug Platz gelassen, aber er hat sich wohl verbremst", so der Red-Bull-Pilot. "Zum Glück habe ich mich nicht gedreht. Das Getriebe ist dabei in die Neutralstellung gesprungen, doch glücklicherweise ist es nicht kaputtgegangen."

In der letzten Runde war Ricciardo erneut an Bottas dran und nahm dem waidwunden Mercedes-Piloten den vierten Platz doch noch ab. Anders als bei der Kollision mit Vettel leiteten die Offiziellen in diesem Fall jedoch eine Untersuchung ein und zitierten die Fahrer nach Rennende zu den Stewards. Doch Bottas rechnete unmittelbar nach dem Rennen nicht mit Konsequenzen: "Ich wäre überrascht, wenn ich eine Strafe bekomme."

FIA entscheidet auf Strafe für Bottas

Kurz nach der Anhörung von Bottas und Ricciardo verkündete die Rennleitung das Urteil: Bottas wurde mit einer Zeitstrafe von zehn Sekunden sowie zwei Strafpunkten in der Sünderkartei der Formel 1 belegt. Da Bottas im Ziel auf den Sechstplatzierten Gasly über 20 Sekunden Vorsprung hatte, ändert sich an seiner Platzierung im Großen Preis von Ungarn durch die Strafe jedoch nichts.

Die Stewards berücksichtigten bei ihrer Entscheidung, dass Bottas aufgrund des bei der Kollision mit Vettel beschädigten Frontflügels beim Anbremsen Downforce auf der Vorderachse fehlte, welche im Zusammenspiel mit den abgefahrenen Reifen zum Verbremser führten. Bottas wäre aber dennoch in der Lage gewesen, die Kollision zu verhindern.

Bottas war nach dem Ausgang seines Rennens aber ohnehin sichtlich bedient. "Ich kann aus diesem Rennen nichts Positives für mich ziehen", so der Finne, der sich vom zweiten Startplatz aus zunächst noch berechtigte Hoffnungen auf seinen ersten Saisonsieg gemacht hatte. "Ich wollte ein besseres Ergebnis."