Auch der Ungarn GP brauchte etwas, bis er zum Leben erwachte. Auf dem Hungaroring dauerte es sogar noch etwas länger als zuletzt in Deutschland oder in England. Erst in Runde 65 ging es richtig rund. Nachdem sich Sebastian Vettel zunächst zurückhielt und hinter Valtteri Bottas abwartete, startete er schließlich die Schlussoffensive - wohl auch, weil von hinten Teamkollege Kimi Räikkönen heraneilte.

Bottas verteidigte sich in Kurve eins hinein, ging nach innen. Damit befand sich Vettel in der besseren Position für den anschließenden Sprint Richtung Kurve zwei. "Ich hatte neben der besseren Linie auch noch die besseren Reifen und durfte DRS öffnen", erklärte Vettel nach dem Rennen.

Mit großem Geschwindigkeitsüberschuss ging er unmittelbar vor Kurve zwei an Bottas vorbei. Doch genau als sich Vettel vor Bottas setzte, krachte es. Der Finne fuhr Vettel ins Heck, beschädigte sich dabei seinen eigenen Frontflügel erheblich und verlor umgehend auch noch eine Position gegen Kimi Räikkönen.

Für Vettel verlief der Zusammenstoß glimpflicher: Der Deutsche konnte seinen Boliden auf der Strecke halten und trug keine sichtlichen Schäden davon. Vor allem blieben die Reifen unbeschädigt.

Für Vettel ist die Schuldfrage klar. "Ich war schon vorbei, für mich war die Szene beendet", so der Ferrari-Star. Der Unfall wurde notiert, doch eine Untersuchung wurde gar nicht eingeleitet. Bottas wurde nur für einen späteren Zusammenstoß mit Daniel Ricciardo bestraft.

Doch wenn die Schuldfrage eindeutig ist, warum gab es für den Zwischenfall keine Strafe für Bottas? "Sebastian hätte ihm etwas mehr Raum geben können und Valtteri hätte früher bremsen können", erklärt Rennleiter Charlie Whiting seine Sicht der Dinge. Deshalb sei kein Fahrer überwiegend für die Kollision verantwortlich.

Sebastian Vettel schoss Valtteri Bottas beim Frankreich GP am Start ab, Foto: Sutton
Sebastian Vettel schoss Valtteri Bottas beim Frankreich GP am Start ab, Foto: Sutton

Die Stewards sahen es offenbar genauso. Tatsächlich zog Vettel sehr früh zurück auf die Ideallinie. "Man kann Valtteri auch keinen Vorwurf machen", räumt Vettel ein, "denn wenn man so nah hinter einem anderen Auto fährt, ist es schwierig, zu bremsen." Vettel weiß, wovon er spricht, schließlich räumte er Bottas in Frankreich im Startgetümmel ab, unterschätzte dabei den Gripverlust im Windschatten.

Doch Bottas sieht es nicht ganz so. "Ich war mit meiner Nase innen immer noch neben ihm, er war außen und lenkte sehr früh ein. Ich konnte nirgends mehr hin", so der Mercedes-Fahrer. Der Finne geht aber wie Vettel mit der Entscheidung der Stewards d'accord: "Für mich war es einfach ein Rennzwischenfall, denn niemand wollte zurückstecken."