Zwischen den Red-Bull-Teamkollegen Max Verstappen und Daniel Ricciardo gab es am Formel-1-Rennwochenende in Österreich gewisse Spannungen. Der Australier hatte sich im Qualifying trotz Teamtaktik geweigert, dem Stallgefährten Windschatten zu geben. Ex-F1-Pilot Jacques Villeneuve glaubt, dass der Strahlemann unter dem Druck seines wiedererstarkten Teamkollegens langsam den Kopf verliert.

"Er kam das ganze Wochenende nicht besonders gut mit dem Auto zurecht und er scheint im Moment in keiner guten Verfassung zu sein, auch vom Kopf her", sagte der Kanadier gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Er ist verbissen und er fährt verbissen, was ihm nicht hilft." Die Gründe dafür glaubt Villeneuve ebenfalls erkannt zu haben.

"Bis vor einem Monat war er noch der Teamleader, auch was die WM-Punkte angeht", so der 47-Jährige über Ricciardo. In den Monaten als Verstappen einen Fehltritt an den nächsten reihte glänzte er mit Siegen in China und Monaco und avancierte so zur heimlichen Nummer eins des Teams. Gleichzeitig steigerten die Pleiten des Teamkollegen seinen Marktwert.

Mittlerweile liegt Verstappen in der Gesamtwertung nur noch drei Punkte hinter Ricciardo. Der Niederländer hat sich aufgerappelt, fährt seit Montreal fehlerfrei und hat den Teamkollegen damit wie schon 2017 im Griff. "Max hat reagiert", meint auch Villeneuve, der diesen Umstand als alleinigen Faktor für Ricciardos gereiztes Gemüt ausgemacht hat.

Villeneuve: Ricciardo ist kein Weltmeister

"Ich glaube, er ist frustriert weil er nicht wie ein Champion behandelt wird", so der Weltmeister von 1997, der glaubt, dass Ricciardo nach seiner Erfolgsserie zu hohe Ansprüche hegt: "Er ist kein Weltmeister, also kann er auch nicht den Vertrag eines Weltmeisters bekommen."

Hinzu kommt, dass der nun wieder auf dem gewohnten Level operierende Verstappen die Verhandlungsposition Ricciardos schwächt. "Er wird jetzt auch keinen Vertrag auf dem Niveau seines Teamkollegen erhalten", glaubt Villeneuve, der zudem der Meinung ist, dass Ricciardo seine Felle davonschwimmen sieht.

"Er hat gewartet und gewartet und dann schlossen sich die Türen bei Mercedes und Ferrari. Jetzt geht es für ihn bergab und die Frustration setzt ein." Für den sonst so scharf von ihm kritisierten Verstappen hatte er nach dessen ersten Saisonsieg in Spielberg hingegen überraschend positive Worte übrig.

Formel 1 2018: Österreich Grand Prix Analyse (52:01 Min.)

Villeneuve voll des Lobes für Verstappen: Er fuhr super gut

"Er ist ein Rennen gefahren wie damals in Barcelona bei seinem ersten Sieg. Er war vorne, behielt die Konzentration und hat keine Dummheiten gemacht", lobte Villeneuve den 20-Jährigen für seine souveräne Fahrt zum insgesamt vierten Grand-Prix-Sieg. "Wenn er so drauf ist, ist er super gut."

Einzig die Konstanz vermisst Villeneuve beim Niederländer noch: "Das Problem ist, dass es bei ihm wie eine Welle ist. Wenn er so fährt, ist er der Wahnsinn. Jetzt gerade reitet er auf dieser Welle und dann macht er alles perfekt. Er hat auf seine Reifen aufgepasst und sie durchgebracht und ist ein tolles Rennen gefahren."