Moderne Formel-1-Teams sind wie Eisberge. Man sieht nur die Spitze. Fahrer, leitendes Personal, Mechaniker und Ingenieure an der Strecke sind nur das eine, nur der Teil, den alle vor Ort im Fahrerlager und auch auf den TV-Bildschirmen sehen.

Tatsächlich sind die Rennställe noch viel größer. Auch am Rennwochenende sind mehr Mitarbeiter im Einsatz als auf den ersten Blick ersichtlich: Nicht nur in der Winterpause und zwischen den Grands Prix wird in den Fabriken der F1-Teams eifrig gearbeitet, auch am Wochenende selbst unterstützen die Mitarbeit von 'Zuhause' aus Mercedes, Ferrari, Red Bull & Co.

Vor allem bei der Berechnung der Strategien für das Rennen und aller möglicher Eventualitäten ist der Support durch solche sogenannte 'virtuelle Garagen' heutzutage elementar.

Aber auch die Arbeit im Simulator darf nicht fehlen. Diese ist vor allem von Ferrari bekannt. Bei der Scuderia schrubben die Entwicklungs- und Simulatorfahrer in Maranello oftmals von Freitag auf Samstag hunderte virtuelle Kilometer, um dem Rennteam wertvolle Daten zu liefern, die Befunde der Einsatzfahrer aus dem Training zu ergänzen und Antworten zu geben.

Im Fall der Rennstrategien kennen die einige sicher noch von Mercedes. Die Silberpfeile gewährten bereits mehrfach Einblick, wie die Ingenieure vom Werk in Brackley aus das Team an den Rennwochenenden unterstützen. Doch auch bei der Entwicklung über Nacht wird auf Basis gigantischer Datenmengen gearbeitet. "Es ist eine Kombination der Ingenieure hier an der Strecke und den Ingenieuren in Brackley, die sich die Dinge in den Simulationen angesehen haben", berichtete Toto Wolff erst jüngst beim Aserbaidschan GP in Baku zur Erklärung eines Performancesprungs zum Qualifying.

Verbot für virtuelle Garagen? Mercedes klar dagegen

Doch genau mit diesem Support könnte es schon bald vorbei sein. Im Zuge der seitens Liberty Media für 2021 geplanten Budgetobergrenze in der Formel 1 steht auch ein Verbot solcher virtueller Garagen im Raum. Für Toto Wolff ein absolutes No-Go.

"Ich halte das für eine sehr schlechte Idee, denn wir haben in die virtuelle Garage investiert. Es ist ein großartiges Verkaufsargument für Partner und Sponsoren, denn tatsächlich sitzen in unserer virtuellen Garage in Brackley nicht nur Ingenieure. Wir haben dort auch Sponsoren. Wir versuchen Kooperationen mit High-Tech-Firmen zu unterhalten und dieses Gebiet interessiert sie am meisten", erklärt der Mercedes-Teamchef.

"Soweit ich weiß, haben es viele Teams geschafft, ihre Strukturen zur Unterstützung der Rennteams in der Fabrik zu kommerzialisieren. Natürlich gibt es dir einen Vorteil, wenn du mehr Gehirne hast, die an Lösungen und Problemen arbeiten. Aber für uns ist das auch ein Teil des Verkaufs geworden", ergänzt Wolff.

Mercedes gilt als einer der größten Gegner eine Budgetobergrenze in der Formel 1, insbesondere wenn diese gleich eine Halbierung des Budgets bedeuten würde. Dann müsse man Mitarbeiter entlassen und das könne und werde Mercedes nicht, sagte Niki Lauda Motorsport-Magazin.com nach eine Präsentation entsprechender Pläne durch Liberty Media im Rahmen des Bahrain GP.